Löbenichtsche Kirche
Die Löbenichtsche Kirche war ein Kirchengebäude im Königsberger Stadtteil Löbenicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie nicht wieder aufgebaut.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Ordenszeit nannte man die Löbenichtsche Kirche „St. Barbara auf dem Berge“.[1] Im Jahre 1647 bemalt der kurfürstliche Maler Philipp Westphal den Altar der Kirche. Mehrfach abgebrannt, wurde sie schließlich 1776 als rechteckiger verputzter Ziegelbau wieder aufgebaut. Es schien, als schwebte der hohe schlanke Aufsatz des Turmes hoch über den Dächern Löbenichts. Immanuel Kant, der von seiner Schreibstube in der Prinzessinenstraße aus ihren Bau beobachten konnte, liebte ihren Anblick.[2] Im Inneren barg die Kirche eine helle, schöne Rokokoausstattung wie etwa den geschnitzten Kanzelaltar von Friedrich Suhse. Die von Johann Preuß 1782 gebaute Orgel war ebenfalls im Stil des Rokoko gehalten.[3] 1897 stellte Max Terletzki ein neues Orgelwerk mit zwei Manualen und 35 Registern in das alte Gehäuse.[4] Dieses Orgelwerk wurde bereits 1934 abgelöst durch ein neues Instrument der Firma E. Kemper & Sohn mit drei Manualen und 48 Registern im alten Gehäuse.[5]
Die Kirche überstand die Luftangriffe auf Königsberg schwer beschädigt (Turm).[6] Der Stadtteil Löbenicht wurde bei dem zweiten britischen Fliegerangriff am 30. August 1944 ausgelöscht. Die ausgebrannte Kirche wurde in der Festungszeit durch Granatenbeschuss weiter beschädigt. Der ausgebrannte Kirchturm der Ruine ist auf Fotos aber noch für die Jahre bis 1948 sichtbar. Der letzte Pfarrer der Löbenichtkirche, Hugo Linck, reiste im März 1948 aus.[7]
Die Reste der Kirche wurden um 1955 gesprengt und abgetragen. Heute steht an ihrer Stelle ein Plattenbau aus den 1960er Jahren. Die ehemalige Randbebauung ist noch anhand des Verlaufes der verbliebenen historischen Kopfstein-Straßenpflasterung zu erahnen. Die Löbenichtsche Kirche und ihre unmittelbare Umgebung gehören zum erweiterten Bereich des geplanten „Altstadt“-Projektes, mit dem geplanten historisierenden Wiederaufbau der durch Krieg und Nachkriegszeit zerstörten historischen Stadtteile der Königsberger Innenstadt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hugo Linck: Der Adler zwischen den Engeln : Erinnerungen an die Löbenichtsche Kirche. Rautenberg, Leer um 1970.
- Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1
- Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Reprint der Originalausgabe, Stuttgart 1899.
- Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände, Köln 1996, ISBN 3-412-08896-X
- Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser 2005, ISBN 3-446-20619-1
- Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X.
- Wolfgang Reske: Der Kirchenschatz der Löbenichtkirche „St. Barbara auf dem Berge“. In: Königsberger Bürgerbrief, Heft 91 (2018), S. 40–44.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Barbara von Nikomedien
- ↑ Karl Vorländer: Immanuel Kant. Der Mann und das Werk. 1924
- ↑ Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen von 1333 bis 1944. Band II, 2. Von Johann Preuß bis E. Kemper & Sohn, Lübeck/Bartenstein. Siebenquart, Köln 2015. S. 76–79.
- ↑ Roland Eberlein (Hg.): Hermann Mund Sammlung Orgeldispositionen Heft C. (walcker-stiftung.de [PDF; abgerufen am 24. Februar 2024] Disposition Nr. 522).
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau 54, 1933/34, S. 269
- ↑ Кёнигсберг после бомбардировок и боев. 1945. Abgerufen am 29. Januar 2021.
- ↑ Hugo Linck: Königsberg 1945–1948. Hrsg.: Vertrieb "Junge Kirche". 1. Auflage. Oldenburg 1951, S. 106, 107 ff., 146: „S. 106: "Wollen denn wirklich alle nach Deutschland ausreisen?" Ich sagte: "Ja, alle. [...]" "Ja, warum denn wollen sie ausreisen?" [...] "Weil wir hier verhungern. Wir alle, ich auch." / S. 107: Ausreise auf Antrag / S. 146: Die Ausreise“
Koordinaten: 54° 42′ 35″ N, 20° 31′ 1,8″ O