Karl Moll (Politiker)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Karl Moll (* 13. Oktober 1884 in Meersburg; † 2. Dezember 1936) war ein deutscher Kommunalpolitiker und Bürgermeister von Meersburg am Bodensee.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft, Studium und Wehrdienst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geburtshaus von Karl Moll im Hofmeisterhaus am Schlossplatz in Meersburg

Karl Moll war der Sohn des Taubstummenlehrers Otto Moll und wurde im ehem. Hofkanzlerhaus in Meersburg geboren.[1] Nach seinem Abitur in Konstanz im Jahr 1905 und Militärdienst in München studierte er Volkswirtschaft (auch Finanzwissenschaft und Staatsrecht) in Berlin und Straßburg und promovierte 1910.[2] Er war im Bund Deutscher Verkehrsvereine beschäftigt und bereiste die europäischen Länder. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er zum Fußartillerie-Regiment 14 in Straßburg eingezogen. Er war Hauptmann des Deutschen Heeres und erhielt mehrere militärische Auszeichnungen, darunter das Ritterkreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen. Er schied am 11. Januar 1919 aus dem Militärdienst aus.[3][4]

Bürgermeister von Meersburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Moll war von 1919 bis zu seinem Tod 1936 Bürgermeister von Meersburg. Er trug mit seinen Kenntnissen der Meersburger Verhältnisse und des europäischen Fremdenverkehrs wesentlich zur Entwicklung des Ortes bei, vor allem zur Entwicklung des Tourismus.[5] Er führte im Jahr 1919 die Kurtaxe und das von ihm selbst geschriebene und redigierte Gemeindeblatt ein, in das er gelegentlich humorvolle Nebenbemerkungen einfließen ließ. Während seiner Amtszeit wurde die Infrastruktur Meersburgs 1921–1934 durch den Strandbadbau, 1921–1927 durch Elektrifizierung und neue Kanalisation, 1926 durch das neue Seepumpwerk sowie Wasserleitungsbau, Straßenbau, Seeanlagen auf Auffüllgrund entscheidend verbessert.[6][7][8] 1928 setzte er sich bei der Stadt Konstanz für den Bau des Fährehafens am nördlichen Seeufer in Meersburg ein. So wurden die Autofähre Konstanz–Meersburg und die Weiterführung der Bundesstraße 33 zwischen Meersburger Nord- und Konstanzer Südufer des Bodensees ermöglicht.[9] Karl Moll setzte sich für den Erhalt der Meersburger Trachten mit der filigranen Trachtenhaube ein. In den Anfängen der nationalsozialistischen Zeit bewahrte er sich trotz Parteizugehörigkeit seine Eigenständigkeit.[10] Er gehörte dem Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung an und versah die Geschäftsführung („Pflegschaft“) in Meersburg.[11]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenkstein für Karl Moll am Karl-Moll-Platz in Meersburg an der Bundesstraße 33

In Ehrung seiner Verdienste um den Fremdenverkehr wird eine Grünfläche mit Aussichtspunkt an der Bundesstraße 33 oberhalb des Unterstadttors „Dr.-Moll-Platz“ genannt. Ein Gedenkstein erinnert an sein Wirken für die Entwicklung von Meersburg.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Meersburg am Bodensee: Führer durch Stadt und Umgebung. Marschall, 1912.
  • Die Ehrbare Gesellschaft der 101 Bürger in Meersburg. 1922.
  • Die ehrbare Gesellschaft der Hunderteiner in Meersburg. August Feyel Verlag, 1929.
  • Meersburger Weinranken: Den Gästen d. Alten Meersburg zugeeignet. August Feyel Verlag, 1933.
  • Meersburg am Bodensee. 1935.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Guntram Brummer, Xaver Schilling, Karl Brummer: Karl Moll – aus Nähe und Distanz gesehen. Zum 50. Todestag des großen Meersburger Bürgermeisters. In: Glaserhäusle, Meersburger Blätter für Politik und Kultur. Band 9, 1987, S. 14–27.
  • Xaver Schilling: Dr. Karl Moll, Bürgermeister von Meersburg von 1919 bis 1936. In: Ekkhart 1957, S. 63–68.
  • Karl Brummer: Gedenkblatt an Dr. Karl Moll, Bürgermeister der Stadt Meersburg am Bodensee. Merk, 1956.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Moll (Bürgermeister) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bernhard Peter: Das ehem. Hofkanzlerhaus in Meersburg. Abgerufen am 4. August 2012.
  2. Erinnerungen an Dr. Karl Moll In: Museumsverein Meersburg (Hrsg.): Meersburger Spuren. Verlag Robert Gessler, Friedrichshafen 2007, ISBN 978-3-86136-124-4, S. 70–72.
  3. Xaver Schilling: Dr. Karl Moll. Bürgermeister von Meersburg. In: Ekkhart. Landesverein Badische Heimat, 1956, S. 64 ff.
  4. Museumsverein Meersburg (Hrsg.): Meersburg unterm Hakenkreuz 1933-1945. Robert Gessler Friedrichshafen, Meersburg 2011, ISBN 978-3-86136-164-0, S. 56–58.
  5. Köpfe der Stadt: Karl Moll (1884-1936). Website Stadt Meersburg, abgerufen am 4. August 2012.
  6. Brigitte Gramm: Kann man denn vom Müßiggang leben? Wie Meersburg eine Fremdenverkehrsstadt wurde. In: Festmagazin 1000 Jahre Meersburg. Frank Siegfried Verlag Konstanz 1988, S. 28–30.
  7. Erinnerungen an Dr. Karl Moll. In: Museumsverein Meersburg (Hrsg.): Meersburger Spuren. Verlag Robert Gessler, Friedrichshafen 2007, ISBN 978-3-86136-124-4, S. 70–72.
  8. „Unser Städtchen ist plötzlich so überlaufen.“ Bürgermeister Karl Moll im Meersburger Gemeindeblatt. In: Meersburg. Spaziergänge durch die Geschichte einer alten Stadt. Verlag Robert Gessler, Friedrichshafen 1999, ISBN 3-86136-045-4, S. 196–203.
  9. Älteste Binnenseefähre Europas „FS Konstanz“ nimmt auf Bodensee wieder Fahrt auf. Bodensee-Woche, 18. Juli 2011
  10. Museumsverein Meersburg (Hrsg.): Meersburg unterm Hakenkreuz 1933-1945. Robert Gessler Friedrichshafen, Meersburg 2011, ISBN 978-3-86136-164-0, S. 56–58.
  11. Harald Derschka: Der Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Ein Rückblick auf einhundertfünfzig Jahre Vereinsgeschichte 1868–2018. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 136, 2018, S. 1–303, hier: S. 225.
VorgängerAmtNachfolger
-- Bürgermeister von Meersburg
1919–1936
Max Bürkle (kommissarisch)