Maryland in Liberia

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Fahne des Staates Maryland in Liberia (1854–57)

Maryland in Liberia, auch Maryland in Afrika, war ein Staat in Westafrika. Der 1834 durch Kauf erworbene Küstenabschnitt bildete eine Kolonie und erklärte noch im gleichen Jahr die staatliche Unabhängigkeit, vereinigte sich aber 1857 mit der benachbarten Republik Liberia.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

James Hall
James Hall
John B. Russwurm
John B. Russwurm
Titelblatt der Verfassung von 1834

Am 12. Februar 1834 wurde der westafrikanische Staat Maryland in Africa auf Betreiben der Maryland State Colonization Society zunächst als Kolonie offiziell gegründet. Die beabsichtigte Staatsgründung am Cape Palmas war Teil einer planmäßigen Überführung von ehemaligen Sklaven aus dem Gebiet des US-Staates Maryland nach Westafrika.

Als Hauptstadt wurde der Ort Harper gegründet. Der Ortsname erinnert an den US-Politiker General Robert Goodloe Harper (1765–1825), dieser war ein Unterstützer der Rückführungsbemühungen von Afroamerikanern seitens der amerikanischen Kolonialisations-Gesellschaften. Es war auch General Harpers Idee, dem an der westafrikanischen Küste erkauften Landstrich den verheißungsvollen Namen „LIBERIA – Land der Freiheit“ zu geben.[1]

Zum ersten Gouverneur der Kolonie war James Hall bestimmt worden, er nahm dieses Amt bis zu seiner krankheitsbedingten Rückkehr (Malaria?) 1839 in die Vereinigten Staaten wahr. Zum Nachfolger wurde John Brown Russwurm, ein ehrgeiziger Ameriko-Liberianer, der bereits in Monrovia als Lehrer gearbeitet hatte und die neugegründete Kolonie Maryland als seine Lebensaufgabe betrachtete. John B. Russwurm kümmerte sich auch um die wirtschaftlichen Belange der Kolonie, in seiner Amtszeit als Gouverneur kontrollierte er persönlich den Außenhandel, Einnahmen und Ausgaben der Kolonialverwaltung und sorgte für die Geldwertstabilität der eigenen Währung.[2]

Im Jahre 1856 begann ein blutiger Krieg mit den Völkern der Grebo und der Kru, welche die Einwanderer aus ihren Herrschaftsgebieten vertreiben wollten. Es kam zu mehreren Überfällen auf Missionsstationen, Farmen und Plantagen, hierbei wurden 26 Kolonisten getötet. In dieser Notlage bat Boston Jenkins Drayton, der Präsident Marylands, in Monrovia um militärische Hilfe, die ihm unverzüglich gewährt wurde. Drayton und seine Kolonisten erkannten zu diesem Zeitpunkt, dass sie die staatliche Eigenständigkeit und Entwicklung Marylands auch in der Zukunft nicht mehr aus eigenen Kräften absichern könnten, am 18. März 1857 wurde deshalb die staatliche Eigenständigkeit aufgegeben und die Vereinigung mit dem Bruderstaat Liberia vollzogen.[3]

Aus dem größeren, westlichen Teil des Staatsgebietes wurde der heutige liberianische County Maryland gebildet. Der östliche Teil Marylands wurde schon 1891 auf Druck der französischen Regierung an die Kolonie Französisch-Westafrika abgetreten und gehört gegenwärtig zum Staat Elfenbeinküste.

Abbildungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Daniel Elwood Dunn, Svend E. Holsoe: Historical dictionary of Liberia. In: African historical dictionaries. Band 83. Scarecrow Press, Metuchen, NJ 2001, ISBN 0-8108-1767-5, S. 436.
  • Alan Huffman: Mississippi in Africa. Gotham Books, New York 2004, ISBN 1-59240-044-2, S. 328.
  • Lester S. Hyman: United States policy towards Liberia, 1822 to 2003. Africana Homestead Legacy Publ., Cherry Hill, NJ 2003, ISBN 0-9653308-8-5, S. 281.
  • Winston James: The struggles of John Brown Russwurm. The life and writings of a pan-Africanist pioneer, 1799–1851. University Press, New York 2010, ISBN 0-8147-4289-0, S. 305.
  • Robert Kappel: Ökonomie, Klassen und Staat in Liberia. Entwicklung gesellschaftlicher Widersprüche im peripheren Kapitalismus während des 19. und 20. Jahrhunderts. Haag & Herchen, Frankfurt a.M 1982, ISBN 3-88129-537-2, S. 369.
  • Jack Rummel: African-American social leaders and activists. A to Z of African Americans. Facts on File, New York 2003, ISBN 0-8160-4840-1, S. 246.
  • The State of Maryland (Hrsg.): Constitution and Laws of Maryland in Liberia. John D. Toy, Baltimore 1847, S. 212 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • New England Anti-Slavery Convention. In: The Maryland Colonization Society (Hrsg.): Maryland Colonization Journal. Band 2. Baltimore 1843, S. 384 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maryland in Liberia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Maryland Historical Society Library: Harper-Pennington Papers. 1701–1899, MS. 431
  2. Winston James: The struggles of John Brown Russwurm. The life and writings of a pan-Africanist pioneer, 1799–1851. University Press, New York 2010, ISBN 0-8147-4289-0, S. 305.
  3. Frederick Starr: Liberia. Description, History, Problems. Chicago 1913, Liberian Officials, S. 275.