Feingerippte Grasschnecke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Feingerippte Grasschnecke

Vallonia enniensis

Systematik
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Pupilloidea
Familie: Grasschnecken (Valloniidae)
Unterfamilie: Valloniinae
Gattung: Vallonia
Art: Feingerippte Grasschnecke
Wissenschaftlicher Name
Vallonia enniensis
(Gredler, 1856)

Die Feingerippte Grasschnecke (Vallonia enniensis) ist eine auf dem Land lebende Schneckenart aus der Familie der Grasschnecken (Valloniidae); die Familie gehört zur Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das scheibenförmige Gehäuse der Feingerippten Grasschnecke hat eine Höhe von 1,1 bis 1,4 mm und eine Breite von 2,1 bis 2,6 mm. Die Anfangswindungen heben sich aber über die Windungsebene hinaus. Es hat 2¾ bis 3¼ Windungen, die regelmäßig und rasch zunehmen. Die Schale ist vergleichsweise dick und kräftig. Das Embryonalgehäuse nimmt etwa 1 1/8 Windung ein. Die Oberfläche ist fast glatt, gelegentlich mit schwacher Chagrinierung oder feinen Spiralstreifen. Der Teleoconch ist mit dicht stehenden, fadenförmigen Rippen versehen. Zwischen den Rippen finden sich je ein oder zwei sehr feine Zuwachsstreifen. Die Windungen sind an der Peripherie nur mäßig gewölbt und sind nur durch flache Nähte voneinander abgesetzt. Im Windungsquerschnitt umgreifen sie sich stark. Die letzte Windung verläuft von der Seite betrachtet in der Windungsebene, selten sehr wenig absteigend oder ansteigend. Die Mündung bzw. die Mündungsebene ist mit etwa 30° gegen die Gehäuseachse schräg gestellt. Die Mündung ist rundlich, die Ansatzstellen des Mundsaumes liegen weit auseinander. Sie sind durch einen flach zur Mündung hin gebogenen, transparenten Kallus miteinander verbunden. Der Mundsaum ist außen und unten ziemlich abrupt etwa rechtwinklig nach außen gebogen. Innen ist der Mundsaum mit einer dicken, ringförmigen, weißlich-transparenten Lippe versehen. Die Lippe tritt besonders oben und außen wulstig über die Mündungsebene vor. Hier ist sie durch eine Rinne vom Außenrand abgesetzt. Der Nabel ist offen, aber vergleichsweise eng. Er nimmt nur etwa ein Viertel (oder weniger) des maximalen Gehäusedurchmessers ein. Das gelblich getönte Gehäuse ist milchig und schwach transparent. Die Innenlippe scheint nach außen nur schwach durch.

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gehäuse ähnelt der Glatten Grasschnecke (Vallonia pulchella), hat aber sehr feine, dichter stehende und mehr regelmäßige Rippchen (auf der letzten Windung etwa 45 bis 60 Rippchen). Sie damit dichter und feiner berippt als die Gerippte Grasschnecke (Vallonia costata).

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet der Feingerippten Grasschnecke erstreckt sich von Süd- und Ostspanien, über Südfrankreich, Schweiz, Norditalien, Österreich, Tschechien, Slowakei, Südpolen, Ungarn, Rumänien[1], Südosteuropa bis in die Türkei und Ägypten. Im Osten sind Funde aus Litauen, Weißrussland und der Ukraine[2] bekannt. Gerber verzeichnet in seiner Verbreitungskarte auch noch einige, von ihm nicht überprüfte Fundpunkte in Russland. Neu (2013) ist ein Vorkommen in Nordostmarokko[3]. In Deutschland gibt es sehr zerstreute Nachweise aus fast allen Bundesländern. Völlig isoliert ist bzw. war ein Vorkommen in Südschweden. Hier wurden seit den 1960er Jahren keine (Lebend-)Funde mehr gemacht[4]. Die Art ist auch aus pleistozänen Ablagerungen in Deutschland, Frankreich, England und Ungarn gefunden worden.

Die Art kommt an ausgesprochen nassen Standorten, wie kalkreichen Sümpfen, feuchten und nichtkultivierten Wiesen in Flusstälern, aber auch an sonnigen Hügeln in der Nähe von Quellen. In der Schweiz steigt die Art bis auf 1000 m über Meereshöhe an.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1856 von Vinzenz Maria Gredler als Vallonia pulchella var. enniensis in die wissenschaftliche Literatur eingeführt[5]. Das Taxon wurde später auch als Unterart von Vallonia pulchella (Müller, 1774) behandelt, wird jedoch heute als eigenständige Art anerkannt[6]. Synonyme sind: Vallonia pulchella var. hispanica Sterki, 1893, Helix (Vallonia) pulchella enniensis f. major Kormos, 1909, Helix (Vallonia) pulchella csorensis Kormos, 1909 und Helix eupleurolena Bourguignat (nomen nudum).

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art ist in Deutschland vom Aussterben bedroht[7][8], ebenso in der Schweiz[9]. In Österreich gilt sie als gefährdet. Die Gefährdung geht vor allem von Habitatzerstörungen aus. Geeignete Habitate können selbst bei der Renaturierung nicht mehr besiedelt werden, da die Vorkommen sehr isoliert und zerstreut sind. Die IUCN vermerkt lediglich: „Data Deficient Needs Updating“[4].

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jochen Gerber: Revision der Gattung Vallonia Risso 1826 (Mollusca: Gastropoda: Valloniidae). Schriften zur Malakozoologie, 8: 1–227, Cismar, 1996 (S. 60–68)
  • Michael P. Kerney, Robert A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8 (S. 127, 130)
  • Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Planet Poster Ed., Göttingen 2012, ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5 (im Folgenden abgekürzt Welter-Schultes, Bestimmungsbuch mit entsprechender Seitenzahl)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexandru V. Grossu: Gastropoda Romaniae 2 Subclasa Pulmonata I Ordo Basommatophora II Ordo Stylommatophora Suprafamiliile: Succinacea, Cochlicopacea, Pupillacea. 443 S., Bukarest 1987 (S. 258; als Unterart von Vallonia pulchella).
  2. Igor Balashov, Nina Gural-Sverlova: An annotated checklist of the terrestrial molluscs of Ukraine. Journal of Conchology, 41(1): 91-109, 2012 PDF
  3. Nicole Limondin-Lozouet, Hamid Haddoumi, David Lefèvre, Mohamed Ghamizi, Hassan Aouraghe, Tiphaine Salel: Holocene molluscan succession from NE Morocco: Palaeoenvironmental reconstruction and biogeographical implications. Quaternary International, 302: 61-76, 2013 doi:10.1016/j.quaint.2012.11.036
  4. a b Vallonia enniensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 1996. Eingestellt von: Mollusc Specialist Group, 1996. Abgerufen am 15. Juli 2014.
  5. Vinzenz Maria Gredler: Tirol's Land- und Süsswasser-Conchylien. I. Die Landconchylien. - Verhandlungen des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien (Abhandlungen) 6: 25-162, Wien 1856 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 55/6)
  6. Fauna Europaea
  7. J. H. Jungbluth, D. von Knorre (unter Mitarbeit U. von Bössneck, K. Groh, E. Hackenberg, H. Kobialka, G. Körnig, H. Menzel-Harloff, H.-J. Niederhöfer, S. Petrick, K. Schniebs, V. Wiese, W. Wimmer, M. L. Zettler): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland. Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, 81: 1-28, Frankfurt/M. 2009 PDF (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dmg.mollusca.de (1,3 MB)
  8. Vollrath Wiese: Die Landschnecken Deutschlands. 352 S., Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2014 ISBN 978-3-494-01551-4 (S. 98)
  9. Welter-Schultes, Bestimmungsbuch, S. 206

Online[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Feingerippte Grasschnecke (Vallonia enniensis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien