Grabmal der Dorothea Mehlbaum

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Das 1654 wohl von Peter Köster geschaffene Standmal für Lorenz Niemeyer und Dorothea Mehlbaum an der Goseriede; im Hintergrund das Gewerkschaftshaus
Wappen der Familien Niemeyer und Mehlbaum am Kopfende des Grabsteins
Druck eines Fotos von Carl Schuchhardt von 1909

Das Grabmal der Dorothea Mehlbaum auf dem Alten St.-Nikolai-Friedhof in Hannover[1] ist ein denkmalgeschütztes[2] und im Jahr 1654 mutmaßlich von dem Bildhauer Peter Köster geschaffenes Standmal für den Ratsherrn, Hauptmann der Geschworenen und Kämmerer Lorenz Niemeyer und dessen Ehefrau Dorothea Mehlbaum.[1]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das „Ehrengedächtnüß“ des Pastors Melchior Ludolph Sattler für Dorothea Mehlbaum liest sich zusammengefasst in heutiger Sprache etwa wie folgt: Sie war die Tochter des hannoverschen Bürgers Heizo Mehlbaum und der Margareta Volckmers. Ihren Vater verlor sie im Alter von 12 Jahren; durch den Tod ihrer Mutter im Jahr 1616 wurde sie schließlich zur Vollwaise; ohne Versorger. Bald danach wurde die Jungfrau - „mit Consens und Bewilligung beyderseits Gebrüdere und andern nahen Anverwandten“ - am 21. September 1617 in Hannover mit dem Hauptmann der Geschworenen Lorentz Niemeyer verheiratet. Zwar konnte das Ehepaar keine Kinder bekommen, dennoch führte die Ehefrau ein als tadellos beschriebenes Leben als liebende Hausfrau, die zu ihrem Mann hielt trotz der zeitweilig durch Dritte ausgesprochenen Verdächtigungen gegen ihn. Sie wirkte Fäden mit der Spindel und verarbeitete Wolle und Flachs zu Stoffen. Sie kümmerte sich um Arme und Bedürftige und nahm schließlich eine Waise an Kindes statt. Die in dem christlichen Nachruf von Pastor Sattler als tugendsam und bescheiden Beschriebene hatte sich zu Lebzeiten gewünscht, bei ihren Großeltern und Freunden auf dem St. Nikolai-Friedhof bestattet zu werden.[3]

Am Ende ihres Lebens wurde die zuvor regelmäßige Kirchgängerin um Weihnachten 1653 krank, konnte aber nach Hausbesuchen des bald darauf verstorbenen Stadtphysikus Hurlebusch senior und anschließend des Hofmedikus Dietrich Konerding kurzzeitig wenigstens teilweise genesen. Nach fast einjähriger Krankheit trotz der zuletzt von Stadtphysikus Christian Busmann verschriebenen Mittel und Medikamente starb sie im Beisein von Magister Ludolph Walter, ihrem Beichtvater Justus Henricus Barnstorff und anderer christlicher „Matronen“ während des gemeinsamen Gebetes.[3]

Für des „Laurentii Neumeyers / Hauses Zier“ verfasste der Schreib- und Rechenmeister Johannes Hemeling eine Grabschrift, gefolgt von einer in Latein verfassten Dichtung von Johan Daniel Ludovici.[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Relief der Bildhälfte oben rahmt das Ehepaar Niemeyer-Mehlbaum eine Pietà, auf der die Mater dolorosa vom Schwert durchbohrt wird. Oben thront Gottvater auf einem Kreuz, von einem Figurenpaar überwölbt. Im Hintergrund die drei Golgathakreuze.

Die persönliche Inschrift unterhalb der Bildhälfte der 2,40 m hohen und 0,71 m breiten Kunstwerks lautet auf

„[...] Lorentz Niemeyer, Rathsverwanter, Hauptman der Hern Geschwornen und Camerararius, geb. 1554“

sowie die Frau

„Dorothea Mehlbaums“

geboren 1. Januar 1589, gestorben 30. November 1654.[1]

Bei der Anfertigung dieses privat in Auftrag gegebenen Steines beim Tod seiner Lebensgefährtin lebte Niemeyer noch. Er starb erst 1663. Er erhielt erst nach seinem eigenen Tode einen offiziellen Stein, durch den ihn Rat der Stadt Hannover offenbar ehren wollte.[1]

Das Grabmal war noch Anfang des 20. Jahrhunderts im „Denkmalshofe an S. Nicolai“ aufgestellt.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Melchior Ludolph Sattler: Status Christianorum, Das ist: Der Rechtgläubigen Glück und Zustand/ wie dieselbe wegen ihrer Frömmigkeit von der gottlosen Welt angefeindet/ gehasset und verfolget werden/ und was in solcher Verfolgung ihr Trost seyn sol/ Aus dem schönen Kirchengesang/ Mag ich Unglück nicht wiederstahn/ [et]c. : Bey ... Leichbestattung Der ... Frawen Dorotheen Mehlbaums/ Des ... Herrn Laurentii Niemeyers/ dieser Stadt Geschwornen Hauptmans und Camerarii ... HaußEhr/ Welche am Tage Andraeae den 30. Novemb. abgelauffenen 1654. Jahrs nachmittag zwischen 3. und 4. Uhr ... entschlaffen/ und darauff den 7. Tag folgenden Monats Decemb. ... beygesetzet worden/ Beschrieben / von M. Melchiore Ludolpho Sattlern/ der PfarrKirchen zum H. Creutz Pastore, Hannover/ Gedruckt bey Georg Friedrich Grimmen. Im Jahr 1666. Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (SBB)
  • Carl Schuchhardt: Nr. 92. Schmales Standmal des Lorenz Niemeyer und seiner Frau Dorothea Mehlbaum, 1654, in ders.: Die hannoverschen Bildhauer der Renaissance, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1909, S. 129–130; Digitalisat über archive.org

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dorothea Mehlbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Carl Schuchhardt: Nr. 92. Schmales Standmal des Lorenz Niemeyer und seiner Frau Dorothea Mehlbaum, 1654, in ders.: Die hannoverschen Bildhauer der Renaissance, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1909, S. 129–130; Digitalisat über archive.org
  2. Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig: Nikolaikapelle und Nikolaifriedhof. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, Bd. 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 57ff.; hier: S. 58; sowie Mitte im Addendum zu Band 10.2, Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege) / Stand: 1. Juli 1985 / Stadt Hannover, S. 3ff.
  3. a b c Melchior Ludolph Sattler: Ehrengedächtnüß Frawen Dorotheen Mehlbaums ..., Hannover: Grimm, 1666

Koordinaten: 52° 22′ 41,6″ N, 9° 43′ 56″ O