Florinskirche (Koblenz)
Die Florinskirche in Koblenz war die Kirche des aufgelösten Chorherren-Stiftes St. Florin und ist heute eine evangelische Gemeindekirche im Stadtzentrum, die die Stadtsilouette der Altstadt mit beherrscht. Sie steht in der Nähe des Moselufers am Florinsmarkt, gegenüber dem Alten Kaufhaus und dem Bürresheimer Hof.
Seit 2002 ist die Florinskirche Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
Geschichte
Ursprünglich eine Marienkirche ist die Florinskirche aus der Kapelle des benachbarten fränkischen Königshofes (heute das Pfarrhaus der Liebfrauenkirche, König Childebert von Austrien hielt hier angeblich 586 Hof) hervorgegangen. Um 938 bis 948, nachdem die Reliquien Florins aus Remüs (Schweiz) übertragen wurden, wurde die damalige Kirche allein dem hl. Florin geweiht.
Um 1100 erfolgte ein Neubau unter dem Stiftspropst Bruno von Lauffen, dem späteren Trierer Erzbischof, als romanische dreischiffige Kirche. Die damals flach gedeckte Pfeilerbasilika bezog auf der Ostseite Teile der römisch-fränkischen Stadtmauer ein. Mitte des 14. Jahrhunderts wird die romanische Apsis der Kirche durch eine gotische ersetzt. In den Jahren 1582 bis 1614 erfolgt die Einwölbung des östlichen Langhauses. Anfang des 17. Jahrhunderts werden die Glockentürme erneuert. Der Abbruch der Martinskapelle auf der Südseite der Kirche erfolgt 1671, um eine Straßenverbindung zwischen Florinsmarkt und Kornmarkt zu schaffen. Koblenz wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 beschossen. Dabei wurde das Mittelschiffgewölbe zerstört, das aber bereits zwischen 1708 und 1711 erneuert werden konnte. Um 1710 erhielt die Kirche ein neues Südportal mit der Figur des hl. Florin. Nachdem der südliche Turm 1791 durch Blitzschlag zerstört worden war, entschloss man sich, die neuen Turmhelme niedriger zu bauen.
Im Jahre 1794 besetzten französische Revolutionstruppen Koblenz. Die Florinskirche wurde 1803 von den Franzosen säkularisiert und das Stift aufgehoben. Danach wurde das Kirchengebäude als Magazin genutzt. Zwischen 1807 und 1811 wurde das Kircheninventar verkauft, das Schulhaus, die angrenzenden Stiftsgebäude und der Kreuzgang niedergelegt. Napoleon I. veranlasste 1807, dass die Kirche zu einem städtischen Schlachthaus mit Verkaufsständen umfunktioniert werden sollte. Doch dazu kam es nicht, da Koblenz 1815 an Preußen fiel.
König Friedrich Wilhelm III. übertrug das Gebäude im Jahr 1818 der evangelischen Militär- und Zivilgemeinde. Das Gotteshaus wurde 1820 als evangelische Pfarrkirche geweiht und wurde somit zum ersten evangelischen Kirchengebäude in Koblenz. Die 1791 aufgesetzten Turmhelme wurden bei der gründlichen Restaurierung der Kirche durch Hermann Cuno 1899 beseitigt und durch Spitzdächer ersetzt. In den Jahren 1929 bis 1930 wurde bei archäologischen Grabungen unter der gotischen Apsis das Fundament eines römischen Stadtmauerturms gefunden. Die Dächer der dreischiffige Pfeilerbasilika wurden 1944 bei einem Luftangriff zerstört und 1951 wieder aufgebaut. Im Jahre 1970 erfolgte eine neue Ausmalung nach am Triumphbogen gefundenen Resten der alten gotischen Bemalung. Barocke Blattgirlanden schmücken den ansonsten schlichten Innenraum der Kirche. Im Gewölbe des Nordturms stehen zwei fränkische Steinsärge, die 1929 bei Ausgrabungen im Kirchengarten gefunden wurden. Im Deckengewölbe der Taufkapelle ist eine Kanonenkugel angebracht, die an die Beschießung der Kirche durch französische Truppen 1688 erinnern soll.
Siehe auch
Literatur
- Anton Diederich: Das Stift St. Florin zu Koblenz; Studien zur Germania Sacra 6, Veröffentlichungen des Max-Planck-Institutes für Geschichte 16; Göttingen 1967
- Martina Knichel: Das Memorienbuch von St. Florin in Koblenz. Edition und Erläuterung; Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 110; Mainz 2004; ISBN 3-929135-46-9
- Rolf Volkening: Die Florinskirche zu Koblenz und die Geschichte der Stadt 1794–1820; in: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 38 (1992), S. 5–27
Weblinks
- Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte
- Eintrag zu Florinus (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
Koordinaten: 50° 21′ 43″ N, 7° 35′ 50″ O