Große Hamsterratte

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Große Hamsterratte
Systematik
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Nesomyidae
Unterfamilie: Hamsterratten (Cricetomyinae)
Tribus: Cricetomyini
Gattung: Beamys
Art: Große Hamsterratte
Wissenschaftlicher Name
Beamys major
Dollman, 1914

Die Große Hamsterratte (Beamys major) ist ein mäuseartiges Nagetier aus der Unterfamilie der Hamsterratten (Cricetomyinae). Sie ist nahe mit der Kleinen Hamsterratte (Beamys hindei) verwandt, jedoch größer.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Große Hamsterratte erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 136 bis 173 mm, eine Schwanzlänge von 126 bis 143 mm, eine Ohrenlänge von 19 bis 21 mm, eine Hinterfußlänge von 21 bis 25 mm und ein Gewicht von 95 bis 102 g. Die Backentaschen sind gut entwickelt. Das Fell ist weich. Die Oberseite ist grau, die Unterseite ist reinweiß. Das Kinn, die Kehle und die Oberbrust sind weiß. Die Ohren sind relativ groß. Der lange Greifschwanz hat auffällige weiße Markierungen. Die relativ kurzen Gliedmaßen sind weiß mit vier Zehen an den Vorderfüßen und fünf Zehen an den Hinterfüßen. Die Männchen sind im Durchschnitt größer als die Weibchen mit einer beträchtlichen Überlappung bei den Größenangaben zwischen den Geschlechtern. Der Karyotyp ist nicht bekannt.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom nördlichen und östlichen Sambia über Malawi bis ins nördliche Zentral-Mosambik, insbesondere am Monte Mabu.

Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Große Hamsterratte bewohnt Bergwälder und Uferwälder üblicherweise in Höhenlagen von 500 bis 1000 m.

Nahrungsverhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Große Hamsterratte ist nachtaktiv. Sie hält sich überwiegend am Boden auf, sie kann jedoch auch klettern, wobei sie ihren langen Greifschwanz als Stütze beim Überwinden dünner Zweige benutzt. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Früchten und Samen, die in Erdspeichern vergraben werden. Gelegentlich bereichern Insekten das Nahrungsangebot.

Fortpflanzungsverhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trächtige Weibchen wurden während der Regenzeit zwischen November und Mai beobachtet. Die durchschnittliche Wurfgröße beträgt vier bis sechs Junge. Das Wachstum der Jungtiere ist sehr schnell. Im Alter von vier Wochen haben sie ein Gewicht von 43 g erreicht. Die Tragezeit von Weibchen der nahe verwandten Kleinen Hamsterratte in menschlicher Obhut beträgt 22 bis 23 Tage und deren Lebenserwartung drei bis vier Jahre.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Artstatus der Großen Hamsterratte ist umstritten. 1914 wurde sie von Guy Dollman als eigenständige Art beschrieben.[1] 1970 wurde sie von C. Andresen Hubbard als Unterart der Kleinen Hamsterratte (Beamys hindei) klassifiziert.[2] Dieser Ansicht folgten William Frank Harding Ansell und sein Sohn im Jahr 1973[3] sowie Gordon Barclay Corbet und John Edwards Hill im Jahr 1991.[4] Andere Autoren, darunter Guy Musser und Michael D. Carleton, betrachteten Beamys major auch weiterhin als eigenständige Art.[5] Clare D. Fitzgibbon, Herwig Leirs und Walter Verheyen wiesen 1995 daraufhin, dass die Körpergrößen von Beamys hindei in südlichen Breitengraden größer waren, als die von Exemplaren aus den nördlichen Breitengraden.[6] Dieser Einschätzung folgte David C. D. Happold im Jahr 2013 und betrachtete sowohl die nördliche Population von Kenia (Beamys hindei) als auch die südliche Population von Malawi (Beamys major) als konspezifisch.[7]

Einen anderen Ansatz verfolgen dagegen Ara Monadjem und Christiane Denys. Im Jahr 2011 legten Denys und ihre Kollegen dar, dass die Kleinen Hamsterratten in Kenia und Tansania unterschiedliche Karyotypen besitzen und sie vermuteten, dass die Population aus den Usambara-Bergen in Tansania möglicherweise eine dritte unbeschriebene Beamys-Art repräsentieren könnte.[8] Im Jahr 2015 hielten Denys und Monadjem den Artstatus für Beamys major bei[9] und im siebten Band des Handbook of the Mammals of the World aus dem Jahr 2017 wird die Große Hamsterratte ebenfalls als eigenständige Art betrachtet.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P. Hanney, B. Morris: Some Observations upon the pouched rat in Nyasaland. In: Journal of Mammalogy, Vol. 43, No. 2, 1961, S. 238–248
  • Clare D. Fitzgibbon, Herwig Leirs, Walter Verheyen: Distribution, population dynamics and habitat use of the lesser pouched rat, Beamys hindei Journal of Zoology, Volume 236, Issue 3, July 1995, S. 499–512. doi:10.1111/j.1469-7998.1995.tb02727.x
  • Christiane Denys, Aude Lalis, Émilie Lecompte, Raphaël Cornette, Sibyle Moulin, Rhodes H. Makundi, Robert S. Machang’u, Vitaly Volobouev, Vladimir M. Aniskine: A faunal survey in Kingu Pira (south Tanzania), with new karyotypes of several small mammals and the description of a new Murid species (Mammalia, Rodentia), Zoosystema 33 (1), 2011, S. 5–47
  • Ara Monadjem, Christiane Denys, Peter J. Taylor, Fenton Peter David Cotterill: Rodents of Sub-Saharan Africa: A biogeographic and taxonomic synthesis, De Gruyter, 2015, ISBN 3-11-030166-0
  • Ara Monadjem, Steven M. Goodman: Family Nesomyidae (Pouched Rat, Climbing Mice and Fat Mice) In: Handbook of the Mammals of the World. Volume 7: Rodents II, Lynx Edicions, Barcelona 2017, ISBN 978-84-16728-04-6, S. 201

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Guy Dollman: LV. – On a new species of the rare genus Beamys from Nyasaland. In: Annals and Magazine of Natural History: Series 8, 14:83, 1914, S. 428. doi:10.1080/00222931408693598
  2. C. Andresen Hubbard: A First Record of Beamys from Tanzania With Observations on its Breeding and Habits in Captivity, Zoologica Africana, 5:2, 1970, S. 229–236. doi:10.1080/00445096.1970.11447394
  3. W. F. H. Ansell, P. D. H. Ansell: Mammals of the Northeastern Montane Areas of Zambia, Puku, Volume 7, 1973, S. 21–69
  4. G. B. Corbet, John E. Hill: A World List of Mammalian Species. Oxford University Press; 3. Auflage, 1991, ISBN 978-019-8540-17-5
  5. G. G. Musser, M. D. Carleton: Superfamily Muroidea. In: D.E. Wilson and D.A. Reeder (Hrsg.), Mammal Species of the World: a geographic and taxonomic reference, Volume 3, The Johns Hopkins University Press, Baltimore, USA. 2005, S. 894–1531.
  6. Clare D. Fitzgibbon, Herwig Leirs, Walter Verheyen: Distribution, population dynamics and habitat use of the lesser pouched rat, Beamys hindei Journal of Zoology, Volume 236, Issue 3, July 1995, S. 499–512. doi:10.1111/j.1469-7998.1995.tb02727.x
  7. David C. D. Happold: Genus Beamys In: Jonathan Kingdon, David Happold, Michael Hoffmann, Thomas Butynski, Meredith Happold und Jan Kalina (Hrsg.): Mammals of Africa Volume III. Rodents, Hares and Rabbits. Bloomsbury, London 2013, S. 154–157; ISBN 978-1-4081-2253-2.
  8. Christiane Denys, Aude Lalis, Émilie Lecompte, Raphaël Cornette, Sibyle Moulin, Rhodes H. Makundi, Robert S. Machang’u, Vitaly Volobouev, Vladimir M. Aniskine: A faunal survey in Kingu Pira (south Tanzania), with new karyotypes of several small mammals and the description of a new Murid species (Mammalia, Rodentia), Zoosystema 33 (1), 2011, S. 5–47
  9. Ara Monadjem, Christiane Denys, Peter J. Taylor, Fenton Peter David Cotterill: Rodents of Sub-Saharan Africa: A biogeographic and taxonomic synthesis, De Gruyter, 2015, ISBN 3-11-030166-0
  10. Ara Monadjem, Steven M. Goodman: Family Nesomyidae (Pouched Rat, Climbing Mice and Fat Mice) In: Handbook of the Mammals of the World. Volume 7: Rodents II, Lynx Edicions, Barcelona 2017, ISBN 978-84-16728-04-6, S. 201