Heimweh nach der Gasse

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Film
Titel Heimweh nach der Gasse
Originaltitel Gribiche
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1925
Länge 2500 Meter, bei 18 BpS 122 Minuten
Stab
Regie Jacques Feyder
Drehbuch Jacques Feyder, nach einer Vorlage von Frédéric Boutet
Produktion Alexandre Kamenka für Les Films Albatros
Musik Rami und Bachar Khalifé (2010)
Kamera Maurice Desfassiaux, Maurice Forster
Besetzung
  • Jean Forest: Gribiche (Antoine Belot)
  • Cécile Guyon: Anna Belot, seine Mutter
  • Rolla Norman: Phillippe Gavary
  • Françoise Rosay: Edith Maranet
  • Maurice Soufflot: Ediths Bruder
  • Alice Tissot: die Institutsvorsteherin
  • Charles Barrois: Marcelin
  • Victor Vina: Trunkenbold
  • Andrée Canti: die Gouvernante
  • Hubert Daix: Herr Veudrot
  • Mme. Surgères: Frau Veudrot
  • Sylviane de Castillo: mondäne Dame
  • Armand Dufour: Chauffeur
  • Major Heitner: Lehrer
  • Serge Otto: Kammerdiener
  • Pionnier: Boxtrainer

Heimweh nach der Gasse ist der deutsche Titel des französischen Stummfilmdramas Gribiche, das Jacques Feyder 1925 mit dem jungen Jean Forest in der Titelrolle für Alexandre Kamenkas Gesellschaft Les Films Albatros inszenierte. Das Drehbuch dazu verfasste er selbst. Vorlage war eine Erzählung von Frédéric Boutet.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Arbeiterjunge Gribiche, Sohn der Kriegswitwe Belot, gibt einer reichen Amerikanerin ihre Handtasche voller Geld zurück, die sie im Kaufhaus hat liegen lassen. Gerührt von so viel Ehrlichkeit beschließt sie, ihn an Kindes Statt anzunehmen. Seine Mutter, die in einer Fabrik arbeitet, gibt ihn schweren Herzens frei, glaubt sie doch, ihm so eine bessere Zukunft eröffnen zu können.

Die menschenfreundliche Madame Maranet aus Amerika, in Sorge um Gribiches Wohlergehen, verhängt über ihn einen mit Mathematik- und Literaturunterricht, Sport- und Musikstunden ausgefüllten, völlig durchorganisierten Tag. Gribiche muss feine Tischmanieren lernen, bekommt Speisen vorgesetzt, die er nicht kennt und trotzdem essen soll, darf nicht aufs Volksfest gehen und hat auch sonst nur noch wenig freie Zeit zum Spielen. Verständlich, dass er mehrmals versucht, aus dem Goldenen Käfig, in den er da eingesperrt wurde, auszureißen.

Als es ihm gelingt, nach Abfassen eines Abschiedsbriefs unbemerkt das Haus zu verlassen und zwei Angestellten von Madame Maranet zu entkommen, auf die er in einem Bistro trifft, findet er den Weg nach Hause, wo seine Mutter in der Zwischenzeit ihren Verehrer, den Vorarbeiter Phillippe Gavary, geheiratet hat. Der freut sich über Gribiches Rückkehr, und auch seine Gönnerin Madame Maranet hat ein Einsehen. Sie lässt ihn bei seiner Mutter und bezahlt ihm sogar weiter seine Ausbildung.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Spitzname Gribiche, den der Junge Antoine Belot trägt, ist nach dem Namen einer säuerlichen Soße gebildet, die man in der französischen Küche aus hartgekochtem Eigelb, Kapern, Gurken, Senf, Essig und Öl bereitet und zu Kalbskopf oder Sülzen, aber auch zu Fischgerichten, Krebsen oder anderen Schalentieren serviert.[1]

Lenny Borger schrieb über das Projekt: “Feyder konzipierte das Projekt als ein Vehikel für Jean Forest, den Jungen aus Montmartre, den er entdeckt hatte und 1922 in Crainquebille und später noch in Visages d’enfants besetzte – drei Filme von unterschiedlicher Ambition, alle erleuchtet von einem der berührendsten Kinderschauspieler der Stummfilmära”[2].

Das Bühnenbild entwarf Lazare Meerson, die Aufnahmen leiteten Basile Kourotchkine und Basile Zriatchikoff. Henri Chomette assistierte der Regie. Die Photographie besorgten Maurice Desfassiaux und Maurice Forster.

Gribiche wurde in Paris am 26. März 1926 uraufgeführt. In die Kinos kam der Film dann ab dem 2. April 1926. Auch in Deutschland kam er 1926, hier als Heimweh nach der Gasse, heraus, in Österreich 1927 unter dem Titel Die aus erster Ehe. Am 22. Dezember 1928 erlebte er als Mother Of Mine seine amerikanische Premiere.[3]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde nach seiner Uraufführung von den Kritikern als „fantaisie charmante, faite de menus détails, de riens délicieux, de traits spirituels et émouvants“ eingeschätzt.[4]

Er wurde besprochen von:

Alexander Platz : Leitrezension / FilmAnthologie 44[5].

Feyders Gribiche wurde, nach jahrelanger Recherchearbeit restauriert von der Cinémathèque française, 2008 auf dem 28. Festival Le Giornate del Cinema Muto in Pordenone zusammen mit seinem Film Les Nouveaux Messieurs wieder aufgeführt.

Der Kulturkanal Arte strahlte diese restaurierte Fassung im Deutschen Fernsehen am Montag, den 18. November 2011 um 23.30 Uhr mit Musikbegleitung und deutschen Untertiteln aus.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marc Auffret, Pierre Cogny: La France de L'entre Deux Guerres, 1919-1939 ... Histoire de la France. Verlag Culture, art, loisirs, Paris 1972, hier S. 218.
  • Cinémathèque française (Hrsg.): Tirages et restaurations de la Cinémathèque française. Band 3. Cinémathèque française, Paris 1988, ISBN 978-2-900596-08-1, hier S. 58, 110, 119.
  • Günther Dahlke, Günter Karl: Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933: ein Filmführer. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1988, hier S. 334.
  • Alan Goble: The Complete Index to Literary Sources in Film. Walter de Gruyter, Berlin 1999, hier S. 50, 875.
  • Philippe d’Hugues, Michel Marmin: Le Cinéma français: le muet. Editions Atlas, Paris 1986, ISBN 978-2-7312-0462-9, hier S. 143, 173.
  • Katholische Filmkommission für Deutschland (Hrsg.): Film-Dienst, Band 54, Ausgaben 14–19, Katholisches Institut für Medieninformationen, Katholische Filmkommission für Deutschland, 2001, hier S. 193.
  • Georges Sadoul: Histoire du cinéma mondial des origines à nos jours. Edition Flammarion, 1961, hier S. 535.
  • Georges Sadoul: Dictionary of Film Makers. Translated, edited and updated by Richard Morris, University of California Press, Berkeley 1972, hier S. 83–84 u. 172.
  • Robert B. Connelly: The Silents: Silent Feature Films, 1910-36. Band 40, Ausgabe 2. Verlag December Press, 1998, hier S. 356.

DVD-Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gribiche ist enthalten in: David Shepard, Jeffrey Masino (Hrsg.): French Masterworks: Russian Émigrés in Paris 1923-1929. Five Iconic Films Albatros Productions (5-Disc DVD Collection). Flicker Alley, Los Angeles 2013, ISBN 1-893967-65-4. (Restaurierte Fassung, Musik kompiliert von Rodney Sauer, französische Zwischentitel mit optionalen englischen Untertiteln, Region 0)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abbildungen:

  • Kinoplakat für “Gribiche” von Pathé rural [4] und von Boris Bilinsky[5]
  • Kinoplakat für “Gribiche” von Alain Curry [6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Platz, Leitrezension 31. August 2011: „Dass eine Mutter ihren Sohn nach einer Soße benennt, kann man nur verstehen, wenn man das französische Verhältnis zum Essen kennt. Es ist einfach liebevoll.“
  2. bei silentfilm.org[1] Feyder conceived the project as a vehicle for Jean Forest, the Montmartre boy he had discovered and cast in Crainquebille in 1922 and again in Visages d’enfants — three films of varying ambition, all illuminated by one of the silent screen’s most moving child players
  3. vgl. IMDb/release info[2]
  4. vgl. arte.tv(France) Archivlink (Memento des Originals vom 14. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arte.tv
  5. Posted on 31. August 2011 bei: Der Wahlberliner[3]
  6. vgl. arte.tv Archivlink (Memento des Originals vom 14. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arte.tv