Freiheitsaktion Bayern

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Die Freiheitsaktion Bayern (FAB) war eine Widerstandsbewegung in Südbayern in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges, die eine gewaltlose Kapitulation anstrebte.

Hintergrund

Ende April 1945 neigte sich der Krieg für Deutschland dem Ende entgegen. Die Schlacht um Berlin war in vollem Gange; gekämpft wurde auch noch in Norddeutschland und in Kurland, in einigen Atlantikfestungen und anderen kleineren Frontabschnitten von Slowenien bis ins Sudetenland. Amerikanische und französische Verbände waren im Begriff, den restlichen Teil Bayerns einzunehmen. Die Propaganda des Nationalsozialismus machte glauben, im Südbayern und Österreich sei eine „Alpenfestung“ vorbereitet. Widerstandskämpfer um Hauptmann Rupprecht Gerngross, Chef der Dolmetscherkompanie des Wehrkreises VII in der Münchener Saarkaserne, entschlossen sich daher, zur Vermeidung weiteren Blutvergießens die Bewohner zur Kapitulation aufzufordern. Ihre Initiative nannten sie „Freiheitsaktion Bayern“.

1947 wurde der frühere Feilitzschplatz zu Ehren der Widerstandsbewegung in Münchener Freiheit umbenannt. Eine Gedenktafel im Innenhof des Landwirtschaftsministerium ehren die hingerichteten Mitglieder der Freiheitsaktion Bayern für ihren Widerstand.

Ziele

Wie Rupprecht Gerngross nach der Einnahme eines Radiosenders in Erding verkündete, hatte die Freiheitsaktion folgende Ziele:

  1. Ende von Militarismus und Nationalsozialismus,
  2. Aufbau eines Sozialstaates,
  3. Allmähliche Wiedereinführung der Presse- und Versammlungsfreiheit.

Ähnliche Ziele klangen in weiteren Punkten an.

Verlauf der Befreiungskampagne

Gerngross suchte in den Kreisen München und Freising nach Mitstreitern, allerdings konnte er nicht allzu viele für seine Pläne begeistern: Einige waren noch verblendet von der NS-Propaganda, wiederum andere fürchteten die Rache des Regimes. Gerngross entschloss sich, den „Widerstand auf Mittelwelle“ zu führen, d. h. sobald die US-amerikanischen Verbände die Städte erreichten, sollten Radiosender besetzt und von dort aus zur Kapitulation aufgefordert werden. Die Bevölkerung sollte einsehen, dass eine Fortsetzung der Kämpfe sinnlos war und gegen fanatische Nationalsozialisten vorgehen.

Am 28. April besetzten Gerngross und seine Mitstreiter zwei Reichssender in Erding und München-Freimann. Von dem Radiosender in Erding rief Gerngross zur baldigen Einstellung jeglicher Feindseligkeiten auf und proklamierte die Ziele der Freiheitsaktion Bayern. Reichsstatthalter Franz von Epp zögerte, sich an die Seite der Aufstandsbewegung zu stellen.

Gauleiter Paul Giesler, der am Tag darauf zum Nachfolger Himmlers ernannt wurde, schlug nach wenigen Stunden mit Hilfe von SS-Einheiten den Aufstand der Freiheitsaktion nieder. Die SS und die Gestapo starteten eine Hetzjagd auf die Widerstandskämpfer. Gerngross und seine Leute mussten fliehen, einige wurden auf der Flucht von der SS getötet. Gerngross und einigen anderen gelang es, unterzutauchen.

Die Truppen der Alliierten rückten von Westen nach Bayern ein. In Augsburg wurde die Kapitulation erklärt. In Dachau kam es zum Dachauer Aufstand. In Penzberg verhinderte der ehemalige SPD-Bürgermeister Hans Rummer die Sprengung des Bergwerkes, sorgte für die Befreiung von Zwangsarbeitern und Gefangenen aus benachbarten Lagern und setzte den nationalsozialistischen Bürgermeister ab. Daraufhin wurde der Ort von der Wehrmacht besetzt und 16 Personen wurden in der Penzberger Mordnacht ermordet.

Einzelne Bürger und Priester, die die weiße Flagge an Häusern oder an einem Kirchturm hissten, wurden von SS-Leuten - aber auch von fanatischen NSDAP-Anhängern - gejagt und erschossen, oder zur Abschreckung der Restbevölkerung für alle sichtbar aufgehängt.

Die SS-Leute und andere fanatische Nazis verfolgten „Wehrkraftzersetzung“ und „Drückebergerei“. Mehr als 40 Aufständische sind bekannt, die den Aufrufen der FAB gefolgt waren und nur Stunden vor der Befreiung ermordet wurden. So wurden beispielsweise in Burghausen drei Arbeiter der Wacker-Werke von der SS erschossen. An sie erinnert ein Mahnmal auf dem Fabriksgelände.

Literatur

Weblinks