Freisinnige Volkspartei

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Die Freisinnige Volkspartei (FVp) war eine politische Partei im Deutschen Kaiserreich. Sie war dem Linksliberalismus verpflichtet und bestand von 1893 bis 1910.

Eugen Richter, bis zu seinem Tod der unumstrittene Parteiführer

Entstehung

Sie ging 1893 aus der Spaltung der Deutschen Freisinnigen Partei hervor. Hintergrund waren unterschiedlichen Haltungen gegenüber der Heeresvorlage von Leo von Caprivi. Ein anderer Teil der Deutschen Freisinnigen Partei fand sich in der Freisinnigen Vereinigung wieder.

Die Freisinnige Volkspartei bildete die größere der beiden Parteien. Ihr schlossen sich auch die meisten lokalen Vereine an.

Struktur

Ihre maßgebliche Persönlichkeit war Eugen Richter, der 1893 bis 1906 ihr Parteivorsitzender war. Offiziell existierte zwar innerparteiliche Demokratie, aber in der Praxis war Richters Meinung sowohl inhaltlich wie auch in Personalfragen maßgebend. Die Parteitage und der Parteivorstand (Parteiausschuss genannt) hatten kaum eigenen Einfluss.

Im Jahr 1895/96 gehörten der Partei 379 örtliche Organisationen an. Schwerpunkte waren Sachsen, Preußen insbesondere in Berlin, Schlesien und Ostpreußen und die nord- und mitteldeutschen Klein- und Stadtstaaten. Die Partei konnte zwar ihre aus der Vorgängerorganisation übernommene Anhängerschaft weitgehend behaupten. Es gelang ihr aber kaum darüber hinaus neue Schichten der Gesellschaft zu erreichen. Wähler und Mitglieder kamen vorwiegend aus kleinbürgerlichen und mittelständischen Kreisen aus Kaufmannschaft und Gewerbe. Hinzu kamen einige liberale Großbauern und Gutsbesitzer sowie Mitglieder des Bildungsbürgertums.

Eine Zusammenarbeit gab es mit der Deutschen Volkspartei, mit dieser hat die Freisinnige Volkspartei erstmals 1893 einen gemeinsamen Wahlaufruf veröffentlicht. Die Parteien kamen dabei auf 24 Mandate. (1898 waren es 29, 1903 21 und 1907 28).

Programmatik

Im Jahr 1894 hat sich die Freisinnige Volkspartei ein Parteiprogramm gegeben. Darin forderte sie unter anderem die Einführung des recht demokratischen Reichstagswahlrecht auch in den Einzelstaaten. Sie strebte die Parlamentarisierung des Reiches an. Außerdem forderte sie Diäten für Abgeordnete und eine gerechtere Einteilung der Wahlkreise. Nicht zuletzt wurde eine jährliche Verabschiedung des Heeresetats angestrebt. Höhere Heeresausgaben wurden konsequent abgelehnt. Ähnlich kritisch stand die Partei zunächst der Kolonialpolitik und dem Flottenbau gegenüber. In wirtschaftspolitischer Hinsicht sollten Eingriffe des Staates begrenzt werden. Dagegen wollte die Partei Gewerkschaften gesetzlich anerkennen und forderte die Förderung von Selbsthilfeeinrichtungen sowie eine Abschaffung der Privilegien des Großgrundbesitzes.

Eine Umsetzung dieses Programms war ohne Zusammenarbeit mit anderen Kräften wie der SPD oder dem linken Flügel des Zentrums nicht möglich. Einen solchen Kurs lehnte Richter indes ab. Dem stand auch der doktrinäre Wirtschaftsliberalismus Richters entgegen. Auch andere Positionen haben eine mögliche Zusammenarbeit zusätzlich erschwert.

Nach der Ära Richter

Nachfolger Richters wurde 1906 Hermann Müller-Sagan. Aber dieser blieb recht schwach. Stattdessen war Otto Fischbeck der starke Mann, der schließlich auch Vorsitzender wurde. Die Parteigremien hatten nach Richters Tod mehr Einfluss. Es kam inhaltlich zu einer Wende. Die Partei stimmte der Flottenvorlage der Regierung und auch der Kolonialpolitik zu. Sie wurde zudem Teil des Bülow-Blockes.

Der Zentralausschuss hielt an Richters Kurs in der Frage politischer Zusammenarbeit mit anderen Parteien unbeirrt fest. Dagegen verlangte zunächst eine Minderheit eine Vereinigung mit der Freisinnigen Vereinigung. Dem schlossen sich schließlich auch die Mehrheit der Reichstagsfraktion und immer mehr Lokalvereine an.

Eine erste Zusammenarbeit kam bei der Reichstagswahl von 1907 zustande. Am 6. März 1910 verbanden sich die linksliberalen Parteien Freisinnige Volkspartei, Freisinnige Vereinigung und Deutsche Volkspartei (DtVP) in Berlin zur Fortschrittlichen Volkspartei.

Literatur

Weblinks