Quelltext der Seite Han (Ethnie)

{{Dieser Artikel|beschäftigt sich mit dem ostasiatischen Han-Volk. Zum nordamerikanischen Volk siehe [[Hän]].}}
Die '''Han''' ({{zh|v=汉族|t=漢族|p=Hànzú}}) bzw. das '''Han-Volk''' ({{zh|kurz=1|v=汉人|t=漢人|p=Hànrén|b=Mensch des Han-Reiches}})<ref name="Rudolf2003">{{Literatur |Autor=Michael Rudolf |Titel=Taiwans multi-ethnische Gesellschaft und die Bewegung der Ureinwohner: Assimilation oder kulturelle Revitalisierung? |Datum=2003}}</ref> sind mit rund 1,3 Milliarden die größte [[Volksgruppe]] der Welt und machen über 18 % der Weltbevölkerung aus.<ref name="Wen2004Nature">{{Literatur |Autor=Bo Wen |Titel=Genetic evidence supports demic diffusion of Han culture |Sammelwerk=Nature |Band=431 |Nummer= |Datum=2004 |Seiten=302–305 |Online=http://www.nature.com/nature/journal/v431/n7006/abs/nature02878.html |DOI=10.1038/nature02878 |PMID=15372031}}</ref> Heute machen die Han<ref name="upperHan">[https://www.economist.com/news/briefing/21710264-worlds-rising-superpower-has-particular-vision-ethnicity-and-nationhood-has The upper Han. Economist (2016)]</ref> etwa 92 % der Gesamtbevölkerung der [[Volksrepublik China]] (Han-Chinesen),<ref name="ciastat">[[The World Factbook]]: {{Webarchiv |url=https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ch.html |text=Central Intelligence Agency: „Han Chinese 91.6 %“ out of a reported population of 1,355 billion (July 2014 est.)|wayback=20161011073205}} (englisch).</ref> rund 97 % der Gesamtbevölkerung der [[Republik China (Taiwan)]] ([[Han-Taiwaner]]),<ref name="Yearbook2016">{{Literatur |Autor=Executive Yuan, Taiwan |Titel=The Republic of China Yearbook 2016 |Datum=2016 |Online=http://yearbook.multimedia.ey.gov.tw/enebook/2016yearbook/index.html |Abruf=2017-09-08}}</ref> rund 24 % der Gesamtbevölkerung [[Malaysia]]s<ref>[https://www.dosm.gov.my/v1/index.php?r=column/pdfPrev&id=c1pqTnFjb29HSnNYNUpiTmNWZHArdz09 dosm.gov.my]</ref> und rund 70 % der Gesamtbevölkerung [[Singapur]]s aus. Neben den Han gibt es in der Volksrepublik China noch 55 und in der Republik China 16 weitere offiziell anerkannte Völker, amtlich auch „Nationalitäten“ genannt.

== Bezeichnung ==
Der Begriff ''Han'' leitet sich von dem [[Han-Kaiserreich]] her, dessen Begründer [[Liu Bang]] seinen Machtbereich am [[Han Jiang (Han Shui)|Han-Fluss]] in der [[Hanzhong]]-Region aufbaute. Unter dem Han-Kaiserreich (206 v.&nbsp;Chr. bis 220 n.&nbsp;Chr.) bildete sich die Volksgruppe der Han heraus.

Auch andere Dynastien werden zur Eigenbenennung verwendet. So nannten sich die „südchinesischen Han“ oft „Tang“ ({{zh|kurz=1|c=唐人|p=Tángrén|b=Mensch des Tang-Reiches}}) nach der [[Tang-Dynastie]] (618 bis 907). Diese Bezeichnung wird teilweise heute noch regional bei der chinesischen Bevölkerung sowohl in [[Südchina]] als auch bei [[Auslandschinesen]] in der [[Diaspora]] auf der ganzen Welt und im [[Südostasien|südostasiatischen Ausland]] verwendet.

Davor waren die sinitischen Völker allgemein als [[Huaxia]] ({{lang|zh-Hans|华夏}}) bekannt. Heute wird der Name Huaxia oder Huaren als Synonym für Han- oder Tang-Chinesen benutzt. Auch einer der Namen Chinas, ''Zhonghua'' ({{lang|zh-Hans|中华}}; Huaxia der Mitte) leitet sich davon ab.<ref>Xingwu Liu, Carol R. Ember, Melvin Ember (Hrsg.): ''Han''. Springer US, ISBN 978-0-306-47754-6, S. 703–717.</ref>

== Kultur ==
Die Han sind genetisch eines der homogensten Völker der Welt,<ref>{{Literatur |Autor=Rui-Jing Gan, Shang-Ling Pan, Laura F. Mustavich, Zhen-Dong Qin, Xiao-Yun Cai, Ji Qian, Cheng-Wu Liu, Jun-Hua Peng, Shi-Lin Li, Jie-Shun Xu, Li Jin, Hui Li, The Genographic Consortium |Titel=Pinghua population as an exception of Han Chinese’s coherent genetic structure |Sammelwerk=Journal of Human Genetics |Band=53 |Datum=2008-02-13 |Seiten=303–313  |DOI=10.1007/s10038-008-0250-x |Online=https://www.nature.com/articles/jhg200837.pdf |Format=PDF |KBytes=635}}</ref> jedoch kulturell keine rein homogene Gruppe. Besonders moderne staatliche Institutionen mit ihrem Drang zur Vereinheitlichung und Zentralisierung leugnen diese Heterogenität. Diese zeigt sich jedoch z.&nbsp;B. an den unterschiedlichen [[Han-Sprachen|Han-Dialekten]] und an Bezeichnungen für Regionen und ihre Bewohner, die älter sind als das namensgebende Han-Kaiserreich (z.&nbsp;B. [[Wu-Dynastie|Wu]] oder [[Sichuan|Shu]]).

Untergruppen der Han sind zum Beispiel:
* die [[Gan (Sprache)|Gan]] in China ([[Jiangxi]])
* die [[Hakka]] (Kejia) in China ([[Guangdong]], [[Fujian]], [[Jiangxi]], [[Sichuan]] und [[Hainan]]), [[Indonesien]], [[Malaysia]], [[Singapur]], [[Taiwan (Insel)|Taiwan]]
* die [[Hoklo]] (Minnan) in China (Fujian, Guangdong und Hainan), Indonesien, Malaysia, Singapur, Taiwan
* die [[Kantonesen]] (Yue) in China (Guangdong, [[Guangxi]]), Indonesien, Malaysia, Singapur
* die [[Wu (Sprache)|Wu-Yue]] in China ([[Zhejiang]], [[Jiangsu]])
* die [[Fuzhou Tanka|Tanka]] in China (Fujian, Guangdong, Guangxi, Hainan und Zhejiang)
* die [[Xiang (Sprache)|Xiang]] in China ([[Hunan]])

Die Kultur der Han ist deshalb teilweise durch Heterogenität und Variabilität gekennzeichnet. Die eigentlichen kulturbildenden Elemente sind die gemeinsame [[Han-Schrift]], die zum Teil sehr unterschiedlichen [[Han-Sprachen|Han-Dialekte]] und das Bewusstsein einer gemeinsamen Geschichte, Tradition und Abstammung.

== Geschichte ==
Das Volk der Han entstand ungefähr im 5. Jahrtausend v.&nbsp;Chr.<ref>James Minahan: ''Ethnic Groups of North, East, and Central Asia: An Encyclopedia''. ABC-CLIO, 10. Februar 2014, ISBN 978-1-61069-017-1, S. 90.</ref><ref>Qizhi Zhang: ''An Introduction to Chinese History and Culture''. Springer 2016, ISBN 978-3-662-51507-5, S. 26.</ref> Wie viele andere [[Chinesische Sprachen|sinitische]] Völker sowie manche Nomaden der Mongolei gelten sie als Nachfahren der Huaxia und des [[Huangdi|Gelben Anführers Huangdi]]. Seit dem 7. Jahrhundert kam es immer wieder zu großen Wanderungsbewegungen der Han aus ihrem ursprünglichen Siedlungsraum heraus. Um die gemeinsame Abstammung zu betonen, werden Han-Chinesen, andere sinitische Völker und einige Nomaden wie [[Xianbei]] oder [[Tuoba]] als „Huaren“ (Hua-Volk) bezeichnet.<ref>Charles Holcombe: ''A history of East Asia: From the origins of civilization to the twenty-first century''. Cambridge: Cambridge University Press 2010, S. 7.</ref>

Innerhalb Chinas stiegen die Han mit der Zeit zur dominierenden und staatstragenden [[Kultur]] auf&nbsp;– eine Entwicklung, welche von der Zentralregierung bis heute gefördert wird, zum Beispiel durch Maßnahmen der staatlichen [[Erziehung]] und gezielte Ansiedelung von Han ([[Sinisierung]]) in Grenzregionen Chinas ([[Tibet]], [[Xinjiang]]), was vielfach zu Protesten geführt hat, welche mit staatlichen [[Repressalie]]n  beantwortet wurden. Die Entwicklung der Han-Chinesen ihrerseits wurde vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts maßgeblich durch das Volk der [[Mandschu]] beeinflusst, das immer nur eine kleine Minderheit der chinesischen Völkerfamilie darstellte, aber während der [[Qing-Dynastie]] die Geschicke Chinas lenkte.

Die Han haben sich mit der Zeit in zahlreichen Teilen der Welt angesiedelt, vor allem in Südostasien. In vielen der dortigen Staaten bilden sie mittlerweile sehr große Minderheiten, vor allem in [[Malaysia]] und [[Thailand]] (siehe auch: [[Chinesischstämmige Thailänder]]). In [[Singapur]] stellen Han sogar die klare Bevölkerungsmehrheit. In [[Kambodscha]] fiel ein großer Teil der Han-Minderheit der Terrorherrschaft der [[Rote Khmer|Roten Khmer]] zum Opfer. Auch in [[Vietnam]] kam es zu Verfolgungen von Han ([[Boatpeople]]). In [[Indonesien]] kam es nach der Machtergreifung von General [[Suharto]] zu einem Völkermord an der Han-Minderheit des Landes mit Zehntausenden von Todesopfern.<ref>[[Jochen Hippler]], [[Nasr Hamid Abu Zaid]], [[Amr Hamzawy]]: {{Webarchiv |url=http://www.ifa.de/fileadmin/content/publikationen/downloads/gewaltstudie_de.pdf |text=''Krieg, Repression, Terrorismus.'' |wayback=20100326185710 |format=PDF; 697&nbsp;kB}} ''Politische Gewalt und Zivilisation in westlichen und muslimischen Gesellschaften''. ifa, Stuttgart 2006, S. 55&nbsp;ff.</ref>  Heute leben nur noch etwa 3 Millionen Han-Chinesen in Indonesien und etwa 1 Million in Vietnam.<ref>''Kewarganegaraan, Suku Bangsa, Agama dan Bahasa Sehari-hari Penduduk Indonesia Hasil Sensus Penduduk 2010''. Badan Pusat Statistik. 2011, ISBN 978-979-064-417-5.</ref> Außerhalb Chinas lebende Han werden auch als [[Auslandschinesen]] bezeichnet.

== Siehe auch ==
* [[Han-Taiwaner]]
* [[Hanfu]]
* [[Völker Chinas]]

== Einzelnachweise ==
<references />

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