Hans Urian oder Die Geschichte einer Weltreise

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Hans Urian oder Die Geschichte einer Weltreise ist ein Roman der deutschen Kinderbuchautorin und Märchenerzählerin Lisa Tetzner. Das Buch erschien 1931 im D. Gundert Verlag in Stuttgart mit Illustrationen von Bruno Fuck.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman beruht auf dem Kindertheaterstück Hans Urian geht nach Brot. Eine Kindermärchenkomödie von heute von Béla Balázs „mit Verwendung einiger Ideen von Lisa Tetzner“[1]. Es wurde am 13. November 1929 von der Gruppe Junger Schauspieler[2] uraufgeführt und im gleichen Jahr im Verlag Max Reichard in Freiburg im Breisgau publiziert. Als Inspiration für das Stück mag das Kinderbuch Jean sans pain: histoire pour tous les enfants (1921) von Paul Vaillant-Couturier gedient haben.[3]

Mit dem Roman vollzog die Märchenerzählerin Lisa Tetzner die Wende zur realistischen Kinderliteratur[4].

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans ist ein neunjähriger Junge, der mit Mutter und Geschwistern in einer Bretterhütte vor der Stadt wohnt. Nachdem sein Vater bei einem Arbeitsunfall ums Leben kommt und die Mutter erkrankt, macht sich Hans auf, um Brot zu besorgen. Der Bäcker erklärt ihm, ohne Bezahlung könne er vom Bauern kein Korn kaufen. Hans trifft auf den sprechenden Hasen Trillewipp, der mit Hilfe seiner abnehmbaren Ohren fliegen kann. Die beiden machen sich auf die Suche nach dem Bauern, der das Getreide besitzt. Von ihm erfährt Hans, dass in Amerika viele satt geworden sind. Hans setzt sich auf den Rücken Trillewipps, um dorthin zu fliegen, doch sie landen zuerst in Grönland, wo sie den Waisenjungen Kagsagsuk kennenlernen und auf die Reise mitnehmen. In New York treffen sie Bill, der die Reise mit ihnen fortsetzt. Auf ihrem weiteren Weg kommen sie nach Afrika, China und Russland. Überall treffen sie auf Ausbeutung und Elend, nur in der UdSSR werden sie menschlich behandelt. Kagsagsuk bleibt dort, Bill wird von seinem Vater abgeholt, und Hans macht sich mit Trillewipp auf den Weg zurück nach Hause.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Mann schrieb in einem Brief an die Autorin:

„Vielen Dank für den 'Hans Urian'. Sie haben mir eine Freude damit gemacht, an der ich auch meine Kleinen werde teilnehmen lassen. Es ist ein Kinderbuch besonderer Art, das die wirkliche soziale Welt auf eine unaufdringliche und heitere Weise in seine Märchen- und Abenteuerwelt einbezieht und gerade dadurch viel frömmlerische Gegnerschaft erregen, aber auch bei Groß und Klein viel Freude gewinnen wird.“[5]

Das Buch stand auf der Liste der verbrannten Bücher 1933.

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman erschien 1934 in englischer Übersetzung als Hans Sees the World in den USA, 1934 in hebräischer Übersetzung in Palästina und 1936 in polnischer Übersetzung in Polen.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DNB 572115830
  2. Margrid Bircken, Marianne Lüdecke, Helmut Peitsch (Hrsg.): Brüche und Umbrüche: Frauen, Literatur und soziale Bewegungen. Universitätsverlag Potsdam, 2010, ISBN 978-3-86956-085-4, S. 270 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Jack David Zipes (Hrsg.): The Oxford Companion to Fairy Tales. Oxford University Press, 2015, ISBN 978-0-19-968982-8, S. 616 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b Norbert Hopster, Petra Josting, Joachim Neuhaus (Hrsg.): Kinder- und Jugendliteratur 1933–1945: Ein Handbuch. Band 2: Darstellender Teil. Springer, 2005, ISBN 978-3-476-01837-3, S. 858 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Cathleen Kolath: Lisa Tetzner: Hans Urian (1931). In: Bibliothek verbrannter Bücher. Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, abgerufen am 12. Februar 2019.