Hotel Preußischer Hof (Berlin)

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Blick auf den Askanischen Platz mit dem Anhalter Bahnhof, rechts, und dem Hotel Preußischer Hof, Eckhaus links. (Foto von Waldemar Titzenthaler, 1910).
Das Hotel Preußischer Hof lag direkt gegenüber dem Haupteingang des Anhalter Bahnhofs.
Blick über den Askanischen Platz zum Hotel und dem Europahaus, 1937
Anzeige des Hotels Preußischer Hof im Berliner Adressbuch von 1887.
Das Hotel Preußischer Hof war zunächst in den Häusern Königgrätzer Straße 114 und 115 untergebracht.
Blick auf den Standort des ehemaligen Hotels Preußischer Hof. (Foto: 2014.)

Das Hotel Preußischer Hof (geschrieben auch: Preussischer Hof) war in der wilhelminischen Epoche und zu Beginn der Weimarer Republik ein Mittelklassehotel am Anhalter Bahnhof in Berlin.

Ein Standort in rasanter Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gegend zwischen dem Potsdamer und dem Anhalter Bahnhof, der seit 1841 bestand und 1880 beträchtlich erweitert worden war, erfuhr zu Beginn der 1880er Jahre eine rasante Entwicklung, die durch die Einrichtung neuer Straßenverbindungen sowie zahlreiche Neubauten (Museen, Hotels, Privatbauten und Behörden) gekennzeichnet war. Seit 1881 befand sich das Berliner Kunstgewerbemuseum in der verlängerten Zimmerstraße (heute: Niederkirchnerstraße). Seit 1886 öffnete das Ethnologische Museum direkt benachbart dem Publikum seine Tore.

Hotel Preußischer Hof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hotel Preußischer Hof wurde 1887 in der Königgrätzer Straße (heute: Stresemannstraße) direkt gegenüber dem Haupteingang des damaligen Anhalter Bahnhofs mit Blick auf den Askanischen Platz, der dem Bahnhof vorgelagert war (s. Foto), zunächst in dem Gebäude Königgrätzer Straße Nr. 115 eröffnet. Besitzer des Hotels war von 1887 bis 1922 Fritz Natho. Da sich das Hotel günstig entwickelte, musste Fritz Natho noch vor 1898 (vgl. Foto) auch das Nachbarhaus Königgrätzer Straße 114 anmieten, so dass sich das Hotel über die zwei benachbarten, in ihrer Höhe ungleichen Gebäude erstreckte. Das über der Fuge zwischen den beiden Häusern angebrachte Hotelschild versuchte, beide Gebäude optisch zu einer Einheit zusammenzufassen.

Umzug in die Königgrätzer Straße 117a[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als sich die Gelegenheit bot, das größere Eckhaus Königgrätzer Straße/Anhaltstraße anzumieten, erfolgte 1903 der Umzug des Hotels in dieses Haus. Die Adresse des Hotels war nun Königgrätzer Straße 117a/Anhaltstraße 2. In die beiden Häuser Königgrätzer Straße 114 und 115, in denen bisher der Preußische Hof seine Gäste empfangen hatte, zog nun das Hotel Anhalter Hof (Inhaber: Franz Lehmann) ein. Diese Situation zeigt auch das bekannte Foto des Anhalter Bahnhofs von Waldemar Titzenthaler.

1904 verfügte das Hotel Preußischer Hof an seinem neuen Standort über 45 Zimmer sowie (Etagen-)Bäder und elektrisches Licht.[1] Das Hotel warb mit seiner Nähe zum Anhalter und Potsdamer Bahnhof und seinen „komfortablen Zimmern“. Es verfügte weiterhin auch über ein Restaurant im Erdgeschoss des Hauses. Dem traditionellen Namen Preußischer Hof fügte der Besitzer von 1905 an den Zusatz „Hôtel de Prusse“ hinzu, vermutlich, um auch internationale Gäste anzulocken.

Das Hotel Preußischer Hof überstand die für alle Berliner Hotels schwierige Zeit des Ersten Weltkrieges, musste jedoch 1926 seinen Betrieb in der Königgrätzer Straße 117a einstellen. Letzter Besitzer des Hotels war (von 1923 bis 1926) Hugo Welke.

Das zweite Hotel Preußischer Hof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1933 wurde an der Adresse Stresemannstraße 88 (nur einige Häuser Richtung Nordwesten vom alten Standort entfernt) wiederum ein Hotel mit dem Namen „Preußischer Hof“ neu eröffnet. Der Besitzer dieses Hotels war B. Ulbricht. Soweit erkennbar hatte das neue Hotel betriebswirtschaftlich mit dem alten Hotel Preußischer Hof an der Adresse Königgrätzer Straße 117a nichts zu tun. Die Neugründung benutzte lediglich den offensichtlich gut eingeführten Namen des älteren Hotels, um dessen Kunden anzuziehen.[2] Dieses zweite Hotel mit dem Namen Preußischer Hof bestand die 1930er Jahre hindurch bis in den Zweiten Weltkrieg hinein, noch 1943 wird es in der Hotelliste des Berliner Adressbuchs erwähnt. Beide Hotelgebäude (Stresemannstraße 88 und Königgrätzer Straße 117a/Anhalter Str. 2) wurden durch die Flächenbombardements der Alliierten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört.

Die heutige Nutzung des Standorts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute befinden sich an dem Standort des früheren Hotels Preußischer Hof in der Anhalter Straße 2 ein modernes Hotel und ein italienisches Restaurant.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hotel Preußischer Hof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anonymus: Berlin. Griebens Reiseführer Band 25. Kleine Ausgabe. Auszug aus der 60. Auflage der großen Ausgabe. Albert Goldschmidt Verlag, Berlin 1920/21.
  • Karl Baedeker: Berlin und Umgebungen. Handbuch für Reisende. Verlag Karl Baedeker, 5. Aufl. Leipzig 1887.
  • Bodo-Michael Baumunk: Grand-Hotel. In: Die Reise nach Berlin. Hg. i. A. des Berliner Senats für die gleichnamige Ausstellung, Berlin 1987. S. 192ff.
  • Wolfgang Bernhagen / Heinz Schlottke: Vom Gasthof zum Luxushotel. Ein Streifzug durch die Berliner Hotelgeschichte – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. von der Generaldirektion der Interhotel DDR, o. O. o. J. [1988].
  • Renate Düttmann: Berliner Gasthöfe des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Die Reise nach Berlin. Hg. i. A. des Berliner Senats für die gleichnamige Ausstellung, Berlin 1987. S. 181–191.
  • Victor Laverrenz: Grüße aus Berlin und Umgebung in Bild und Wort. Verlag und Druck Kunstanstalt W. Sommer, Berlin-Schöneberg 1898.
  • Hans-Christian Täubrich: Zu Gast im alten Berlin. Erinnerungen an die Alt-Berliner Gastlichkeit mit Hotelpalästen, Vergnügungslokalen, Ausflugsgaststätten und Destillen. Verlag Hugendubel 1990. ISBN 3-88034-482-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Karl Baedeker: Berlin und Umgebung. Handbuch für Reisende. Verlag Karl Baedeker, 13. Aufl. Leipzig 1904, S. 5 sowie Anonymus: Berlin. Griebens Reiseführer Band 25. Kleine Ausgabe. Auszug aus der 60. Auflage der großen Ausgabe. Albert Goldschmidt Verlag, Berlin 1920/21, S. 9.
  2. Dieses Phänomen lässt sich bei verschiedenen Schließungen älterer gut eingeführter Hotels beobachten. Die Neugründungen versuchen, von dem Markennamen des älteren Hotels und dessen oft in jahrzehntelanger Tätigkeit erarbeiteten Bekanntheitsgrad zu profitieren. Vgl. u. a. den Artikel zum Hotel de Brandebourg (Berlin).

Koordinaten: 52° 30′ 15″ N, 13° 22′ 59″ O