Mannichswalde

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Mannichswalde
Koordinaten: 50° 48′ N, 12° 19′ OKoordinaten: 50° 48′ 23″ N, 12° 18′ 36″ O
Höhe: 344 m
Fläche: 6,55 km²
Einwohner: 617 (30. Jun. 2014)
Bevölkerungsdichte: 94 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1994
Postleitzahl: 08451
Vorwahl: 036608
Mannichswalde (Sachsen)
Mannichswalde (Sachsen)

Lage von Mannichswalde in Sachsen

Luftbild von Mannichswalde
Luftbild von Mannichswalde
Mannichswalde, Luftaufnahme (2018)

Mannichswalde ist ein Ortsteil der Stadt Crimmitschau mit 617 Einwohnern auf 655 Hektar Fläche.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historischen Überlieferungen zufolge war der Ort eines der slawischen Rodungsdörfer, welche als Folge der deutschen Ostexpansion um 1200 entstanden. Die Siedlungsstruktur ist charakteristisch für ein Waldhufendorf.

Von großer Bedeutung für das Dorf war das im 14. Jahrhundert entstandene Rittergut. Für 1712 ist Reinhard Edler von Planitz als Grundbesitzer datiert.[1] Im ausgehenden 18. Jahrhundert[2] gehörte es nach umfangreichen Forschungen des genealogischen Verein Herold zu Berlin zeitweise der Familie von Dieskau, die ebenso Kirchenpatrone waren.[3] Besitzer wurde dann durch Hochzeit der Christiane Caroline Ernestine von Dieskau mit einem Major von Steglitz dessen briefadelige Familie,[4] die von Stieglitz, eine ursprünglich bürgerliche protestantische Familie des so genannten Leipziger Patriziats, 1765 nobilitiert. Der Major Christian Wilhelm Adolph von Stieglitz war Lehnträger von Mannichswalde.[5] Die örtliche Gerichtsbarkeit nannte sich amtlich Adel. Stieglitz`sches Gericht.[6] Der spätere sächsische Generalleutnant Thuisko von Stieglitz wurde auf Mannichswalde geboren. Die Gutsbesitzerfamilie machte Karriere im Staatsdienst,[7] stellte Geheime Finanzräte und Oberlandjägermeister, Militärs und mit Kurt von Stieglitz einen sächsisch-altenburgischen Kammerherrn. Er war zeitweilig erster Vorsitzender[8] der Verbandes „Vereinigte Deutsche Kartoffelprüfungs-Stationen“ und gab begleitend Literatur zum Fachthema heraus.[9] Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Gutsbetrieb durchgehend von Inspektoren geleitet, die sich gleichfalls mit der Personalpolitik beschäftigte und Volontärstellen ausschrieb.[10] Um 1872 ließen die Stieglitz ein neues Herrenhaus errichten. Auch setzten sich die Familienangehörigen nachweisbar früh für den Artenschutz in der heimatlichen Region ein.[11] Eine weitere Vertreterin dieses Geschlechts war die letzte Gutsherrin, respektive Mitinhaberin, Caroline Elisabeth Gräfin von Schwerin-Zinzow,[12] geborene Priŝka von Stieglitz (1883–1966).[13] Im Jahre 1929 hatte der Ort 423 weibliche Einwohnerinnen, 334 männliche Einwohner, gesamt 757.[14] Die Nachfahren der Familie von Stieglitz müssen das Rittergut vor 1932 veräußert haben. Zeitgleich wird beweislich ein Rüdiger von Hagen als Rittergutsbesitzer geführt,[15] obwohl sich später in den genealogischen Standardquellen des Gothaischen Hofkalenders und der Genealogischen Handbücher des Adels dazu keine näheren Vita-Daten finden. Daher ist momentan davon auszugehen, dass die Adelsfamilie von Hagen (Neumark) nicht dauerhaft im Besitz oder Pacht bis 1945 blieb und sich nachfolgend auf ihre kleinen Besitzungen im ostbrandenburgischen Altgaul sowie auf das so genannte Stadtgut Kloster Hiddensee konzentrierte. Lediglich in den Zöglingsverzeichnissen der Ritterakademie Brandenburg finden sich Belege das der nachmalige Oberregierungsrat Rüdiger von Hagen von ca. 1930 bis 1942 als Pächter von Mannichswalde agierte.[16] Von Hagen saß 1944 wegen der Beteiligung seines Bruders Albrecht von Hagen am 20. Juli 1944 in Haft, war 1949 kurz Kurator der Universität Greifswald, dann erneut in Haft beim NKWD und flüchtete über Berlin in die Bundesrepublik.

Das Gut wurde allerdings in den Jahren 1948/1949 im Zuge der Bodenreform teilweise abgerissen wurde. Der letzte, inzwischen stark verfallene Teil der Anlage, welcher zu DDR-Zeiten u. a. noch den Kindergarten beherbergte, wurde 2011/12 abgebrochen.

Die Freiwillige Feuerwehr des Ortes wurde 1933 gegründet, ihre Geschichte reicht aber bis ins Jahr 1884 zurück. Sie zählt auch heute noch zu den am modernsten ausgestatteten Feuerwehren des Kreises. Der Mannichswalder Karnevalsverein (MKV) ist weithin bekannt und feierte im Jahr 2014 seine 60. Saison.

Die Haupterwerbszweige des Ortes waren seit jeher ländliches Handwerk und Gewerbe sowie die Landwirtschaft. Einige Handwerksbetriebe haben sich über Generationen bis heute erhalten. Zusätzlich konnten sich durch die günstigen klimatischen und landschaftlichen Bedingungen Fremdenverkehrsbetriebe etablieren.

Ortsname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1396 tauchte der Ortsname das erste Mal auf. Der Besitzer von ebenjenem Rittergut trug den Namen Hans von Weissenbach zu Manigßwaldt.

Über die genaue Entstehung der Bezeichnung ist man sich nicht im Klaren. Besonders einleuchtend klingt allerdings die Bedeutung Rodungssiedlung eines Manning, wobei Manning hier für Mann, Mensch oder aber auch Hermann stehen könnte.

Weitere Schreibweisen sind: im 15. Jahrhundert Manigswalde und von Mitte des 18. Jh. bis zum Ende des 19. Jh. Mannichswalda.

Zugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zugehörigkeit von Mannichswalde hat sich in den letzten hundert Jahren mehrfach geändert: Bis 1918 gehörte Mannichswalde zum Ostkreis des ehemaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg und zum dortigen Amt Ronneburg. Aus dem Herzogtum entstand der Freistaat Sachsen-Altenburg. Mit dem Zusammenschluss der thüringischen Freistaaten 1920 zum Land Thüringen kam der Ort zum 1922 neugebildeten Landkreis Gera. Im Zuge der umfassenden Kreisreform 1952 in der DDR wurde Mannichswalde dem Kreis Werdau im Bezirk Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt angeschlossen. Dieser ging mit der politischen Wende 1990 in den Freistaat Sachsen auf und Mannichswalde wurde schließlich 1994 zur Stadt Crimmitschau eingemeindet, die zum heutigen Landkreis Zwickau gehört.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2011/12 wurde in einem flacheren Anbau des zuletzt abgerissenen, ehemaligen Rittergutsgebäudes, nach Abtragung vom Obergeschoss und Umbau, der neue Jugendclub des Dorfes eingerichtet. Die nach dem Abriss freigewordene Fläche bildet nun als Festwiese, zusammen mit dem Ensemble aus Kirche, Feuerwehrhaus und Jugendclub, den passenden Platz für das öffentliche Leben im Dorf.

Bereits 1929 wurde im ehemaligen Rießteich ein öffentliches Freibad angelegt. Seit 1994 existiert an dieser Stelle ein modernes Erlebnisbad, das in Kombination mit dem angeschlossenen großzügig angelegten 4-Sterne-Campingplatz zu den bedeutendsten Ausflugszielen der Region gehört.

Das einzige jetzt noch vorhandene Baudenkmal des Ortes ist die im Zentrum gelegene Chorturmkirche, die 1620 errichtet wurde. Ihre Orgel stammt von Christoph Opitz.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mannichswalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gustav Wolf, Klaus Hofmann: Das alte Schloss sehn wir noch heute... Aus der Geschichte der Rittergüter im Altenburger Land – Teil II. Katalog zur Ausstellung Museum Burg Posterstein 2011, Pöge Druck Leipzig, Posterstein 2010; S. 11, 76–78, 156, umfangreiche Beschreibung des Ritterguts Mannichswalde. https://d-nb.info/gnd/16089990-4
  • Landratsamt Werdau (Hrsg.): Der Landkreis WERDAU. Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1994, ISBN 3-89264-886-7, S. 63–66.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolf von Tümpling: Geschichte des Geschlechtes von Tümpling. In: Familien-Chronik. Dritter (Schluß-) Band. Geschichte der 1822 bezw. 1867 im Mannstamm erloschenen Häuser Posewitz und Casekirchen., B. Geschichte des Hauses Casekirchen (Tümpling). Hermann Böhlau, Weimar 1894, S. 256 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  2. Adolf Matthias Hildebrandt: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. 1882. Hrsg.: Verein Herold zu Berlin. X. Jahrgang Auflage. Aus alten Kirchenbüchern. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1882, S. 197–209 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  3. P. Lehfeldt: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Herzogthum Sachsen-Altenburg. Heft XXII. Amtsgerichtsbezirk Ronneburg, Mannichswalde. Kirche. Kirchhof, Rittergut,. Gustav Fischer, Jena 1895, S. 340–342 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  4. Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. 1870. 9. (Steinhaus – Zwierlein), Stieglitz. Friedrich Voigt, Leipzig 1870, S. 38 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  5. Johann Georg Heinrich Hassel: Allgemeines Europäisches Staats- und Adress-Handbuch für das Jahr 1816. Ersten Bandes zweite Abtheilung. III. Civilstaat. Sachsen-Gotha. B. Fürstenthum Altenburg, 5). Landschaftliches Ausschuß-Collegium. Landes-Industrie-Comptoirs, Weimar 1817, S. 320 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  6. Gnädigst privilegiertes Altenburgisches Intelligenzblatt auf das Jahr 1822. Intelligenzcomtoir, Altenburg 1822, S. 99 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  7. Kleines Staatshandbuch des Reichs und der Einzelstaaten. Nach amtlichen und anderen zuverlässigen Quellen. 1885. III Auflage. Hofstaaten. Herzogtum Sachsen-Altenburg. Hofstaat., Oberhof- und Hofchargen. Velhagen & Klasing, Bielefeld, Leipzig 31. Dezember 1884, S. 398 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  8. Gustav Kühn, Friedrich Nobbe: Entwicklung und Thätigkeit der land- und forstwirthschaftlichen Versuchsstationen in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens. Festschrift. 1877. A. Wiegandt, Hempel & Parey, Berlin, Tharandt 1877, S. 210 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  9. Richardt Haupt: Hinrichs' Fünfjähriger Bücher-Catalog. Verzeichnis der in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts im Deutschen Buchhandel erschienenen Bücher und Landkarten. 1886. Siebenter Band. 1881–1885. Selbstverlag, Leipzig 1886, S. 735 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  10. W. Bohrisch: Erste Beilage zu No. 91 der Leipziger Volkszeitung. In: Wilhelm Röhm. Königl. Expedition der Leipziger Volkszeitung (Hrsg.): Leipziger Volkszeitung. Bekanntmachung, Oekonomie-Scholar-Gesuch. B. G. Teubner, Leipzig 17. April 1868, S. 2444 (google.de [abgerufen am 23. April 2022]).
  11. v. Stieglitz: Tetrao hybidus. Der Reckelhahn. In: Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg (Hrsg.): Mittheilungen aus dem Osterlande. Neue Folge. Vierter Band, Nach einem Vortrag(e), gehalten am 13. Februar 1884. Druck der Hofbuchdruckerei, Altenburg 1888, S. 52–57 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  12. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A (Uradel). 1942. Teil A. Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: "Der Gotha". 115. Auflage. Schwerin, A. (Schweringsburg). 1. Haus (Schwerinsburg, Putzar). Justus Perthes, Gotha 22. November 1941, S. 504–505 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  13. Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz v. Groß Zauche u. Camminetz, Gottfried Graf Finck v. Finckenstein: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser. 2006. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014 erschienen, Nachfolge d. „Gotha“; Vorgänger des GGH. XVIII. 139, Grafen v. Schwerin. C. A. Starke, 2006, ISBN 978-3-7980-0839-7, ISSN 0435-2408, S. 380 (google.de [abgerufen am 22. April 2022]).
  14. Einwohnerbuch für die Stadt Crimmitschau und sämtliche Orte im Amtsgerichtsbezirk Crimmitschau ferner die thüringischen Gemeinden Mannichswalde, Schönhaide, Thonhausen und Wettelswalde. 1929. Robert Raab, Chrimmitschau Mai 1929, S. 5 (genealogy.net [abgerufen am 22. April 2022]).
  15. Allgemeine Automobil-Zeitung. 1932. Band 32. Delius Klasing & Co, Berlin 15. September 1932, S. 22–23 (google.de [abgerufen am 23. April 2022]).
  16. Siegfried von Boehn, Wolfgang von Loebell: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. Teil. Fortsetzung und Ergänzung 2., 1914–1945. Mit einer Gedenktafel der Opfer des 2. Weltkrieges. Hrsg.: Karl von Oppen, Otto Graf Lambsdorff, Gerhard Hannemann. Zöglingsnummer 1944 Rüdiger von Hagen. Gerhard Heinrigs, Köln 1971, DNB 720252679, S. 102–318.