Julienne Lusenge

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Julienne Lusenge (2023)

Julienne Lusenge (* 1958 in Haut-Uélé) ist eine kongolesische Menschenrechtsaktivistin und Journalistin, die sich für die Überlebenden sexueller Gewalt in Kriegszeiten einsetzt. Sie ist Mitbegründerin und Präsidentin der NGO Female Solidarity for Integrated Peace and Development (SOFEPADI) und Geschäftsführerin des Congolese Women’s Fund (FFC).[1]

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lusenge wurde 1958 in Watsha, heute Haut-Uélé, geboren und wuchs dort mit Eltern auf, die ihren Aktivismus förderten.[2]

Radiojournalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Karriere startete als Radiojournalistin, 1978 erhielt sie ihre erste Anstellung bei einem kommulaneln Sender.[2]

Julienne Lusenge arbeitete 1998 als Journalistin im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK), als der Bürgerkrieg ausbrach. Sie war eine humanitäre Radiomoderatorin, die Informationen über Gesundheit und Menschenrechte an Dorfbewohner in abgelegenen Gebieten weitergeben sollte. Lusenge reiste durch den Osten der Demokratischen Republik Kongo, um Frauen über ihr Leben zu befragen und ihre Geschichten in ihren Radiosendungen zu erzählen. Mit der Zeit begannen die Frauen, Vorfälle schrecklicher sexueller Gewalt zu schildern, die sie im Zuge der Eskalation des Krieges beobachtet hatten oder denen sie zum Opfer gefallen waren. Lusenge begann, den sexuellen Missbrauch zu dokumentieren und die Gewaltakte gegen Frauen öffentlich zu verurteilen.[3]

Menschenrechtsaktivismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Julienne Lusenge in Kinshasa (2014)

Aus Empörung über die sexuelle Gewalt gegen Frauen in ihrem Land gründete Lusenge im Jahr 2000 zusammen mit 22 anderen Aktivisten SOFEPADI. Die Gruppe schloss sich zusammen, um internationale Organisationen, die in der Region tätig sind, einschließlich der Vereinten Nationen, auf das Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt aufmerksam zu machen.[4] Ihr Plan war es auch, Überlebende zu unterstützen, die sich von ihrem Trauma erholen, ihnen zu helfen, sich im Justizsystem zurechtzufinden und die Täter von sexuellen Übergriffen vor Gericht zu bringen.

Im Jahr 2007 gründete Lusenge eine zweite gemeinnützige Organisation, den Fonds für kongolesische Frauen (FFC), der kongolesische Frauenrechtsgruppen unterstützt und ihnen hilft, Finanzmittel von internationalen Gebern zu erhalten. Die Idee war, eine finanzielle Einrichtung zu schaffen, die die Kluft zwischen internationalen Gebern und lokalen Fraueninitiativen überbrückt.[5]

Lusenge ist Seniorpartnerin eines neuen Projekts in der Demokratischen Republik Kongo mit Media Matters for Women, einer gemeinnützigen Organisation, deren Hauptaugenmerk auf der „Überbrückung der digitalen Kluft für isolierte Frauen und Mädchen in armen, abgelegenen Gemeinden in Afrika liegt, die keinen Zugang zu Informationen über ihre Rechte haben und von geschlechtsspezifischer Gewalt und zunehmender Armut bedroht sind“.[6] Dort ist sie die Landesdirektorin des Wamame Tujenge Podcasts.[7]

Lusenge hat sich auch über die Grenzen der Demokratischen Republik Kongo hinaus engagiert. Sie gehört dem beratenden Ausschuss der Internationalen Kampagne gegen Vergewaltigung und geschlechtsspezifische Gewalt in Konfliktzonen an.[8]

Im Jahr 2020 ernannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Lusenge zur Ko-Vorsitzenden (neben Aïchatou Mindaoudou) einer siebenköpfigen unabhängigen Kommission, die Vorwürfe der sexuellen Ausbeutung und des Missbrauchs durch Entwicklungshelfer während des Ebola-Ausbruchs 2018 in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) untersuchen sollte.[9]

Ab November 2023 sitzt Lusenge im Verwaltungsrat des Freiwilligen Fonds der UN für Folteropfer. Dieses Mandat gilt für drei Jahre.[10]

Auszeichnungen und Anerkennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen der französischen Regierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lusenge wurde 2012 von der französischen Botschaft mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Außerdem wurde sie 2013 von der französischen Regierung zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.[11]

Ginetta-Sagan-Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ginetta Sagan Fund (GSF) wurde zu Ehren von Ginetta Sagan gegründet, einer amerikanischen Menschenrechtsaktivistin, die vor allem durch ihre Arbeit bei Amnesty International bekannt wurde. Der GSF vergibt jährlich 20.000 Dollar, um „bemerkenswerte Frauen aus aller Welt zu ehren und zu unterstützen, die das Leben von Millionen Menschen zum Besseren verändern“. Nach ihrer Auszeichnung 2016 wurde Lusenge zusätzlich zu dem Stipendium in Höhe von 20.000 Dollar auch eingeladen, mit der GSF durch die Vereinigten Staaten zu reisen, um ihre Geschichte über den Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen zu erzählen.[12]

Internationaler Preis für die Rechte der Frau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lusenge hat für ihre Arbeit internationale Anerkennung erhalten. Im Jahr 2018 wurde Lusenge von einer Gruppe von 25 Menschenrechtsorganisationen mit dem Internationalen Preis für Frauenrechte 2018 des Genfer Gipfels für Menschenrechte und Demokratie ausgezeichnet. Sie erhielt den Preis bei einer Zeremonie am Sitz der Vereinten Nationen in Genf am 20. Februar 2018, wo sie vor 700 UN-Diplomaten, Menschenrechtsaktivisten und Journalisten sprach. Frau Lusenge wurde für den Preis ausgewählt „für ihren selbstlosen Einsatz für die Menschenrechte kongolesischer Frauen inmitten der Schrecken des Krieges und dafür, dass sie eine Stimme für die Stimmlosen ist“, sagte Hillel Neuer, der Geschäftsführer von United Nations Watch.[13]

International Women of Courage Award[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2021 wurde sie mit dem US-amerikanischen International Women of Courage Award ausgezeichnet.[14]

Aurora-Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. Oktober 2021 wurde ihr im armenischen Kloster auf der Insel San Lazzaro in Venedig, Italien, der Aurora-Preis für das Erwachen der Menschlichkeit verliehen.[15][16]

Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2023 erhielt Julienne Lusenge den United Nations Humand Rights Prize. Mit dieser Auszeichnung wurde ihr über vierzig Jahre andauernder Einsatz für die Menschenrechte von Frauen im Kongo geehrt.[17]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Julienne Lusenge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Julienne Lusenge. Abgerufen am 6. Februar 2024.
  2. a b Eine furchtlose Fürsprecherin, die im Kongo Feministinnen aufbaut. Abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
  3. Celebrating Our Global Leaders: Julienne Lusegne. In: American Jewish World Service. 11. November 2015, abgerufen am 18. März 2023 (amerikanisches Englisch).
  4. "Unser Kampf gegen sexuelle Ausbeutung geht weiter" | DW | 05.05.2022. In: Deutsche Welle. Abgerufen am 18. März 2023 (deutsch).
  5. Meet Julienne Lusenge, Democratic Republic of Congo. In: Nobel Women‘s Initiative. Abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  6. Andrew Sampson: Media Matters for Women (MMW) at CSW67 NGO Forum. In: NAWO. 12. April 2023, abgerufen am 6. Februar 2024 (britisches Englisch).
  7. Wamama Tujenge with Julienne Lusenge (Podcast 1 _ Part 1) Democratic Republic of Congo _ French. Abgerufen am 6. Februar 2024.
  8. Meet Julienne Lusenge, Democratic Republic of Congo. 10. Dezember 2013, abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
  9. WHO names independent body to investigate DRC sex abuse claims. In: Aljazeera. Abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  10. Digitalcongo.net | RDC : Julienne Lusenge nommée membre du Conseil d’administration du Fonds Volontaire des Nations Unies. Abgerufen am 6. Februar 2024.
  11. Meet Julienne Lusenge, Democratic Republic of Congo. Abgerufen am 5. Februar 2023 (englisch).
  12. Meet the 2016 Ginetta Sagan Award Winner: Julienne Lusenge. In: Human Rights Now. 7. April 2016, abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
  13. Julienne Lusenge. In: The Geneva Summit for Human Rights and Democracy. Abgerufen am 6. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  14. 2021 International Women of Courage Award. In: United States Department of State. Abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
  15. 2021 International Women of Courage Award Recipients Announced. Abgerufen am 5. Februar 2023.
  16. Julienne Lusenge awarded humanitarian prize. In: Deutsche Welle. Abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  17. 20 July 2023 | Press Releases: WINNERS OF 2023 UNITED NATIONS HUMAN RIGHTS PRIZE ANNOUNCED | General Assembly of the United Nations. Abgerufen am 6. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).