Gyrus angularis

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Der Gyrus angularis schlingt sich um das Ende des Sulcus temporalis superior.

Der Gyrus angularis[1] ist eine Windung (von griechisch Gyrus „Windung“ und lateinisch angularis „winklig“) der Großhirnrinde am hinteren Ende des Sulcus temporalis superior. Er entspricht dem Brodmann-Areal 39. Dort treffen anatomisch Scheitel-, Schläfen- und Hinterhauptlappen aufeinander.

Anatomische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gyrus angularis wird dem Scheitellappen zugerechnet. Stirnseitig (frontal) wird er durch den Gyrus supramarginalis (Brodmann-Areal 40), den Gyrus temporalis superior und den Gyrus temporalis medius begrenzt, okzipital (hinten) durch die tertiäre Sehrinde (Brodmann-Areal 19) und zum Scheitel hin durch den Lobulus parietalis inferior.[2]

Blutversorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gyrus angularis wird von der Arteria gyri angularis und einem Endast der Arteria parietalis posterior, beides Äste der Arteria cerebri media, versorgt.[3] Die (seltene) isolierte Infarzierung dieser Blutgefäße führt entsprechend zum sogenannten Angularis-Syndrom. Auch Blutungen, Tumoren, Entzündungen, Verletzungen und ähnliche Schädigungen können ursächlich sein.

Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gyrus angularis gehört zu den höheren Assoziationsarealen der Großhirnrinde. Er spielt eine entscheidende Rolle in der Vernetzung höherer Seh- und Hör-Zentren mit höheren sensorischen und motorischen Arealen. Somit ist er an Funktionen wie Schreiben, Lesen und Rechnen entscheidend beteiligt.[2] Doch auch höhere menschliche kognitive Leistungen wie die Fähigkeit zu Abstraktion werden ihm zugerechnet.[4] Eine Schädigung des Gyrus angularis äußert sich gemäß seiner Funktion meist in einer Störung des Lesens (Alexie) und/oder Schreibens (Agraphie). Weiterhin sind die Betroffenen meist unfähig, Dinge, die sie sehen, mit einem bestimmten Begriff in Verbindung zu bringen und sie damit zu benennen.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Federative Committee on Anatomical Terminology (1998). Terminologia Anatomica. Stuttgart: Thieme
  2. a b Neuroanatomie, Martin Trepel, 1. Auflage (1995), Urban & Schwarzenberg, ISBN 3-541-13431-3
  3. Duus' Neurologisch-topische Diagnostik, Mathias Bähr und Michael Frotscher, 8. Auflage (2003), S. 393, Georg Thieme Verlag, ISBN 3-13-535808-9
  4. "Lila Zahlen und scharfer Käse" in: "Eine kurze Reise durch Geist und Gehirn", Ramachandran V. (2005), S. 73ff, Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN 3-499-61987-3
  5. "Neuroanatomie", Martin Trepel (2012), S. 245, Urban & Fischer Verlag, ISBN 978-3-437-41299-8