k.u.k. Infanterieregiment „Viktor Emanuel III. König von Italien“ Nr. 28

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Kaiserlich und königliches Infanterieregiment „Viktor Emanuel III.“


Der Regimentsinhaber König Viktor Emanuel III.
Aktiv 1698 bis 1915 bzw. 1918
Staat Habsburgermonarchie, 1804 Kaisertum Österreich, 1867 Österreich-Ungarn
Truppengattung Infanterie
Standort Prag
Herkunft der Soldaten 1915: Böhmen 95%, andere 5%
Inhaber König Viktor Emanuel III.

Das k.u.k. Infanterieregiment „Viktor Emanuel III. König von Italien“ Nr. 28 war ein 1698 gegründetes Infanterie-Regiment des Kaiserstaates Österreich-Ungarn, das im Ersten Weltkrieg in Galizien eingesetzt wurde und 1915 auf kaiserlichen Befehl aufgelöst wurde. Im Folgemonat wurden seine zumeist tschechischstämmigen Truppenteile als Reserve anderen Großverbänden an der italienischen Isonzo-Front zugewiesen, das Regiment erlangte dann bis zum Kriegsende 1918 das Recht zur kurzzeitigen Wiederaufstellung.

Geschichte

Anfänge

Errichtet: 1698

Das Regiment war am Vorabend des Ersten Weltkrieges (ohne das 2. Bataillon) Teil der 5. Infanterie-Brigade der 3. Infanteriedivision (Innsbruck), während das 2. Bataillon Teil der 18. Infanterie-Brigade der 9. Infanteriedivision (Prag) war.

Ethnische Zusammensetzung: 95 % Tschechen – 5 % andere
Regimentssprache: tschechisch
Ergänzungsbezirkskommando, Ersatzbataillonskader: Prag
Garnison: Stab, I. Baon: Prag – II. Baon: Schlanders – III. Baon: Innsbruck – IV. Baon: Malè
Deutsche Uniform – Egalisierungsfarbe: grasgrün – Knöpfe: weiß

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs bestand das Regiment zu mehr als 90 % aus Wehrpflichtigen aus Prag und Umgebung. Zu Kriegsbeginn war das Regiment Teil der 5. Inf. Brigade (Generalmajor Schneider-Mannsau) der 3. Infanterietruppendivision (FML Roth), welche beim XIV. Armeekorps in der Schlacht von Lemberg eingesetzt wurde.

Kommandant: Oberst Ferdinand Sedlaczek

Stabsoffiziere:
Oberste: Eduard Edler von Merten, Hugo Eckelt
Oberstleutnants: Alexander de Brunfaut, Friedrich Balling
Majore: Florian Schaumeier, Theodor Praschak, Rudolf Rumpel

Die Legende vom Verrat am Karsamstag 1915

Anfang April 1915 bestand das Regiment aus verhungerten und verletzten Männern, die sich im Verband des k.u.k. III. Korps nach der Karpatenschlacht 2 Wochen lang neue Stellungen in nassem Schnee graben mussten. Oberste und Oberstleutnants hatten sich zuvor schon abgesetzt. Der provisorische Kommandant Florian Schaumeier ersuchte, die Soldaten zurückziehen zu dürfen, dies wurde ihm aber verweigert. Bei einem Angriff der russischen 49. Division (XXIV. Armeekorps) wurde der spärliche Nachschub vollständig abgeschnitten und nach einigen Tagen das Regiment nahezu vollständig aufgerieben.

In der offiziellen Darstellung wurde verbreitet, dass die meisten Mitglieder des Regiments zu den Klängen der Regimentskapelle auf die russische Seite desertierten. Da diese Darstellung für beide kriegsführenden Seiten Vorteile hatte, wurde sie lange kolportiert. Die Russen konnten so die Anziehungskraft der panslawischen Idee darstellen und für die k.u.k.-Armeeführung diente das Bild der „treuelosen Tschechen“ als Ablenkung von den Versäumnissen bei der Fürsorge für die eigenen Soldaten. Insbesondere konnte so davon abgelenkt werden, dass das wesentlich besser bewaffnete Infanterieregiment 87 die „28er“ ihrem Schicksal überließ.

Führung

Regiments-Inhaber

Regiments-Kommandanten

  • Oberst Alexander von Lebzeltern (1859–1872)
  • Oberst Friedrich von Bouvard (1872)
  • Oberst Adolph Resić von Ruinenburg (1872–1876)
  • Oberst Adolph von Wenko (1876–1877)
  • Oberst Alexander Heimbach von Ethlersheim (1877–1882)
  • Oberst Alois Hauptmann (1882–1886)
  • Oberst Johann Holzbach (1886–1890)
  • Oberst Ludwig Castaldo (1890–1894)
  • Oberst Julius Weyrich von Trubenburg (1894–1889)
  • Oberst Hugo Meixner von Zweienstamm (1889–1902)
  • Oberst Heinrich Fath (1902–1907)
  • Oberst Franz Daniel (1907–1912)
  • Oberst Ferdinand Sedlaczek (1912–1914)
  • Oberst Eduard von Merten (1914–1915)
  • Oberst Maximilian Hemala (1917–1918)

Literatur

  • Josef Fučík: Osmadvacátníci, Mladá fronta, Praha 2006, ISBN 80-204-1376-6.
  • Richard Lein: Pflichterfüllung oder Hochverrat. Die tschechischen Soldaten Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg. LIT, Wien 2011, ISBN 978-3-643-50158-5.
  • Andreas Graf von Thürheim: Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. oesterreichischen Armee Buchhandlung für Militärliteratur, Wien und Teschen 1880, S. 180 f.
  • Richard Lein: The „Betrayal“ of the k.u.k. Infantry Regiment 28. Truth or Legend? In: Aleš Skřivan, Arnold Suppan (Hrsg.): Prague Papers on the History International Relations. Institute of World History, 2009, ISBN 978-80-7308-296-3, ISSN 1803-7356, S. 325–348 (englisch, cuni.cz [PDF]).