Sarkophag der Chrodoara

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Koordinaten: 50° 32′ 55,8″ N, 5° 19′ 4,3″ O

Karte: Belgien
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Sarkophag der Chrodoara
Grabplatte der Hl. Chrodoara

Die Grabplatte der Hl. Chrodoara von Amay (St. Chrodoara d´Amay) wurde 1977 in der kleinen belgischen Stadt Amay an der Maas, unweit von Lüttich im Chor der romanischen Stiftskirche "Saint Georges et Sainte Ode" gefunden. Sie bedeckte den Sarkophag einer Frau, bei der es sich laut Inschrift um Chrodoara handelt. Das Abbild auf einer der bedeutendsten trapezoiden Grabplatten aus dieser Epoche zeigt sie als Äbtissin mit einem Stab in der Hand.

Chrodoara wurde um das Jahr 560 geboren. Sie heiratete vor dem Jahr 582 Bodegisel-Bobo, Sohn des Mummolinus von Soissons. Im Jahre 589 wurde sie Witwe und starb vor dem Jahr 634. Durch die Ehe von Hugobert und Irmina von Oeren und möglicherweise auch durch Arnulf von Metz war sie eine Vorfahrin der Karolinger.

Die Entdeckung war Anlass für eine sorgfältige Überprüfung der beiden Dokumente, die es zu dieser merowingischen Familie gibt:

  • Dem am 30. Dezember 634 verfassten Testament des Adalgisel Grimo. Darin erwähnt er, dass seine Tante, deren Name nicht genannt wird, in der Saint-Georges-Kirche von Amay bestattet ist. Durch den Fund der Grabplatte konnten ältere Vermutungen über eine Zugehörigkeit des Adalgisel zu einer Adelssippe bestätigt werden, der auch Chrodoaras Ehemann Bodegisel angehörte.
  • Der Vita von St. Ode, die Anfang des 12. Jahrhunderts als reiche Witwe des Herzogs von Aquitanien die Gründerin von Amay war.

Einige Historiker glauben, dass es sich bei den beiden Frauen um dieselbe Person handelt.

Trapezoide Grabplatten kommen an der oberen Maas und der Mosel im 8. und 9. Jahrhundert häufig unverziert, mitunter aber auch verziert vor (Willibrord-Sarkophag aus Echternach und der mit Zirkelschlägen verzierte Sarkophag von Nennig, einem Ortsteil von Perl im Saarland).

In der Kirche befindet sich auch der Reliquienschrein von „Sankt Georg und der Heiligen Ode“ von 1240, ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst im Maasgebiet.

Literatur

  • J. Willems: Le Sarcophage de Sancta Chrodoara en l'eglise collegiale Saint-Georges d´Amay. Amay 1978 (Cercle Archéologique Hesbaye-Condroz, 15).
  • Jacques Stiennon, Le sarcopharge de Sancta Chrodoara à Saint-Georges d'Amay. Essai d'interprétation d'une découverte exceptionnelle. In: Comptes-rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, 123e année, N. 1, 1979, 10-31.[1]
  • Alain Dierkens (Dir.), Le sarcophage de Sancta Chrodoara. 20 ans après sa découverte exceptionnelle. Actes du colloque international d'Amay 30 août 1997. Amay 2006 (Cercle Archéologique Hesbaye-Condroz 25, 2000-2001).

papylou.skynetblogs.be/archive/2010/10/22/amay-sancta-chrodoara.html Amay: Sancta Chrodoara (französisch)