Marmorreiher
Marmorreiher | ||||||||||||
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![]() Marmorreiher (Tigrisoma lineatum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tigrisoma lineatum | ||||||||||||
(Boddaert, 1783) |


Der Marmorreiher (Tigrisoma lineatum) ist eine Art aus der Familie der Reiher. Die Art kommt in zwei Unterarten ausschließlich in Zentral- und Südamerika vor.
Erscheinungsbild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Marmorreiher zählt zu den mittelgroßen Reiherarten und erreicht eine Körpergröße von 66 bis 76 Zentimetern.[1] Ein auffälliger Geschlechtsdimorphismus ist nicht vorhanden.
Kopf, Kopfseiten und der lange, verhältnismäßig dicke Hals sind kastanienbraun bis zimtfarben. Der Schnabel ist mit bis zu 10 Zentimetern verhältnismäßig lang. Die Schnabelfarbe variiert in Abhängigkeit von Lebensalter und Jahreszeit; der Farbwechsel ist dabei noch nicht hinreichend verstanden. Grundsätzlich ist der Oberschnabel dunkel und der Unterschnabel etwas heller. Die Haut an der Schnabelbasis ist gelb. Die Iris sind gelb bis blassbraun. Das Kinn ist weiß: entlang des Vorderhalses verläuft ein brauner Längsstreifen, der an beiden Seiten von weißen Streifen begrenzt ist. Diese Streifen fallen vor allem dann auf, wenn der Marmorreiher den Kopf hebt oder eine rohrdommelähnliche Pfahlstellung einnimmt. Der Rücken und der Schwanz sind schwarzgrün und die Flügel dunkelgrau. Sowohl Rücken als auch die Flügel haben eine sehr feine braune Linien- und Fleckenzeichnung, die sich bis zum Kopf ausdehnen kann. Der Bauch ist grau mit einer leichten ockerfarbenen Tönung. Die Beine, mit ihren verhältnismäßig langen Tarsen, sind olivfarben bis schwarz auf der Vorderseite und grünlich auf der Rückseite.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
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Der Marmorreiher kommt ausschließlich in Zentral- und Südamerika vor. Er brütet im Norden von Guatemala, im Südosten von Honduras, in Ostnicaragua, in Costa Rica, in Kolumbien, im Südwesten Ecuadors, östlich der Anden in Venezuela, in Guayana und Suriname, Trinidad sowie in Brasilien, Bolivien, Paraguay, dem Norden von Uruguay und dem Nordosten von Argentinien. Er gilt als Standvogel.[2]
Der Lebensraum des Marmorreihers sind tropische Waldsümpfe im Tiefland. Er ist ein Vogel, der für die großen Feuchtgebiete Südamerikas typisch ist. Gelegentlich findet er sich auch in sumpfigen Wäldern am Fuße der Anden.
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Marmorreiher finden ihre Nahrung überwiegend nachts und in der Dämmerung, indem sie ruhig stehend ihrer Beute auflauern. Es ist eine einzelgängerische Art, die bestenfalls paarweise zu beobachten ist. Er verteidigt sein Nahrungsterritorium sehr entschieden auch gegenüber anderen Reiherarten. Zu energischen Auseinandersetzungen kommt es insbesondere mit Pfeifreihern. Zu seinem Nahrungsspektrum gehören Fische, Grashüpfer, Wasserkäfer, Libellenlarven sowie Schlangen.
Die Fortpflanzungsbiologie ist bislang nicht sehr genau untersucht. Die Fortpflanzungszeit scheint in Abhängigkeit vom Verbreitungsgebiet zu variieren. Der Marmorreiher nistet einzelgängerisch und errichtet sein Nest in hohen Bäumen. Das Gelege umfasst in der Regel zwei Eier. Es brütet allein das Weibchen. Die Brutzeit beträgt 31 bis 34 Tage. Beide Elternvögel füttern.
Der Bestand der Marmorreiher ist bislang nicht genau untersucht. Die Art ist aber weit verbreitet und stellenweise häufig.
Unterarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es werden folgende Unterarten anerkannt:[3]
- Tigrisoma lineatum lineatum (Boddaert, 1783)[4] kommt von Honduras südlich bis ins nordöstliche Bolivien und dem Amazonas-Regenwald Brasiliens vor.
- Tigrisoma lineatum marmoratum (Vieillot, 1817)[5] ist vom Südösten Boliviens über das südliche Brasilien und das nördliche Argentinien verbreitet.
Etymologie und Forschungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstbeschreibung des Marmorreihers erfolgte 1783 durch Pieter Boddaert unter dem wissenschaftlichen Namen Ardea lineata. Als Verbreitungsgebiet nannte er Cayenne basierend auf Onoré rayé von Georges-Louis Leclerc de Buffon an.[4] 1827 führte William Swainson die Gattung Tigrisoma ein.[6] Der Begriff leitet sich vom griechischen τιγρις, τιγριδος tigris, tigridos, deutsch ‚Tiger‘ und σωμα, σωματος sōma, sōmatos, deutsch ‚Körper‘ ab.[7] Der Artname lineatum hat seinen Ursprung in lateinisch lineatus, linea, linum ‚mit Liien markiert, Linie, Faden‘.[8] Marmoratum wurde von Vieillot basierend auf Garza de la jaspeada[9] von Félix de Azara beschrieben und bedeutet lateinisch marmoratus, marmor, marmoris ‚marmoriert, Marmor‘.[10] Alfred Laubmann hatte für sein Werk Die Vögel von Paraguay fünf Bälge von T. l. marmoratum aus Puert Casado im Gran Chaco, gesammelt von Hans Krieg (1888–1970), Eugen Josef Robert Schuhmacher (1906–1973) und Michael Mathias Kiefer (1902–1980), zur Verfügung. Ein weiterer gesammeltes Exponat von Kiefer stammte aus Nueva Germania. Ebenso sah er einige weitere Nachweise in der Literatur für Paraguay.[11]
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelbelege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kushlan et al., S. 349
- ↑ Kushlan et al., S. 351
- ↑ IOC world bird list Ibises, spoonbills, herons, Hamerkop, Shoebill, pelicans
- ↑ a b Pieter Boddaert (1783), S. 52
- ↑ Louis Pierre Vieillot (1817), S. 415
- ↑ William Swainson (1827), S. 362
- ↑ Tigrisoma The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ lineatum in The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ Félix de Azara (1805), S. 160–163
- ↑ marmoratum in The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ Alfred Laubmann (1939), S. 96–97
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Félix de Azara: Apuntamientos para la historia natural de los páxaros del Paragüay y Rio de la Plata. Band 3. Impr. de la viuda de Ibarra, Madrid 1805 (biodiversitylibrary.org).
- Pieter Boddaert: Table des planches enluminéez d’histoire naturelle de M. D’Aubenton: avec les denominations de M.M. de Buffon, Brisson, Edwards, Linnaeus et Latham, precedé d’une notice des principaux ouvrages zoologiques enluminés. NA, Utrecht 1783 (biodiversitylibrary.org).
- Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon, Louis Jean-Marie Daubenton, Edme-Louis Daubenton, François-Nicolas Martinet: Planches enluminées d'histoire naturelle. Band 9. ??, Paris (biodiversitylibrary.org – 1765-1783).
- James A. Kushlan & James A. Hancock: Herons. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-854981-4.
- Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 96–97 (google.de).
- William Swainson: On several Groups and Forms in Ornithology, not hitherto definied. In: The Zoological journal. Band 3, Nr. 11, 1827, S. 343–363 (biodiversitylibrary.org).
- Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 14. Deterville, Paris 1817 (biodiversitylibrary.org).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tigrisoma lineatum in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2024.2. Eingestellt von: BirdLife International, 2022. Abgerufen am 23. März 2025.
- Marmorreiher (Tigrisoma lineatum) bei Avibase
- Marmorreiher (Tigrisoma lineatum) auf eBird.org
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Marmorreiher (Tigrisoma lineatum)
- Rufescent Tiger Heron (Tigrisoma lineatum) in der Encyclopedia of Life. (englisch).