Grafschaft Werdenfels

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Die Grafschaft Werdenfels im heutigen Werdenfelser Land war eine reichsunmittelbare Grafschaft im Besitz des Hochstifts Freising.

Ihr Zentrum bildete die Burg Werdenfels. Im Jahr 1294 verkaufte Graf Perchthold von Eschenloh seine Grafschaft an den Bischof Enichen (Emicho) von Freising. Die Grafschaft wurde in drei Pfleggerichte eingeteilt: Garmisch, Partenkirchen und Mittenwald. Der oberste Richter hatte seinen Sitz in Garmisch, wo er seine Gerichtstage hielt. Die Sitzungen fanden zunächst auf der Burg statt, erst 1632 wurde der Pflegsitz in ein neues Amtshaus in Schwaigwang verlegt.

Das Land verfügte über einen beträchtlichen Besitz an Erz- und Silbervorkommen. Von noch größerer wirtschaftlicher Bedeutung für die Grafschaft war zu Beginn der Neuzeit die Kontrolle der Handelsstraßen nach Italien. Was aus dem Süden kam (Gewürze, Früchte, Weihrauch, Wein), musste in Mittenwald, was aus dem Norden kam (Kupfer, Messing, Tuche, Schmuck, Metallwaren) in Partenkirchen gegen Bezahlung niedergelegt werden. Nur eine Werdenfelser Fuhrleutevereinigung hatte das Recht, innerhalb der Grafschaft die Waren zu transportieren. Von besonderer Bedeutung war es, dass die Republik Venedig von 1487 bis 1679 einen eigenen Markt in Mittenwald unterhielt. So kam die Gegend zu einem gewissen Wohlstand und wurde als „goldenes Landl“ bezeichnet.

Die Nachbarn Tirol und Bayern, letzteres vertreten durch die Anrainer Kloster Ettal und Kloster Benediktbeuern, beanspruchten immer wieder Gebietsteile. 1530 bot Herzog Wilhelm IV. von Bayern dem Bischof von Freising weite Landesteile zwischen Isar und Amper zum Tausch für die gesamte Grafschaft, doch scheiterten die Verhandlungen in München.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Gegend allmählich ihre Bedeutung als Umschlagplatz. Einen gewissen Aufschwung brachte, begründet durch Matthias Klotz, der Geigenbau in Mittenwald. 1803 endete mit der Säkularisation in Bayern die Herrschaft des Hochstifts Freising, die Grafschaft Werdenfels kam zu Bayern.

Literatur

  • Albrecht, Dieter: Die Grafschaft Werdenfels. in: Unbekanntes Bayern. Entdeckungen und Wanderungen, München, Süddeutscher Verlag, 1955, ISBN 3-7991-5839-1
  • Josef Ostler/Michael Henker/Susanne Bäumler: Grafschaft Werdenfels 1294 - 1802. Katalogbuch zur Ausstellung im Kurhaus Garmisch. Mohr×Löwe×Raute. Beitrage zur Geschichte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen Band 2, hrsg. v. Verein für Geschichte, Kunst und Kulturgeschichte im Landkreis e.V., Garmisch-Partenkirchen. 1994.
  • Johannes Haslauer: Errichtet um allen Nachbarn Verdruss zu machen. Die Rolle der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im politischen Streit um die Grafschaft Werdenfels (1765-1768), in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 72 (2009), S. 399-459.
  • Prechtl, Johann Baptist: Chronik der ehemals bischöflich freisingischen Grafschaft Werdenfels in Oberbayern mit ihren drei Untergerichten und Pfarreien Garmisch, Partenkirchen und Mittenwald. Zusammengestellt Augsburg 1850. Garmisch, Ostler, 1931
  • Wüst, Wolfgang: Umbruch im Goldenen Landl vor 200 Jahren. Der Markt Partenkirchen und die Grafschaft Werdenfels im Säkularisationstrauma, in: Mohr – Löwe – Raute. Beiträge zur Geschichte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen 11, hrsg. v. Verein für Geschichte, Kunst und Kulturgeschichte im Landkreis e.V., Garmisch-Partenkirchen 2006, S. 141-162.