Eva Glees
Eva Glees (* 2. Oktober 1909 in Berlin; † 9. Oktober 2006 in Oxford) war eine deutsche Zahnmedizinerin und Emigrantin in Großbritannien.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eva Glees wurde als jüngste der vier Töchter von Walter und Agnes Löb (geb. Frank) in Berlin geboren, wo Walter Löb die chemische Abteilung am Rudolf-Virchow-Krankenhaus leitete und 1916 verstarb. Die Familie zog zurück nach Bonn, wo Walter Löb zuvor Privatdozent der Universität gewesen war. Dort erlebte Eva das Ende des Ersten Weltkrieges, befreundete sich mit Thea Kantorowicz und studierte auf Empfehlung deren Vaters, Alfred Kantorowicz, von 1930 bis 1934 Zahnmedizin an der Universität Bonn.[1] Dort promovierte sie bei Erich Hoffmann mit dem Ziel einer wissenschaftlichen, klinischen Karriere im Gesundheitswesen.[2] Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurden ihr der Doktortitel versagt und ihrem Verlobten Paul Glees der Doktortitel aberkannt.[3] Ohne Zukunft und Beruf im nationalsozialistischen Deutschland flüchtete Eva mit Paul Glees 1936 in die Niederlande. Sie heirateten, gründeten eine Familie und wurden 1939 als Flüchtlinge in Großbritannien aufgenommen. 1946 wurde Eva Glees britische Staatsbürgerin, ging nicht mit Paul Glees 1961 zurück nach Deutschland und praktizierte als Zahnärztin in Oxford. In den 1990er Jahren bis zu ihrem Tod war sie mit der Historikerin Annette Kuhn liiert.[4]
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eva Glees ist die Mutter des britischen Zeithistorikers und Politologen Anthony Glees. Zwei ältere Schwestern wurden Opfer der Shoah. Der niederländische Historiker Hermann W. von der Dunk war der Sohn ihrer ältesten Schwester Ilse von der Dunk (geb. Löb)(1901-1997).
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1996 gab sie dem Imperial War Museum ein ausführliches Interview über ihr Leben.[5] Ihr zu Ehren wurde im Juni 2022 in Bonn die Doktor-Eva-Glees-Straße eingeweiht.[6]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ralf Forsbach: Die medizinische Fakultät der Universität Bonn im "Dritten Reich". R. Oldenbourg, München 2006, ISBN 978-3-486-57989-5, S. 83–85.
- ↑ Erinnerung an Wissenschaftlerin : Bonner Uniklinik benennt Straße nach der Jüdin Eva Glees. In: General-Anzeiger. 23. Juni 2022, abgerufen am 15. September 2022 (deutsch).
- ↑ Birgit Formanski: Lebensbilder jüdischer Akademikerinnen - Ausgewählte Medizinstudentinnen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn 1900 - 1938. unipress - Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8471-1161-0, S. 417–424.
- ↑ Barbara Degen: Annette Kuhn. Historikerin, Friedens- und Frauengeschichtsforscherin. Hentrich & Hentrich, Berlin 2016, S. 78–79.
- ↑ Eva Glees: Glees, Eva (Oral history). In: iwm. Imperial War Museum, 3. September 1996, abgerufen am 14. September 2022 (englisch).
- ↑ ukbnewsroom: Einweihung Doktor-Eva-Glees-Straße Bonner Medizin setzt Zeichen gegen faschistische Vergangenheit mit Bezügen zur Gegenwart. Universitätsklinikum Bonn, 13. Mai 2022, abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
Personendaten | |
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NAME | Glees, Eva |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Zahnmedizinerin |
GEBURTSDATUM | 2. Oktober 1909 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 9. Oktober 2006 |
STERBEORT | Oxford |