Haus Steinerstraße 28
Das Haus Steinerstraße 28 (auch Haus Rinsche)[1] ist ein denkmalgeschütztes Gebäude[2] in Werl im Kreis Soest (Nordrhein-Westfalen).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit den 1690er Jahren befand sich in der heutigen Steinerstraße 28 ein jüdischer Betsaal, das Gebäude wurde seit dem 17. Jahrhundert von Juden bewohnt. Es war wohl bereits seit 1679 im Besitz des Werler Juden Nathan Herzog, der es 1716 seinem Sohn Heyman(n) Nathan vererbte.[1] 1737 brannte das Gebäude bei einem Stadtbrand ab, dabei gingen auch diverse Geleitbriefe vom Vorsteher der westfälischen Judenschaft verloren.[1]
Das Gebäude wurde 1740 in heutiger Form wieder aufgebaut, die Inschrift auf dem neuen Gebäude verweist auf die Eigentümerin Eva Hertz, verheiratet mit Hertz Lehmann; ihr zweiter Ehemann Heyman Nathan wurde nachträglich auf die Inschrift hinzugefügt.[1] Danach ging das Gebäude an Lehmann Hertz, wohl einen Sohn aus erster Ehe, dem Vorsteher der Werler Judenschaft. Über dessen Frau erbte der Obervorsteher in Westfalen Levi Lazar(us) Hellwitz († 1860) das Bethaus. Nach dessen Tod kaufte es die christliche Familie Rinsche, deren Namen es seitdem trägt.[1] Diese betrieb dort einen Kohlen-, später Heizölhandel.[3]
In diesem Wohnhaus befand sich bis zur Errichtung der Werler Synagoge im Jahr 1811 ein Betraum für die jüdischen Bürger der Stadt.[1]
Der verputzte, zum Teil unterkellerte Bruchsteinbau wurde auf einem nahezu quadratischen Grundriss errichtet. Die barocke Treppe im Innenraum stammt noch aus der Bauzeit des Gebäudes und ist typisch für großbürgerliche Wirtschaftshäuser des frühen 18. Jahrhunderts,[3] die Eingangstür mit Schnitzwerk ist aus dem frühen 19. Jahrhundert. 1960 wurde das Gebäude saniert und um einen rückseitigen Anbau ergänzt. Ein 1947 noch vorhandenes Spitzdach mit Kornaufzug wurde durch ein flaches Walmdach ersetzt.[3]
Inschrift
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über der Tür befindet sich die deutsche und hebräische Inschrift mit der Baujahr 1740.
Teil der hebräischen Inschrift ergibt ein Chronogramm mit dem jüdischen Jahr 5500 (1740).[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Dehio unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2
- Joachim Rüffer und Heinrich Josef Deisting: Ortsartikel Werl. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg. Hrsgg. von Frank Göttmann, Münster 2016, S. 794 Online-Fassung der Historischen Kommission für Westfalen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g Joachim Rüffer und Heinrich Josef Deisting: Ortsartikel Werl. In: Frank Göttmann (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg. Münster 2016, S. 794.
- ↑ Denkmalliste der Stadt Werl. Stadt Werl, 2019, archiviert vom ; abgerufen am 22. Oktober 2022.
- ↑ a b c Infotafel des Historischen Stadtrundgangs am Gebäude, vgl. www.stadtrundgang-werl.de. Werl-Stiftung.
Koordinaten: 51° 33′ 4,3″ N, 7° 54′ 52,6″ O