Kämpferfenster

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Kämpferfenster oder Oberlicht (pl. Oberlichter oder Oberlichte) nennt man Fenster, die oberhalb des Kämpfers einer Tür oder eines Fensters angebracht sind.

Als Kämpfer in der Architektur Sinn bezeichnet den obersten Stein eines Widerlagers, auf welchem ein Bogen oder ein Gewölbe ruht. Inzwischen wird der Begriff auch für das Kämpferholz oder den steinernen Kämpfer verwendet, welche als durchlaufende waagerechte Riegel den oberen Bereich eines Fensters oder einer Tür vom darunterliegenden Hauptflügel abtrennen. Der Kämpfer in diesem Sinne kann als Verbindungsbalken zwischen den Kämpfersteinen im ursprünglichen Sinne gesehen und auch als Querstock bezeichnet werden.

Oberlichter über einer Haustür und Fenstern: Das Kämpferholz der Haustür trägt in seiner Mitte die Hausnummer. Die Kämpfer der Fenster sind als kräftige Querriegel zwischen Hauptflügel und Oberlicht erkennbar (Dreifensterhaus, Marienstraße, Köln-Ehrenfeld)

Der Kämpfer bildet insofern den unteren Anschlag der Oberlichte und kann als zweite, höherliegende Fensterbank ausgebildet sein. Er war ursprünglich ein steinerner Balken, in moderneren Konstruktionen ist der Kämpfer als waagerechter Riegel im entsprechenden Material in vorgefertigten Tür- oder Fensterzargen integriert.

Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kämpfer (re. und li.) als profiliertes Gesims hervorgehoben
Kragsturzbogen als scheitrechter Bogen mit Kämpfer

Kämpfer (lat. incumba) nennt man ursprünglich jeden besonderen aus der Mauer kragenden, Last tragenden Stein (Widerlager). Über einer Fenster- oder Türöffnung muss ein Mauersturz oder ein Bogen angebracht sein, der die Last des über der Maueröffnung liegenden Mauerwerks ableitet. Ein steinerner Sturz ist bruchgefährdet, da mineralische Baustoffe kaum Zugkräfte aufnehmen können: Er darf daher nicht zu lang sein. Um eine Tür- oder Fensteröffnung dennoch möglichst breit ausführen zu können, lässt man links und rechts zwei Kämpfer aus dem Mauerwerk vorkragen, die einen Sturz tragen, der nun kürzer als die lichte Weite sein kann (Kragsturzbogen). Das ergibt eine typische, oben abgesetzte Tür- oder Fensterform, die sich in historischen Gebäuden weltweit findet. Auch bei einem Gewölbe, das eine Türöffnung überspannt, bildet der Kämpfer Auflager und Ansatz für den Gewölbebogen. Um Tür oder Fenster nicht in die unregelmäßige oder gewölbte Öffnung einpassen zu müssen, wurden die beidseitigen Kämpfersteine auch durch einen durchlaufenden steinernen oder hölzernen Riegel ersetzt, oberhalb dessen eine gesonderte Lichtöffnung oder eine Ausmauerung vorgesehen wurde.

Als die Kämpfer-Sturz-Konstruktion allmählich aufgegeben wird, übernahm dieser Riegel den Namen der Kämpfer, und das Oberlichtfenster wird danach bezeichnet, egal, ob es rechteckig oberhalb des Kämpfers oder halbrund oder anders geformt im Stich des Gewölbes sitzt.

Kämpferfenster bei Türen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kämpferfenster sind meist festverglaste oder kippbare Fenster über Türen. Durch sie kann in der historischen Architektur Licht in den sonst im Allgemeinen fensterlosen Hausflur, oder aus Nebenräumen in einen Korridor geleitet werden. Kämpferfenster finden sich also sowohl bei Haustüren, wo sie ursprünglich meist klein und vergittert gehalten wurden, als auch bei Innentüren, wo sie etwa in Altbauten des 19. Jahrhunderts mit Raumhöhen über 3½ Meter enorme Ausmaße annehmen, und dann den Charakter eines gläsernen Raumtrenners gewinnen.

Oberlichter bei Fenstern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Fenster ist das Oberlicht (Oberfenster) ein Fenster, das über den meist öffenbaren Flügeln angebracht ist. Es kann festverglast, dreh-/kippbar oder auch nur kipp- bzw. drehbar sein. Seltener sind die Varianten Klapp- oder Schwingfenster. Durch die Erhöhung der Fensteröffnung kann das Tageslicht tiefer in den entsprechenden Raum gelangen, die gesamte Fensterfläche lässt sich dadurch größer gestalten, ohne die Fensterflügel überdimensionieren zu müssen.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Französischen werden Kämpferfenster „Vasistas“[1] genannt, ausgesprochen wie der deutsche Satz „Was ist das?“. Dies erklärt auch die Wortherkunft: Ende des 18. Jahrhunderts sahen deutsche Besucher in Frankreich das erste Mal Kämpferfenster und stellten dem Hausherrn diese Frage. 1798 erscheint das Wort schließlich das erste Mal in einem französischen Wörterbuch.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kämpferfenster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Éditions Larousse: Définitions : vasistas - Dictionnaire de français Larousse. Abgerufen am 9. November 2018 (französisch).
  2. Was ist Vasistas ? In: Lausitzer VerlagsService GmbH, Cottbus, lr-online.de. 1. August 2007, abgerufen am 23. Februar 2024 (Die Bezeichnung Vasistas wird hier allerdings nicht im Zusammenhang mit dem Fensterkämpfer, sondern mit kleinen Dachfenstern, Guckfenstern und Klappen erwähnt.).