Krümmungseffekte

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An stark gekrümmten Oberflächen können aufgrund der speziellen Bedingungen an solchen Flächen besondere physikalische Effekte auftreten, die Krümmungseffekte genannt werden.

Bei Flüssigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insbesondere haben kleinste Flüssigkeitströpfchen oder Nanoteilchen im Verhältnis zu ihrem Volumen eine relativ große Oberfläche, so dass sich die Oberflächenenergie bzw. die Oberflächenspannung auf die Eigenschaften auswirken kann.

Wichtige Beispiele für solche Effekte sind für die Oberfläche von Flüssigkeiten:

  • Bei der Bildung feinster Tröpfchen muss eine relativ große Oberflächenenergie aufgebracht werden. Daher herrscht über ihren gekrümmten Oberflächen ein höherer Sättigungsdampfdruck als über einer ebenen Flüssigkeitsfläche. Je stärker die Oberfläche gekrümmt ist, desto kleiner der Tropfen und umso größer muss der Dampfdruck in der Umgebung sein, damit das Tröpfchen nicht verdunstet. Dieser Zusammenhang zwischen Krümmung und Dampfdruck wird mit der Kelvingleichung beschrieben.
  • Andersherum verhält sich der Dampfdruck bei konkaven Oberflächen, z. B. in Kapillaren, oder bei Gasbläschen in einer Flüssigkeit. Hier wird der Dampfdruck mit abnehmendem Durchmesser der Kapillare bzw. des Bläschens vermindert, siehe ebenfalls unter Kelvingleichung.
  • Durch die Wirkung der Oberflächenspannung herrscht im Inneren eines Flüssigkeitströpfchens ein erhöhter Druck. Dieser ist umso größer, je kleiner der Tropfen ist. Dies wird mit der Young-Laplace-Gleichung beschreiben.
  • Die Löslichkeit kleinster Flüssigkeitströpfchen in einer Emulsion ist höher als die von großen.

Bei Festkörpern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solche Effekte treten nicht nur bei Flüssigkeiten auf, sondern auch bei Festkörpern. Die Zusammenhänge sind bei ihnen allerdings komplizierter, nicht nur weil unterschiedlich orientierte Flächen eines Kristalls verschiedene Oberflächenenergien haben. Außerdem muss hier unterschieden werden zwischen der Oberflächenenergie bzw. Oberflächenerzeugungsarbeit und der elastischen Grenzflächenspannung (englisch: surface stress).

Dennoch gibt es entsprechende Effekte auch bei Festkörpern:

Die genannten Effekte führen auch zur Ostwaldreifung, d. h., dass bei unterschiedlich großen Teilchen die kleinsten kleiner werden und verschwinden, weil sie verdampfen oder sich auflösen, während die größeren wachsen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adamson and Gast, Physical Chemistry of Surfaces, 6th edition, (1997)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rainer Birringer: Grenzflächenspannungen in nanokristallinen Festkörpern. Universität des Saarlandes, 21. September 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Dezember 2014; abgerufen am 23. Dezember 2014.