Hedwig Leibetseder

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Hedwig Leibetseder (* 31. März 1900 in Wien als Hedwig Abranowitz; † 7. November 1989 in London) war eine österreichische Jüdin und sozialistische Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über Hedwig Leibetseders Herkunft ist wenig bekannt. Von 1919 bis 1925 studierte sie Philosophie an der Universität Wien. Wann sie dort ihren Doktortitel erwarb, ist unbekannt.[1]

Wahrscheinlich 1919 heiratete sie Walter Leibetseder, einen Wiener Damenschneider, der ab 1928 in Berlin beschäftigt war, dort die Marxistische Arbeiterschule besuchte und nach dem Krieg in Wien in der SPÖ aktiv war.[2]

Hedwigs Tätigkeit in Berlin ist seit 1927 belegt, sie wurde Verlagslektorin der Zeitschrift Das Magazin. Nach ihrer eigenen Auskunft wurde sie 1930/31 in der sozialistischen Widerstandsgruppe um Walter Loewenheim politisch aktiv,[3] die ab 1933 unter dem Namen „Neu Beginnen“ im Untergrund neue Mitglieder rekrutierte. Im Frühjahr 1936 wurde Hedwig Leibetseder wegen ihrer Zugehörigkeit zu dieser Gruppe verhaftet. Die Gruppe arbeitete zwar von Anfang an streng konspirativ, da Leibetseder aber viele Mitglieder und deren Decknamen kannte und Angst hatte, diese zu verraten, versuchte sie sich der Verhaftung durch einen Selbstmordversuch zu entziehen, indem sie aus dem 4. Stock sprang.[4] Sie überlebte jedoch ohne schwerwiegende bleibende Schäden. Anfang 1937 wurde sie zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Strafe verbüßte sie zum großen Teil im Frauenzuchthaus Jauer. Gleich anschließend wurde sie in das Frauen-Konzentrationslager Lichtenburg verbracht, aus dem sie nach Intervention ihrer Schwester und Scheidung von ihrem Mann am 13. März 1939 nach Wien entlassen wurde.[4][5] Von dort floh sie nach London, wo sie unter dem Namen Vicky Abrams bis zu ihrem Tod lebte.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. November 2016 wurde am Haus Rudolstädter Straße 8 (Berlin-Wilmersdorf) eine Berliner Gedenktafel für sie eingeweiht.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans-Rainer Sandvoß: Die »andere« Reichshauptstadt: Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945. Lukas Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-936872-94-1.
  • Hans-Rainer Sandvoß: Hedwig Leibetseder (1900–1989): Ansprache anlässlich der Enthüllung einer "Berliner Gedenktafel" am 7. November 2016 in der Rudolstädter Straße 11. Mitgliederrundbrief Nr. 76. Hrsg.: Aktives Museum e.V. Berlin Januar 2017, S. 11–13 (aktives-museum.de [PDF; abgerufen am 23. August 2021]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vicky Abrams: Personal papers and material re Neu Beginnen. In: The Wiener Holocaust Library. Abgerufen am 23. August 2021 (englisch).
  2. dasrotewien.at. Abgerufen am 23. August 2021.
  3. Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945. Lukas Verlag, Berlin 2017, S. 233.
  4. a b Hans-Rainer Sandvoß: Hedwig Leibetseder (1900–1989). Mitgliederrundbrief Nr. 76. Hrsg.: Aktives Museum e.V. Berlin 2017, S. 12 f.
  5. Entlassungsschein Hedwig Abranowitz. In: theholocaustexplained.org. The Wiener Holocaust Library Collections, 2019, abgerufen am 23. August 2021 (englisch).
  6. Gedenktafel für Hedwig Leibetseder. In: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Berlin.de, abgerufen am 23. August 2021.