Michaelskloster (Heidelberg)

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Michaelskloster auf dem Heiligenberg im Jahr 1645, von Matthäus Merian
Rekonstruktion

Das Michaelskloster auf dem Heidelberger Heiligenberg wurde als Filialkloster des Klosters Lorsch im 9. Jahrhundert an der Stelle einer alten Kultstätte gegründet. Von der im 16. Jahrhundert aufgegebenen Anlage sind Fundamentreste erhalten.

Geschichte

Künstlerische Interpretation des Klostergartens der Michaelsbasilika

Vorläuferbauten bestanden schon zur Zeiten der Kelten. Das Areal bildet den höchsten Punkt innerhalb einer doppelten Ringwallanlage auf dem Heiligenberg. Nachweisbar ist eine römische Kultstätte unter der Basilikaruine, die nach einem gefundenen Weihestein dem Mercurius Cimbrianus zugewiesen wird. Der Grundriss des römischen Tempels mit Apsis im Norden ist mit Steinplatten im Boden des Kirchenschiffs markiert.

Schon im 7. Jahrhundert wurde die Kultstätte christlich verwendet, belegt durch Bestattungen aus merowingischer Zeit. Abt Thiotroch vom Benediktiner-Kloster Lorsch ließ sich die Kirche übereignen und baute sie aus. Zwar wird im Lorscher Codex für das Jahr 870 ein Klosterbau erwähnt, der ist aber archäologisch nicht nachweisbar und stellt möglicherweise eine Rückprojektion der späteren Klostergründung dar.

Erst im Jahr 1023 wurde das Kloster Sankt Michael und die Michaelsbasilika von Abt Reginbald, dem späteren Bischof von Speyer, unter Verwendung karolingischer Bauteile neu erbaut. Im Jahre 1070 wurde Abt Friedrich von Hirsau im Kloster beigesetzt (Grabplatte in der Krypta der Basilika). Somit wurde das Kloster zu einem Wallfahrtsort (nicht kanonisiert).

Im Jahre 1094 wurde von St. Michael aus auf der südlichen Kuppe das Stephanskloster gegründet. Hinterlassenschaften von gefallenen Teilnehmern des Ersten Kreuzzuges (1096–1099) finanzierten diesen Bau.

Mit der Übernahme des Lorscher Klosters durch den Erzbischof von Mainz 1226 endete die Benediktinerzeit. Nach einem kurzen Zwischenspiel der Zisterzienser siedelten Prämonstratenser aus dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald in den beiden Klöstern.

Archäologisch sind Brandspuren, datiert in die Zeit der Auseinandersetzung der Kurpfalz mit Kurmainz, nachweisbar mit anschließendem Wiederaufbau. 1503 wird der Einsturz des Glockenturms der Michaelsbasilika bezeugt, bei der drei Ordensleute in der Schlafkammer den Tod gefunden haben sollen. Die Aufgabe des Klosters muss in der Folgezeit passiert sein, da das Kloster 1537 als verlassen galt.

Im Rahmen der Säkularisierung wurde die Ruine der Universität Heidelberg übertragen, deren Senat 1589 beschloss, die Klöster abzureißen und die Steine zu verkaufen, um der Einsiedlung von „Gesindel“ in der Ruine entgegenzuwirken. Wie Merians Stich aus dem Jahr 1645 zeigt, wurde dieser Beschluss vermutlich nur in geringem Umfang umgesetzt. Der heutige Ruinenzustand ist auf die umwohnenden Bauern besonders aus Handschuhsheim zurückzuführen, die die Ruinen als Steinbruch benutzten.

Blick vom Westturm auf die Klosterruine.

Literatur

  • Wilhelm Schleuning: Die Michaels-Basilika auf dem heiligen Berg bei Heidelberg. Eine baugeschichtliche Studie. Heidelberg, 1887.
  • Bert Burger: Klosterruine St. Michael auf dem Heiligenberg. Beginn der Ausgrabungen durch Wilhelm Schleuning 1886, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 2006, S. 47-52
  • Eckhard Spatz: Das Michaelskloster - Benediktiner auf dem Heiligenberg : Lichtbilderreihe / Hrsg. vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Bildstelle Heidelberg, 1990.
  • Dietrich Lutz: Die Michaelsbasilika auf dem Heiligenberg bei Heidelberg, ein bedrohtes Denkmal. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 6. Jahrgang 1977, Heft 1, S. 34. (PDF)
  • Peter Marzolff: Grabungen in St. Michael auf dem Heiligenberg bei Heidelberg. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 11. Jg. 1982, Heft 3, S. 129-141. (PDF)

Weblinks

Commons: Michaelskloster Heiligenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 25′ 33″ N, 8° 42′ 22″ O