„Lesekompetenz“ – Versionsunterschied

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In manchen Berufsschulen wird das Unterrichtsfach „Deutsch und Kommunikation“ gelehrt wird, wobei den Schülern beigebracht, sich verbal auszudrücken und den richtigen Umgang mit Kunden zu lernen. Lesen und Schreiben hingegen wird nicht unterrichtet. Man hängt hierbei der Überzeugung an, dass es vor allem wichtig sei, auf Kunden eingehen und sich entsprechend verbal ausdrücken zu können - „Ich muss in meinem Beruf nicht schreiben können“, so der Glaube. Die Folge ist, dass ein Großteil der österreichischen Lehrlinge zu wenig Kenntnisse in Mathematik und Deutsch aufweist.<ref>Bildungskommission NRW (1995): „Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft“, o.O.</ref>
In manchen Berufsschulen wird das Unterrichtsfach „Deutsch und Kommunikation“ gelehrt wird, wobei den Schülern beigebracht, sich verbal auszudrücken und den richtigen Umgang mit Kunden zu lernen. Lesen und Schreiben hingegen wird nicht unterrichtet. Man hängt hierbei der Überzeugung an, dass es vor allem wichtig sei, auf Kunden eingehen und sich entsprechend verbal ausdrücken zu können - „Ich muss in meinem Beruf nicht schreiben können“, so der Glaube. Die Folge ist, dass ein Großteil der österreichischen Lehrlinge zu wenig Kenntnisse in Mathematik und Deutsch aufweist.<ref>Bildungskommission NRW (1995): „Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft“, o.O.</ref>

Die Lesekompetenz ist auch grundlegend für die Entwicklung der [[Internet-Kompetenz]]. Die Nutzung des [[Internet]]s ist ohne ausreichende Lesefähigkeit schwerlich vorstellbar.


== Geschichte der Lesekompetenz ==
== Geschichte der Lesekompetenz ==

Version vom 19. April 2010, 21:46 Uhr

Anteile der des Lesens Fähigen weltweit, basierend auf Daten des CIA World Fact Book (Karte aus dem Jahr 2007)

Lesekompetenz (engl. reading literacy) ist die Fähigkeit, einzelne Wörter, Sätze und ganze Texte flüssig lesen und im Textzusammenhang verstehen zu können. Die Lesekompetenz gehört neben der Schreibkompetenz und dem Rechnen zu den Grundfertigkeiten, die bereits während der Grundschulzeit erworben und durch den Besuch weiterführender Schulen ausgebaut werden sollten.

Die OECD definiert Lesekompetenz als die Fähigkeit

„geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.” (Deutsches PISA-Konsortium 2001): PISA 2000, S. 23)

Die Lesekompetenz hängt unter anderem von der Lesegeschwindigkeit und damit in hohem Maße von der Kurzspeicherkapazität der lesenden Person ab. Weitere Determinanten der Lesekompetenz sind Vorwissen, Fähigkeit zum lexikalischen Zugriff, das Vorhandensein von Wortschatz, (Lese-)Motivation und Einstellungen zum Lesen, sowie Kenntnisse von Textmerkmalen und Lesestrategiewissen.[1]

Stufen der Lesekompetenz

Die Stufung erfolgt für die Fähigkeit, Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zu lösen. Der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe ist u.a. von der Komplexität des Textes, der Vertrautheit der Schüler mit dem Thema, der Deutlichkeit von Hinweisen auf die relevanten Informationen sowie der Anzahl und Auffälligkeit von Elementen, die von den relevanten Informationen ablenken könnten.[2]

Kompetenzstufe V (Expertenstufe)

Schüler sind zum Beispiel in der Lage:

  • verschiedene, tief eingebettete Informationen zu lokalisieren und zu organisieren, auch wenn Inhalt und Form des Textes unvertraut sind und indirekt erschlossen werden muss, welche Informationen für die Aufgabe relevant sind (Informationen ermitteln);
  • einen Text mit einem unvertrauten Thema und Format vollständig und im Detail zu verstehen (textbezogenes Interpretieren);
  • unter Bezugnahme auf spezialisiertes Wissen einen Text kritisch zu bewerten oder Hypothesen über Informationen im Text zu formulieren, auch wenn die relevanten Konzepte den Erwartungen widersprechen (Reflektieren und Bewerten).

Kompetenzstufe III

Schüler sind in der Lage:

  • Informationen zu identifizieren, die verschiedene Bedingungen erfüllen, wobei zum Teil Beziehungen zwischen diesen Informationen erkannt werden müssen und auffällige konkurrierende Informationen vorhanden sind (Informationen ermitteln);
  • den Hauptgedanken eines Textes zu erkennen, eine Beziehung zu verstehen oder die Bedeutung eines Wortes oder Satzes zu erschließen, auch wenn mehrere Teile des Textes berücksichtigt und integriert werden müssen (textbezogenes Interpretieren);
  • Verbindungen zwischen Informationen herzustellen sowie Informationen zu vergleichen und zu erklären oder bestimmte Merkmale eines Textes zu bewerten, auch wenn ein genaues Verständnis des Textes im Verhältnis zu vertrautem Alltagswissen oder eine Bezugnahme auf weniger verbreitetes Wissen erforderlich ist (Reflektieren und Bewerten).

Kompetenzstufe I (Elementarstufe)

Schüler sind in der Lage:

  • explizit angegebene Informationen zu lokalisieren, wenn keine konkurrierenden Informationen im Text vorhanden sind (Informationen ermitteln);
  • den Hauptgedanken oder die Intention des Autors in einem Text über ein vertrautes Thema zu erkennen, wobei der Hauptgedanke relativ auffällig ist, weil er am Anfang des Textes erscheint oder wiederholt wird (textbezogenes Interpretieren);
  • einfache Verbindungen zwischen Informationen aus dem Text und allgemeinem Alltagswissen herzustellen, wobei der Leser ausdrücklich angewiesen ist, relevante Faktoren in der Aufgabe und im Text zu beachten (Reflektieren und Bewerten).

Hintergründe

In den letzten Jahren sind Zweifel an der Lesekompetenz vieler Jugendlicher aufgekommen. Manche verlassen die Schule nur mit rudimentären Lesekenntnissen und entwickeln sich in einigen Fällen allmählich zurück zu funktionalen Analphabeten. Die Überprüfung der Lesekompetenz war zentraler Teil der internationalen Pisa-Studie, bei der die Lesekompetenz von Schülern verschiedener Schulsysteme untersucht wurde.

Die Lesekompetenz ist die Basis für den Erwerb zusätzlicher weiterer Kompetenzen, denn in vielen Fachbereichen müssen Kenntnisse z. B. in Fachbüchern "erlesen" werden. So kann man die Lesekompetenz als eine der wichtigsten Schlüsselqualifikationen bezeichnen.

Bisweilen werden auch die Verschiebungen beim Medienkonsum insbesondere jüngerer Menschen (etwa deren zunehmende Internetaffinität) für tatsächliche oder vermeintliche Schwächen beim Lesen und Schreiben verantwortlich gemacht. Dabei ist es höchst umstritten, ob etwa der Rückgang von Zeitungslesern in den unteren Altersgruppen die unterstellten Defizite verursacht.[3]

Lesekompetenz und Lebenschancen

Lesen zu können ist ein zentraler Teil des heutigen Kulturzeitalters. Das unzureichende Beherrschen des Lesens hat auch andere Schwächen zur Folge. Wer schlecht liest, wird sich schwer tun im Begreifen von Rechenaufgaben und im Erfassen von naturwissenschaftlichen Fragestellungen. Nur wenige holen die am Beginn der Pubertät konstatierten Defizite in späteren Jahren noch auf. Gut lesen zu können bedeutet fließendes und sinnentnehmendes Lesen gelernt zu haben. In Österreich sind weniger als ein Prozent „echte“ Analphabeten; drei bis vier Prozent gelten hingegen als „funktionale“ Analphabeten. Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten reichen nicht aus, um schriftsprachliche oder rechnerische Aufgaben des Alltags selbstständig bewältigen zu können.

In manchen Berufsschulen wird das Unterrichtsfach „Deutsch und Kommunikation“ gelehrt wird, wobei den Schülern beigebracht, sich verbal auszudrücken und den richtigen Umgang mit Kunden zu lernen. Lesen und Schreiben hingegen wird nicht unterrichtet. Man hängt hierbei der Überzeugung an, dass es vor allem wichtig sei, auf Kunden eingehen und sich entsprechend verbal ausdrücken zu können - „Ich muss in meinem Beruf nicht schreiben können“, so der Glaube. Die Folge ist, dass ein Großteil der österreichischen Lehrlinge zu wenig Kenntnisse in Mathematik und Deutsch aufweist.[4]

Geschichte der Lesekompetenz

Im Altertum und auch im Mittelalter war die Fähigkeit zu lesen (und zu schreiben) eher die Ausnahme als die Regel. Selbst Könige konnten manchmal trotz Ausbildung durch Hofmeister nicht lesen (und schreiben). Dafür gab es die Kleriker und das Berufsbild des Schreibers, der solche Aufgaben für Lese- und Schreibunkundige erledigte.

Eine vergleichsweise hohe Lesekompetenz bestand im Volk Israel. Die 5 Bücher Mose wiesen Eltern an, ihren Kindern (und dabei besonders den Jungen) das Lesen (und Vorlesen) des "Wortes Gottes" beizubringen.

Einen Schub für die Lesekompetenz brachte nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg in Mitteleuropa die massenhafte Verbreitung der Lutherbibel und der anderen Druckschriften Martin Luthers im Zeitalter der Reformation im 16. Jahrhundert.

Auch die Einführung der Sonntagsschule bei vielen Landes- und Freikirchen im 19. Jahrhundert in Deutschland zum Zwecke der religiösen Unterweisung und des Bibelstudiums war ein großer Fortschritt für die Lesekompetenz der deutschen Bevölkerung.

Schließlich förderte die Einführung der allgemeinen Schulpflicht in der Neuzeit die Lesekompetenz unter der Bevölkerung ungemein, wie auch die Einrichtung öffentlicher Bibliotheken.

Noch heute gibt es in Entwicklungsländern, in denen der Alphabetisierungsgrad sehr niedrig ist, den Beruf des Schreibers, der Schreibunkundigen z. B. bei der Korrespondenz mit Behörden zur Seite steht.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Förderung von Lesekompetenz: Expertise der Bund-Länder-Kommission, S.12
  2. Stufen der Lesekompetenz nach PISA auf dem Bildungsserver Thüringen
  3. Konrad Lischka und Christian Stöcker: Lesekompetenz: Wie Deutschlands Jugend dummgeredet wird (Spiegel Online, 22. April 2008 – „Die 'Initiative Printpresse' will die Tageszeitung auf Papier retten. Mit Unterstützung der Bundesregierung fordert sie eine Rückbesinnung aufs Gedruckte - und erklärt nebenbei die Jugend von heute für dumm und lesefaul. Dabei erlebt das Schriftliche durch das Netz einen wahren Boom.“ – vgl. Nationale Initiative Printmedien – Zeitungen und Zeitschriften in der Demokratie, Deutsche Bundesregierung, 15. April 2008, PDF, 10 S., 62,1 kB)
  4. Bildungskommission NRW (1995): „Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft“, o.O.