Grünglänzender Glanz-Prachtkäfer

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Grünglänzender Glanz-Prachtkäfer

Grünglänzender Glanzprachtkäfer beim Abflug

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Prachtkäfer (Buprestidae)
Gattung: Eurythyrea
Art: Grünglänzender Glanz-Prachtkäfer
Wissenschaftlicher Name
Eurythyrea austriaca
(Linnaeus, 1767)

Der Grünglänzende Glanz-Prachtkäfer (Eurythyrea austriaca) ist ein Käfer aus der Familie der Prachtkäfer. Die Gattung Eurythyrea ist in Europa mit vier Arten vertreten.[1]

Die seltene Art wird als Urwaldrelikt im engeren Sinn eingestuft.[2] In der Anlage 1 zur Bundesartenschutzverordnung wird Eurythyrea austriaca sowohl als streng geschützter Käfer (Abschnitt 1.6.3.1) als auch als besonders geschützter Käfer (Abschnitt 1.6.3.2) geführt. Der Grünglänzende Glanz-Prachtkäfer gilt nach derzeitigem Kenntnisstand in Deutschland als ausgestorben.[3] Die Art ist auch in der Tiroler Naturschutzverordnung[4] und in der Schweizer Verordnung über den Natur- und Heimatschutz als geschützt aufgeführt.[5]

Bemerkungen zum Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Käfer wurde erstmals unter dem Namen Buprestis austriaca 1767 von Linné beschrieben.[6] Die Beschreibung enthält den Satz habitat in Austria (lat. lebt in Österreich). Dies erklärt den Artnamen austriaca (lat. österreichisch).[7]

Die Gattung Eurythyrea wird erstmals im Katalog von 1833 zur Käfersammlung von Dejean publiziert.[8] Die Gattung wird dort zwar nicht beschrieben, die Aufzählung der zu dieser Gattung gerechneten Arten wird jedoch mit einer Erstbeschreibung gleichgesetzt.[9] Der Name ist von altgr. ευρύς, eurýs „breit“ und Θυρεός, thyreós „Schild“ abgeleitet und bezieht sich auf das für die Gattung typische breite Schildchen.[10] Dejean ließ seine Sammlung von verschiedenen Koleopterologen bearbeiten. Der Name Serville, der im Katalog hinter dem Gattungsnamen vermerkt ist, besagt, dass die Abgrenzung der Gattung auf Serville zurückgeht.

Als Synonyme werden die Namen Buprestis aurulenta nach einer mit Fragezeichen versehenen Beschreibung durch Rossi 1790,[11] Buprestis inaurata nach Gmelin 1788,[12] und Buprestis marginata nach Herbst 1801[13] eingestuft.[1] Die letztgenannte Beschreibung von Herbst bezog sich auf das wesentlich seltener gefangene Männchen.[14]

Im Zusammenhang mit den Benennungen ist zu erwähnen, dass es sich bei Eurythyrea austriaca Lacordaire 1835 nicht um den Grünglänzenden Glanz-Prachtkäfer handelt, sondern um Eurythyrea quercus (Herbst 1780).[15]

Abb. 1: Aufsicht ♀ Abb. 2: Unterseite ♂
Abb. 3: Vorderansicht Abb. 4: Aufsicht ♂
Abb. 5: Seitenansicht Abb. 6: Schildchen

Merkmale des Käfers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Käfer wird fünfzehn bis 23 Millimeter lang. Er hat die typische kahnförmige Form der Prachtkäfer. Er ist lebhaft grün glänzend, selten blau gefärbt, an den Seiten der Flügeldecken schimmert er abhängig vom Lichteinfall meist kupfern bis purpurn. Die Bauchsegmente sind beim Männchen blau, beim Weibchen kupferfarben.

Der Kopf ist abgerundet. Er ist stark und ziemlich dicht punktiert. Auf dem Scheitel trägt er eine feine Längsfurche, die in einem dreieckigen Grübchen endet. Die Augen sind beim Männchen etwas gewölbter und einander stärker genähert als beim Weibchen. Die elfgliedrigen Fühler sind ab dem vierten Glied nach innen stumpf gesägt. Die Oberlippe ist bewimpert und vorn leicht ausgeschnitten. Die kräftigen Oberkiefer sind nach innen gebogen und tragen auf der Innenseite einen stumpfen Zahn. Die beiden letzten Glieder der viergliedrigen Kiefertaster sind länglich zylindrisch bis eiförmig und gleich groß. Das Endglied des dreigliedrigen Lippentasters ist eiförmig und abgeschnitten.[16]

Der Halsschild ist querüber stark gewölbt. Im Vergleich zum Kopf ist er zerstreut und feiner punktiert. Hinter der Mitte befinden sich jederseits zwei quergestellte Grübchen (Abb. 1), die jedoch auch fehlen können (Abb. 4). Vor dem Schildchen befindet sich meist ein Grübchen, es können auch weitere Eindrücke auftreten. Bei den Männchen ist der Halsschild nach vorn weniger stark verengt als bei den Weibchen.

Das Schildchen ist unpunktiert, fast dreimal so breit wie lang und uneben (Abb. 6).

Die Flügeldecken haben Punktreihen, die Intervalle bilden Streifen, die zerstreut punktiert sind. Die Intervalle sind flach, erst gegen Ende hin etwas gewölbt. Beim Männchen sind die Zwischenräume der inneren Streifen gewölbter und weniger dicht punktiert.[14] An der Spitze sind die Flügeldecken flach abgestutzt bis leicht ausgerandet und beidseitig schwach gezähnt.

Die Tarsen der Beine sind alle fünfgliedrig. Das letzte sichtbare Hinterleibssternit ist beim Männchen gerade abgestutzt und an beiden Seiten stumpf gezähnt. Beim Weibchen ist es etwas verlängert und in einer geschwungenen Linie, die vor der Mitte konkav verläuft, abgestutzt. Es ist ebenfalls beidseitig stumpf gezähnt.[17]

Biologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Man trifft die Art in alten Nadelwäldern an, besonders an den Stämmen von Tannen. An gefällten Bäumen findet man vorzugsweise Weibchen, selbst an geschälten Stämmen. Die Männchen kommen dagegen fast ausschließlich in größerer Höhe an stehenden Bäumen vor. Die Larven entwickeln sich in starken, alten und kränkelnden Exemplaren. Die Art wird zur Gilde der Altholzbewohner und zu den Urwaldrelikten im engeren Sinn gezählt. Das bedeutet, dass eine hohe Kontinuität der Waldstruktur Voraussetzung für das Vorkommen ist und dass die Art in den kultivierten Wäldern Mitteleuropas verschwindet.[2] Für Griechenland werden Funddaten zwischen Mitte April bis Mitte August angegeben.[18]

Die Käfer befallen nur ausnahmsweise Kiefern, gewöhnlich Tannen, in Europa vorzugsweise Weiß-Tannen (Abies alba), in Algerien Numidische Tannen (Abies numidica).[19]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art kommt in Nordafrika und dem größten Teil Europas mit Ausnahme von Nordeuropa, Portugal, den Britischen Inseln und den Beneluxländern vor.[1] Man muss beachten, dass es sich dabei häufig um alte Meldungen handelt. So wurde beispielsweise für die Verbreitung im Jahr 1916 angegeben: In der Schweiz im Südtessin und um Zürich, in Deutschland um Hagenau, Straßburg, Kolmar, weiter rheinabwärts bis zu Mainmündung,... im Maintal aufwärts wandernd,... außerdem hie und da im östlichen Süddeutschland.[20] Aus Bayern wurde der Käfer noch 1942 gemeldet.[21] Heute gilt die Art nicht nur in Bayern,[22] sondern in ganz Deutschland als ausgestorben.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. Band 9: Cerambycidae Chrysomelidae. Spektrum Akademischer Verlag, München 1999, ISBN 3-8274-0683-8 (Erstausgabe: Goecke & Evers, Krefeld 1966). S. 216
  • Klaus Koch: Die Käfer Mitteleuropas Ökologie. 1. Auflage. Band 2. Goecke & Evers, Krefeld 1989, ISBN 3-87263-040-7. S. 93
  • Edmund Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches. III. Band, K.G.Lutz’ Verlag, Stuttgart 1911, S. 184

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Systematik und Verbreitung der Art Eurythyrea austriaca bei Fauna Europaea, abgerufen am 24. Jan. 2017
  2. a b J. Müller et al. Urwald relict species. Saproxylic beetles indicating structural qualities and habitat tradition in Waldökologie online 2005 Heft 2, S. 106–113 als 38-.011-.001
  3. a b Jürgen Trautner, Kirsten Kockelke, Heiner Lambrecht, Johannes Mayer: Geschützte Arten in Planungs- und Zulassungsverfahren BoD – Books on Demand, 2006 ISBN 3833448040
  4. Tiroler Naturschutzverordnung, Anlage 6 [1]
  5. Verordnung über den Natur- und Heimatschutz (NHV) vom 16. Januar 1991 (Stand am 1. März 2015). Anhang 3.1 [2]
  6. Carolus Linnaeus: Systema Naturae... 1. Band, Teil 2, 12. Ausgabe, Stockholm 1767 S. 661, Nr. 9
  7. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
  8. Dejean: Catalogue des Coléoptères de la Collection de M. Le Comte Dejean Paris 1833 S. 78
  9. Yves Bousquet, Patrice Bouchard: The genera of the second catalogue (1833 – 1836) of Dejean's Coleoptera collection ZooKeys 282: 1-219 (02 April 2013) [3]
  10. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
  11. Petrus Rossius: Fauna Etrusca : sistens insecta quae in provinciis Florentina et Pisana praesertim collegit Petrus Rossius in regio Pisano Athenaeo 1. Band, Libornum (Livorno) 1790 S. 186, Nr. 462
  12. Johann Friedrich Gmelin: Caroli a Linné, Systema naturae per regna tria naturae : secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. 1. Band, Teil 4 13. Ausgabe, Leipzig 1788 S. 1939 Nr. 108 inaurata
  13. Johann Friedrich Wilhelm Herbst: Natursystem aller bekannten in- und ausländischen Insekten, als eine Fortsetzung der von Büffonschen Naturgeschichte, der Käfer neunter Theil. Berlin 1801 S. 130 in der Google-Buchsuche
  14. a b Germar: Die europäischen Arten der Bupresten-Gattung Eurythyrea in Entomologische Zeitung des Entomologischen Vereins Stettin 6. Jahrgang, Nr. 7, Stettin Juli 1845 Buprestis marginata Herbst ist das Männchen von Eurythyrea austriaca
  15. Fritz Brechtel, Hans Kostenbader (Hrsg.): Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-Württembergs. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3526-4. S. 478
  16. Gustav Jäger (Hrsg.): C. G. Calwer’s Käferbuch. K. Thienemanns, Stuttgart 1876, 3. Auflage, S. 331
  17. W. F. Erichson et al.: Naturgeschichte der Insecten Deutschlands Coleoptera Vierter Band Berlin 1857 S. 59
  18. H.Mühle, P.Brandl, M. Niehuis: Catalogus Faunae Graeciae; Coleoptera: Buprestidae Printed in Germany by Georg Rößle Augsburg 2000
  19. Obenberger: Cataloguae raisonné des Buprestides de Bulgarie in Mitteilungen aus den königl. naturwissenschaftlichen Instituten in Sofia – Bulgarien Band VI, Sofia 1933 S. 72
  20. Albert Huber: Die wärmeliebende Tierwelt in der Umgebung von Basel in Archiv für Naturgeschichte Bd. 82, Heft 7 Berlin 1916 S. 58
  21. Ihssen: Neue und interessante Insektenfunde aus dem Faunengebiet Südbayerns in Mitteilungen der Münchener Entomologischen Gesellschaft Band 32, München 1942 S. 715
  22. Rote Liste gefährdeter “Diversicornia” Bayerns, Kategorie 0 (Memento des Originals vom 15. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lfu.bayern.de

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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