Kärntner Heimatdienst (K.H.D.)

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Die Gründung des Kärntner Heimatdienstes (K.H.D.) geht auf die inneren und äußeren Unruhen nach dem Ende der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Jahre 1918 zurück und hatte bei der Meinungsbildung Stimmberechtigter im Vorfeld der Volksabstimmung 1920 in Kärnten eine beeinflussende Wirkung.[1][2][3]

Ausgangslage Erster Weltkrieg

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Gedenktafel für den 1. Vorsitzenden des Kärntner Heimatdienstes im Jahre 1920, Vinzenz Schumy (1970)

Nach dem Ersten Weltkrieg war die Situation in Kärnten durch die beiden Sprachgruppen, Deutsch- und Slowenischsprachige, ungeklärt. Am 5. November 1918 drangen Truppen des Königreich Jugoslawiens in Südkärnten ein und besetzten das Gebiet. Dies geschah nachdem der Kärntner Landesausschuss Kärnten am 25. Oktober 1918 für unteilbar und zum Beitritts zur Republik Deutschösterreich erklärte. Als Reaktion auf das Eindringen und Besetzen von Gebieten Kärntens kam es zum bewaffneten Kärntner Abwehrkampf gegen die Fremdbestimmung.

Rolle des K.H.D. bei der Kärntner Volksabstimmung 1920

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Am 19. Jänner 1919 wurde ein Waffenstillstand geschlossen, in dessen Folge wurde im Vertrag von Saint-Germain festgelegt, das in Südkärnten eine Volksbefragung zur Zugehörigkeit zu Österreich oder dem Königreich Jugoslawiens durchgeführt werden sollte. Bereits im August 1919 wurde eine Landesagitationsleitung gegründet, die im März 1920 zum Kärntner Heimatdienst umgewandelt wurde. Hans Steinacher wurde Geschäftsführer. Vom Land Kärnten bestellte Vorstände wurden die Landräte Max von Burger und Vinzenz Schumy.[4][5] Bei der im Vertrag von Saint-Germain festgelegten Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 agierte der Kärntner Heimatdienst für den Verbleib von Kärnten im Verbund mit Österreich. Pro-österreichische Propaganda für die Volksabstimmung sollte gemacht werden[6], wobei ehemalige Abwehrkämpfer eine führende Rolle im Kärntner Heimatdienst innehatten. Die Propaganda für die Volksabstimmung übernahm Vinzenz Schumy als erster Obmann des Kärntner Heimatdienstes.[7][8] Hierbei erreichten die Befürworter einer Zugehörigkeit zu Österreich einen Stimmenanteil von fast 60 %. Somit blieb die Zone A (der vom Königreich Jugoslawien militärisch besetzte Teil Kärntens) im Verbund mit Österreich. Bei einem anderen Ergebnis hätte auch für die Zone B (einschließlich der Landeshauptstadt Klagenfurt) eine Volksabstimmung durchgeführt werden müssen. Dieses Ergebnis wurde durch den Einsatz von tausenden ehrenamtlichen Aktivisten des Kärntner Heimatdienstes erreicht. 1923 wurde der Kärntner Heimatdienst aufgelöst.[9]

Neugründung 1924

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Am 17. Juli 1924 wurde der „Kärntner Heimatbund“ im Gemeinderatssitzungssaal vom Kärntner Landtag in Klagenfurt gegründet.[10] Von 1924 bis 1930/31 war Martin Wutte der Vorsitzende Obmann des Kärntner Heimatbunds.[11][12] Er entwickelte sich in den Folgejahren immer mehr zu einer Plattform der Nationalsozialisten in Österreich. Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich wurden innerhalb des inzwischen massiv von der NSDAP unterwanderten Kärntner Heimatbundes jegliche NS-Aktivitäten weitgehend ungestört fortgesetzt.[13][14] 1938 war der zunächst deutschnationale, dann nationalsozialistische – und „bekannt für seine verachtende Haltung gegenüber allen Slawen“[15] – Funktionär Alois Maier-Kaibitsch der damalige Geschäftsführer des Kärntner Heimatbundes.[16][17]

Neugründung 1957

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1957 wurde ein gleichnamiger Verein Kärntner Heimatdienst (KHD) von dem ehemaligen Klubobmann Walter Lakomy – bis 1933 – des Heimatblocks im Kärntner Landtag der Ersten Republik gegründet.[18]

  • Josef Feldner: 90 Jahre Kärntner Heimatdienst eine Dokumentation (2010)
  • Der Kärntner Heimatdienst : Ideologie, Ziele und Strategien einer nationalistischen Organisation, Drava-Verlag, Klagenfurt (1990) ISBN 978-3-85435-117-7

Einzelnachweise

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  1. ANNO, Salzburger Chronik für Stadt und Land, 1930-10-04, Seite 2. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  2. ÖNB-ANNO - Das Tagebuch / Das Tage-Buch. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  3. ANNO, Deutsche Zeitung, 1920-05-16, Seite 4. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  4. ANNO, Salzburger Nachrichten, 1950-10-10, Seite 3. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  5. ANNO, Salzburger Nachrichten, 1950-10-10, Seite 3. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  6. 100 Jahre Volksabstimmung: Warum Landespolitik vor 100 Jahren den Heimatdienst einsetzte. 9. März 2020, abgerufen am 22. Juli 2024.
  7. ANNO, Das kleine Volksblatt, 1945-10-09, Seite 2. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  8. Deutsche Biographie: Schumy, Vinzenz - Deutsche Biographie. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  9. ANNO, Klagenfurter Zeitung, 1925-05-30, Seite 2. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  10. ANNO, Klagenfurter Zeitung, 1925-05-30, Seite 2. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  11. Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation: Wutte, Martin. 2003, abgerufen am 21. Juli 2024.
  12. ANNO, Klagenfurter Zeitung, 1924-08-01, Seite 2. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  13. ANNO, Österreichische Zeitung, 1947-10-18, Seite 3. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  14. Wedekind, Michael (2003). Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 Bis 1945. Die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“. Militärgeschichtliche Studien 38. München: Oldenbourg, 2003. S. 36.
  15. Thomas Striednig: Die Kärntner PartisanInnen - Zum Widerstand gezwungen?: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Süden Österreichs. AV Akademikerverlag Verlag, abgerufen am 23. Juli 2024.
  16. Vom Kärntner Heimatbund zum Gau-Grenzlandamt, Österreichische Volksstimme, Seite 2. In: Österreichische Volksstimme. anno.onb.ac.at ANNO Zeitungen, 16. Oktober 1947, abgerufen am 21. Juli 2024.
  17. Deutschnationalismus in Kärnten, oder: "Wo man mit Blut die Grenze schrieb". Abgerufen am 22. Juli 2024 (österreichisches Deutsch).
  18. https://www.khd.at/index.php/geschichte/