Imidchloride

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel eines Imidchlorids mit blau markierter funktioneller Gruppe

Imidchloride (auch Imidsäurechloride, Imidoylchloride oder Carbonsäurechloridimide) sind eine Gruppe chemischer Verbindungen, welche die funktionelle Gruppe R1ClC=NR2 besitzen, wobei R1 und R2 dabei beliebige organische Reste oder Wasserstoff sein können. Sie sind Derivate von Carbonsäuren, ähneln den Carbonsäurechloriden und sind seit über 100 Jahren bekannt.[1]

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synthese von Imidchloriden kann durch Zugabe von Phosphorpentachlorid zu Carbonsäureamiden erfolgen:[1]

Synthese eines Imidchlorids
Synthese eines Imidchlorids

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Imidchloride kommen in vielen organische Synthesen – wie zum Beispiel der Nitrilsynthese, Vilsmeier-Haack-Reaktion oder der Von-Braun-Rudolph-Synthese – als Ausgangsstoffe oder Zwischenprodukte vor.

Nitrilsynthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sind die Amide, welche als Ausgangsstoffe für die Herstellung von Imidchloriden genutzt werden, am Stickstoff unsubstituiert, so entstehen nach der Ausbildung des Imidchlorids unter Abgabe von Chlorwasserstoff leicht Nitrile 1:[1]

Bildung von Nitrilen nach einer Imidchloridsynthese
Bildung von Nitrilen nach einer Imidchloridsynthese

Herstellung des Vilsmeier-Reagenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wird die Reaktion zur Herstellung eines Imidchlorids ausgehend von N,N-Dimethylformamid durchgeführt, so entsteht das Vilsmeyer-Reagenz, welches zum Beispiel für die wichtige Vilsmeier-Haack-Reaktion und damit unter anderem für die Vanillin-Herstellung benötigt wird:[1]

Synthese der Vilsmeier-Reagenz
Synthese der Vilsmeier-Reagenz

Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Imidchloride reagieren mit zahlreichen Reagenzien. Nachfolgend sind einige dieser aufgeführt.

Reaktion mit Wasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Imidchloride bilden nach Zugabe von Wasser das entsprechende Amid zurück:[2]

Reaktionsübersicht für Imidchloride mit Wasser
Reaktionsübersicht für Imidchloride mit Wasser

Reaktion mit Schwefelwasserstoff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Zugabe von Schwefelwasserstoff bilden Imidchloride das zum Amid korrespondierende Thionamid aus:[2]

Reaktionsübersicht für Imidchloride mit Schwefelwasserstoff
Reaktionsübersicht für Imidchloride mit Schwefelwasserstoff

Reaktion mit primären Aminen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wird ein Äquivalent eines Imidchlorids mit zwei Äquivalenten eines primären Amins zur Reaktion gebracht, entstehen Amidine:[2]

Übersicht der Reaktion zwischen Imidchloriden und primären Aminen
Übersicht der Reaktion zwischen Imidchloriden und primären Aminen

Reaktion mit Chlorwasserstoff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Zugabe von Chlorwasserstoff reagieren Imidchloride zu Iminiumchloridkationen:[2]

Übersicht der Reaktion zwischen Imidchloriden und Chlorwasserstoff
Übersicht der Reaktion zwischen Imidchloriden und Chlorwasserstoff

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Jürgen Falbe, Manfred Regitz (Hrsg.): Römpp Chemie Lexikon. 9. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-13-734809-9, S. 1942.
  2. a b c d Henri Ulrich: The Chemistry of imidoyl halides. In: New York: Plenum Press. 1968, doi:10.1007/978-1-4684-8947-7, S. 55–112.