Fred Gras

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Friedrich-Wilhelm „Fred“ Gras (* 1927 in Ostpreußen) ist ein deutscher Sportsoziologe und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gras kam in Ostpreußen zur Welt. Er studierte Garten- und Landschaftsbau und arbeitete in diesem Berufsfeld. An der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig absolvierte er ein Fernstudium,[1] welches er 1960 mit der Diplomarbeit „Die Entwicklung der Sportgemeinschaft Machern, Kreis Wurzen nach 1945 bis zur Gründung des DTSB unter Berücksichtigung der ländlichen Struktur“ abschloss.[2]

Ab 1961 war Gras an der DHfK in der Lehre beschäftigt und von 1979 bis 1990 Professor für Sportsoziologie.[3] Im Zeitraum von 1966 bis 1989 betreute er mehr als 50 Doktorarbeiten. Im Mittelpunkt seiner Forschungsarbeit standen die Themengebiete Jugend und Sport,[4] Lebensweisen und Persönlichkeitsentwicklung von Leistungssportlern,[5] Körperkultur und Sport als Teil der Kultur und Lebensweise,[6] Entwicklungen der marxistisch-leninistischen Sportsoziologie,[7] sozialistische Lebensweise und sportliche Tätigkeit[8] sowie die sportliche Betätigung von Studenten und Hochschulabsolventen in der DDR.[9] 1971 wurde ihm die Aufgabe zuteil, als Ko-Direktor der internationalen Studie „Involvement in Sport“ zu fungieren. Gras leitete ein Autorenkollektiv von DHfK-Wissenschaftlern, das für eine im Auftrag der Unesco durchgeführte Projektstudie zur Erarbeitung eines länderübergreifenden Konzeptes zum Thema „Entwicklung des Sports für alle“ verantwortlich war und dafür von der Unesco ausgezeichnet wurde.[10] Er war Mitglied des Forschungsrates der DDR.[1]

Gras, ein laut Deutscher Vereinigung für Sportwissenschaft „international anerkannter Sportsoziologie“,[11] gehörte der Fachkommission für Sportsoziologie des Weltrates für Körpererziehung und Sport an, er war Mitglied im Vorstand des Internationalen Komitees for Sportsoziologie (ICSS) und gehörte ab 1971 zum Redaktionsausschuss der Zeitschrift International Review for the Sociology of Sport.[12]

1990 wurde er emeritiert.[1] Gemeinsam mit Bero Rigauer und Klaus Rohrberg veröffentlichte er 2007 den Aufsatz „Sportsoziologie und Sportpraxis in der DDR und BRD“,[13] in dem der Versuch unternommen wurde, zwischen Vertretern der Sportsoziologie der BRD und der DDR „einen soziologischen Dialog auf der Ebene einer empathischen und aufklärenden Kommunikation zu führen“, ohne entscheiden zu wollen, welche Sportsoziologie der beiden deutschen Nachkriegsstaaten der jeweils anderen möglicherweise überlegen gewesen sein könnte.[14] Am 2007 erschienenen Buch „Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950–1990“ beteiligte sich Gras als Verfasser des Kapitels „Entwicklung der Sportsoziologie an der DHfK“.[15]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fred Gras: Von Ostpreußen nach Sachsen eine Biografie. Engelsdorfer Verlag, 2011, ISBN 978-3-86268-491-5. (Autobiografie)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Gras, Fred. In: Engelsdorfer Verlag. Abgerufen am 23. Januar 2019.
  2. Fred Gras: Die Entwicklung der Sportgemeinschaft Machern, Kreis Wurzen nach 1945 bis zur Gründung des DTSB unter Berücksichtigung der ländlichen Struktur. Universität Leipzig, Sportwissenschaftliche Fakultät,, 1960 (uni-leipzig.de [abgerufen am 23. Januar 2019]).
  3. Beiträge zur Sportgeschichte, Heft 8/ 1999: DIE AUTOREN. Abgerufen am 23. Januar 2019.
  4. Fred Gras: Jugend und Sport (= Schriftenreihe Soziologie). Dietz, 1987, ISBN 978-3-320-00918-2 (bisp-surf.de [abgerufen am 23. Januar 2019]).
  5. Fred Gras: About the Way of Life and Development of Personality of Competitive Sportsmen. In: journals.sagepub.com. 1. März 1976, abgerufen am 23. Januar 2019.
  6. Fred Gras: Physical Culture and Sport as Part of Culture and the Way of Life from the Sociological Point of View. In: journals.sagepub.com. 1. Dezember 1981, abgerufen am 23. Januar 2019 (englisch).
  7. Fred Gras, Brigitte Reinhardt: The Situation and Developmental Tendencies of Marxist-Leninist Sport Sociology in the German Democratic Republic (GDR). 1. März 1987, abgerufen am 23. Januar 2019 (englisch).
  8. Sozialistische Lebensweise und sportliche Tätigkeit : (Erkenntnisse - Standpunkte - Entwicklungstendenzen) /. [Staatssekretariat für Körperkultur u. Sport],, 1985 (uni-leipzig.de [abgerufen am 23. Januar 2019]).
  9. Beschreibung: Athletic activities in the life of students and graduates in the German Democratic Republic. In: katalog.ub.uni-leipzig.de. Abgerufen am 23. Januar 2019.
  10. Lothar Kalb: Die internationalen Wissenschaftsbeziehungen der DHfK. In: Gerhard Lehmann, Lothar Kalb, Norbert Rogalski, Detlev Schröter und Günther Wonneberger (Hrsg.): Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950-1990. Meyer & Meyer, Aachen 2007, ISBN 978-3-8403-0034-9, S. 83.
  11. Alumni der Sportwissenschaft. In: Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft. 30. Januar 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Januar 2019; abgerufen am 23. Januar 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sportwissenschaft.de
  12. International Review for the Sociology of Sport; Editorial Board. 1. September 1984, abgerufen am 23. Januar 2019 (englisch).
  13. Fred Gras, Bero Rigauer, Klaus Rohrberg: Sportsoziologie und Sportpraxis in der DDR und der BRD. Eine vergleichende Studie. In: SportZeiten : Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft. Band 7, Nr. 3, 2007, ISSN 1617-7606, S. 53–92 (bisp-surf.de [abgerufen am 23. Januar 2019]).
  14. SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 7 (2007), 3. 23. Januar 2019, abgerufen am 23. Januar 2019.
  15. Fred Gras: Entwicklung der Sportsoziologie an der DHfK. In: Gerhard Lehmann, Lothar Kalb, Norbert Rogalski, Detlev Schröter und Günther Wonneberger (Hrsg.): Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig 1950-1990. Meyer & Meyer, 2007, ISBN 978-3-8403-0034-9, S. 427–441.