Gutshaus Ranzin

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Herrenhaus Ranzin
Herrenhaus Ranzin Nordseite

Herrenhaus Ranzin Nordseite

Daten
Ort Ranzin
Architekt Richard Lucae, Berlin
Bauherr August Wilhelm Homeyer
Baustil Klassizismus
Baujahr 1877
Gutshaus Ranzin – heute Hotel

Das Gutshaus Ranzin, auch Schloss Ranzin genannt, ist ein Herrenhaus im Ortsteil Ranzin der Gemeinde Züssow im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Es geht auf den Wolgaster Kaufmann und Kommerzienrat August Wilhelm Homeyer zurück und wurde zuletzt als Hotel genutzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gut selbst befand sich nachweislich seit dem frühen 14. Jahrhundert im Besitz des pommerschen Adelsgeschlechtes von Horn. Dies belegt eine urkundliche Erwähnung eines Ranziner Priesters aus dem Jahr 1315. Die Familie von Horn[1] war somit in 13 Generationen und insgesamt über 500 Jahre an diesem Ort ansässig.[2] Nach zunehmender Misswirtschaft und starker Überalterung der Anlage wurde das Gut jedoch im 19. Jahrhundert verkauft und am 4. Juli 1846 vom Wolgaster Kommerzienrat August Wilhelm Homeyer übernommen.[3] Als akademisch und kaufmännisch gebildetem Menschen, gelang es Homeyer, das Gut unter zeitgemäßen sowie wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu modernisieren. Neben der Errichtung von massiven Wirtschafts- und Wohnhäusern für Tagelöhner und Gesinde, ließ Homeyer das herrschaftliche Wohnhaus repräsentativ ausbauen und ein Vorwerk anlegen. Zu Ehren seines wirtschaftlichen Erfolges wurde dem Vorwerk am 25. Oktober 1848 der Name „Wilhelmshöh“ verliehen.[4] Die beiden Zweige der Familie von Homeyer wurden 1863[5] und 1865 nobilitiert.[6]

Im Jahr 1875 wurde das ursprüngliche Gutshaus durch einen Brand vollständig zerstört. Der Wiederaufbau wurde jedoch bereits 1877, in Form eines verputzten Backsteinbaus im Stile des Barock, abgeschlossen.[2]

Nach dem Tod von Friedrich von Homeyer, dem Sohn von August, wurde das Gut zunächst verpachtet. Friedrichs Tochter Margarete heiratete 1893 auf Schloss Wrangelsburg den späteren Oberstleutnant Albrecht von Kameke. Formell wurde Frau von Kameke bis zu ihrem Tod 1936 die Gutsherrin auf Ranzin. 1937 ging das Rittergut via Erbschaft an den Sohn Karz von Kameke. Er war seit 1923 mit Margot von Schierstädt verheiratet und hatte mit ihr acht Kinder. Als Hauptwohnsitz fungierte Wrangelsburg. Das Rittergut Ranzin war ein großer landwirtschaftler Betrieb, die Schafsviehwirtschaft mit 900 Tieren in den Ställen und eine intensive Schweinezucht stellen den Schwerpunkt dar. Das Gut beinhaltete gesamt 766 ha Fläche, davon 405 ha Acker und etwa 127 ha Waldbesitz.[7] Die Familienmitglieder lebten nach der Bodenreform zeitweise in Holstein, Bayern, Canada und Schweden.[8]

Während der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone wurde Ranzin 1945 enteignet und das Schloss zunächst als Altenheim bzw. ab 1956 als Lehrlingswohnheim und Berufsschule für Landwirte genutzt. In dieser Phase ist es stark verfallen und historische Deckengemälde sowie Stuckdecken wurden zerstört. 1988 ging das Schloss schließlich in privaten Besitz über und wurde, nach umfangreichen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten, bis 2017 als Hotel genutzt.[9]

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das renovierte und modernisierte Schloss wird als Hotel und Veranstaltungsort genutzt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich von Homeyer baute hier die bekannteste Schafzucht Europas auf. Die von ihm gezüchtete Schafsorte erhielt den Namen „Homeyer-Schafe“ und wurde sogar bis nach Australien exportiert.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans-Joachim Jacobs, Heike Maier, Helga Last: 775 Jahre Ranzin. Ein Lesebuch. Hrsg. Gemeinde Ranzin, Ranzin 2005. DNB 1213053307
  • Andre Kobsch, Ilka Zander, Jörg Matuschat: Fotografische Zeitreise. in: Gutshäuser und Schlösser in Vorpommern. Band 1, Verlag Kruse, Stralsund 2011. ISBN 978-3-941444-41-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carl Gesterding: Die Familie von Horn. In: Genealogien und beziehungsweise Familienstiftungen Pommerscher, besonders ritterschaftlicher Familien. Erste Sammlung. V. G. Reimer, Berlin 1842, S. 93–124 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  2. a b Archivlink (Memento des Originals vom 12. Januar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vonhorn.info
  3. Ranzin, Züssow
  4. Hans-Joachim Jacobs, Heike Maier, Helga Last: 775 Jahre Ranzin. Ein Lesebuch. Ranzin 2005, S. 43.
  5. Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland herausgegeben von einigen deutschen Edelleuten. In: Enthaltend zuverlässige und urkundliche nachrichten über 6530 Adels-Geschlechter. Vierter Band. Spaur - Z, Nachträge und Ergänzungen. A - Z. Goerg Joseph Manz, Regensburg 1866, S. 290 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1913. In: "Der Gotha" - Hofkalender. Siebenter Jahrgang Auflage. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. H, Homeyer. Justus Perthes, Gotha November 1912, S. 366 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  7. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Reprint Klaus. - D. Becker Potsdam. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 73 (google.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  8. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert) 1965. In: Ausschuss f. adelsrechtl. Fragen d. dt. Adelsverbände/ Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels. Band VII, Nr. 34. C. A. Starke, 1965, ISSN 0435-2408, S. 161–162 (d-nb.info [abgerufen am 16. Februar 2022]).
  9. a b http://www.abendblatt.de/reise/article107833757/Relaxen-im-alten-Schlosspark.html

Koordinaten: 53° 56′ 48,7″ N, 13° 32′ 7,2″ O