Kuschelparty

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Kuschelpartys (eigentlich "Knuddelpartys") sind organisierte Veranstaltungen, bei denen fremde Menschen in bequemer Kleidung auf ausgelegten Matratzen oft stundenlang miteinander kuscheln und schmusen können (ohne Sex, Petting oder "ausgreifen"). Die Kuschelparty hat ihren Ursprung in der aus New York stammenden "Cuddle Party". Die meist bis zu fünfzig Teilnehmer sind durchschnittlich zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt, das Verhältnis der Geschlechter ist fast ausgeglichen.

Geschichte

Die "Cuddle Party" wurde 2004 in New York vom selbsternannten Sexualtherapeuten und Autor eines Buches über Cunnilingus, Reid Mihalko (* 1969), und seiner Partnerin, der als Beziehungsberaterin arbeitenden Marcia Baczynski (* 1978), erfunden. Das ursprüngliche Ziel der Erfinder war es, neuen Schwung in die bereits existierenden Beziehungen ihrer Klienten zu bringen, da sich der tägliche persönliche Körperkontakt zwischen den Partnern auf ein Minimum beschränkt hatte. Zur ersten "Cuddle Party" luden Mihalko und Bazynski befreundete Musiker, Produzenten und Schauspieler in Mihalkos New Yorker Apartment ein. Mit dieser ersten Kuschelparty wurde eine regelrechte "Bewegung" losgetreten. Heute arbeiten Mihalko und Baczynski als Ausbilder von Kuscheltrainern aus den gesamten USA. In Deutschland wurden die ersten Kuschelpartys im Jahr 2005 in Berlin veranstaltet. Auch in der Schweiz finden Kuschelpartys statt. Kuschelpartys finden weltweit immer mehr Anhänger.

In Deutschland gibt es schon seit etwa Mitte der 80iger eine Form der gemeinsamen Freizeitaktivität bekannt unter dem Namen A-Freizeiten, bei der ein sogenanntes Kuschelmeeting eine ganz zentrale Veranstaltung ist. Das erste Kuschelmeeting fand auf einer Freizeit im Jahr 1995 statt. Dieses Kuschelmeeting ist der Kuschelparty in Form und Inhalt sehr ähnlich. Das Kuschelmeeting verbindet Kuscheln und Nähe mit der Möglichkeit Gefühle und Erfahrungen zu teilen. In Form eines Go-Rounds erhält jeder Teilnehmer/in die Möglichkeit, etwas von sich mitzuteilen. Am Anfang werden die Regeln (ähnlich den Regeln 1 bis 8 der Kuschelparty) vorgelesen. Entstanden sind die A-Freizeiten aus dem Bedürfnis heraus, die positiven Wachstumsimpulse von Gästen der Klinik im Bad-Herrenalb im Alltag zu vertiefen und das Gefühl von Geborgenheit und Wärme, welches in dieser therapeutischen Gemeinschaft erlebt wurde, zu wiederholen. Eine Säule des Bad Herrenalber Modells ist das von Dan Casriel entwickelte Bonding. Es wird vermutet, dass die Erfahrung des Bondings in Bad Herrenalb zumindest "Pate" für das erste Kuschelmeeting war. Der andere "Pate" des Kuschelmeetings ist das Meeting der Anonyme Alkoholiker.

Gesellschaft

New York hat den größten Single-Anteil der USA. Das langsame Verschwinden von Großfamilien, die Anonymität von Großstädten und die längeren Arbeitszeiten mit wenig Freizeit in den USA können zu Gefühlen der Vereinsamung bei den Menschen führen. Sich gegenseitig auf eine zwanglose Art und Weise anzufassen kann deshalb bei vielen Menschen bereits eine nahezu therapeutische Wirkung erzielen. Es existieren mittlerweile verschiedene Arten von Kuschelpartys: Je nach Zielgruppe gibt es Partys für Männer, Frauen, gemischtes Publikum, älteres Publikum und Singles. Die Erkenntnisse der Erfinder lassen sich auf wenige Aussagen zusammenfassen: Erstens würden Männer Kuschelpartys nicht besuchen, um Frauen "anzubaggern", sondern nur zum Kuscheln. Zweitens änderten Frauen ihr Verhalten Männern gegenüber radikal, und bäten etwa ohne Angst vor einer Zurückweisung um ein Date. Drittens stärke gegenseitiges Berühren das Immunsystem und verhindere eine Ausschüttung des Stresshormons Cortisol.

Ablauf

Der Ablauf einer Kuschelparty folgt stets einer besonderen Reihenfolge: das Kennenlernen, das Neinsagen üben, körperliche Vertrautheit schaffen, das Kuscheln, das Gespräch danach. Nach einer Vorstellungsrunde, in der die oft aufgeregten Teilnehmer ihren Vornamen nennen, suchen sich die Teilnehmer je einen Partner zur sogenannten "Spiegel-Übung", bei der sie die Bewegungen des Gegenüber wie ein Spiegel imitieren sollen (Anstelle der Spiegel-Übung gibt es eine Vielzahl ähnlicher Kennenlernspiele). Um das Neinsagen zu üben, wenn man nicht berührt werden möchte, sollen die Teilnehmer in der nächsten Übung auf einen anderen zugehen und fragen, ob dieser berührt werden will, was dieser deutlich und entschieden ablehnen soll. Danach darf abwechselnd je eine Person aus den jetzt aufgeteilten Vierergruppen fünf Minuten lang eine Streichel-Massage durch die sechs Hände der restlichen drei Personen empfangen. Der/die Moderator/in dimmt inzwischen das Licht, lässt ruhige Musik vom Band laufen und schlägt nun vor, dass man auf allen vieren durch den Raum gehen soll, um einen Kuschelpartner zu finden. Falls ein Kuschelpärchen bei intimeren Kontakten erwischt wird, beendet ein sogenannter "Kuschelwächter" die Situation. Erektionen werden geduldet, sollen aber nicht beachtet werden. Frotteurismus wird nicht geduldet. Nach normalerweise zwei bis drei Stunden beenden die Moderatoren das Kuscheln und lassen die Teilnehmer im gemeinsamen Kreis von ihren Erfahrungen berichten.

Literatur

  • Drei Stunden kuscheln - Intensivkurs für Streichelbedürftige, Ärztezeitung, 05.10.2004, Onlinetext
  • Kuschelparties – Schwer im Kommen, Die Zeit, 16.04.2005, Onlinetext
  • Zu Besuch in der Kuschel-Oase, Aargauer Zeitung, 03.10.2005 PDF

Weblinks