Max Walden

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Max Friedrich Walden (ursprünglich Max Simonsohn) (* 17. Juni 1861 in Berlin; † unbekannt, nach 1936[1]) war ein deutscher Sänger, Librettist, Theater- und Filmschauspieler sowie Regisseur.

Leben und Wirken

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Max Walden stammte aus einer jüdischen Familie in Berlin und änderte früh seinen Namen, was ihm half, schnell in Engagements als Schauspieler zu kommen. Als 17-Jähriger stand er erstmals auf der Bühne, als Mitglied des Ensembles eines reisenden Theaterdirektors in Anklam; im Anschluss daran zog er mit einer reisenden Theatertruppe mit Thespiskarren durch Brandenburg und gehörte damit zunächst zu den wandernden Schaustellern, gefolgt von zahlreichen Saison-Engagements in kleinen deutschen Städten, von Quedlinburg bis Graudenz, und einem Engagement im damals zum Russischen Reich gehörenden Warschau.[1] Er begann seine eigentliche Karriere als Charakterkomiker in St. Petersburg in Russland (1884), womit er kaiserlich-russischer Hofschauspieler wurde, und wurde dort 1885 vom Herzog von Meiningen mit der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.[1] Max Walden erhielt 1889 ein Engagement im Berliner Victoria-Theater, wo er unter anderem in einem Stück von Jules Verne auftrat, wechselte aber im Herbst desselben Jahres bereits vorübergehend nach Prag an das Königlich-Deutsche Landes-Theater. Er kehrte nach Berlin an das Victoria-Theater zurück (wo er 305 Mal im Stück Stanley in Afrika auftrat, womit er seinen Erfolg konsolidierte[2]).

Er spielt auch am Residenz-Theater in Berlin, wurde von Emil Thomas für sein neues Theater angeheuert und nahm 1892 mit diesem ein Engagement in New York City an (wovon die New York Times am 12.10.1892 berichtet[3]), gefolgt von Vorstellungen in weiteren amerikanischen Städten. Nach Rückkehr nach Deutschland war er ab dem Moment von dessen Neugründung als 1. Charakterkomiker am Berliner Schiller-Theater tätig[4] und 1897/98 Theaterdirektor mit eigener Theatertruppe im Alten Theater des Hotel Goldener Ring in Cottbus und führte Schillers Don Carlos auf[5]. Seit 1901 war er Schauspieler und Theaterregisseur in Hannover, wo er 1902/03 als Fabrikant Wiedebrecht im Lustspiel Im bunten Rock Erfolge feierte[6]. 1907 brachte er als Regisseur das Lustspiel Seine Hoheit auf die Bühne im Deutschen Theater, Hannover[7] und ist kurz darauf erneut in New York[8]. Gemäß dem Bühnenjahrbuch war er bis 1926/27 an einer stehenden Bühne engagiert. Er war in der Zeit Spielleiter und Schauspieler am Theater in der Lützowstraße in Berlin und war 1928/29 Oberspielleiter am Wallner-Theater in Berlin (als gastierender Künstler) und ansässig in der Villa Walden in der Veltheim-Promenade 12 in der 1911 gegründeten Villenkolonie (heute Zeltinger Straße)[9]. Er wird noch bis 1935 im Bühnenjahrbuch aufgeführt, wird aber aufgrund jüdischer Herkunft mit Berufsverbot belegt und wird in den folgenden Jahrgängen nicht mehr aufgeführt. Sein weiteres Schicksal ist bisher nicht erforscht.

In den 1920er Jahren machte er eine zweite Karriere als Schlagersänger und Filmschauspieler. Sein Chanson "Max und Moritz", der durch Verkauf auf Schellackplatte einen moderaten Erfolg genoss, wurde in neuerer Zeit erneut aufgelegt.[10] Zahlreiche Schlager und von ihm gesungene Stücke aus Opern und Operetten wurden auf Schellackplatten veröffentlicht.

Im – im übrigen von der Kritik abfällig beurteilten[11] – Film "Es war einmal ein treuer Husar" von 1929 spielte er die Rolle des Amor. Der Film war, passend zu Max Waldens öffentlicher Persona, angelehnt an leichten Schlager-Motiven, und wurde wegen der darin thematisierten erotischen Verwicklungen mit Jugendverbot belegt.

Max Walden wird in den einschlägigen Nachschlagewerken erwähnt, aber meist wenig detailliert, wozu Wilhelm Kosch vermerkt, „dass er fast nur an Operetten- und Lustspielhäusern tätig war, deren Personal von der Theatergeschichtsschreibung leider meist stiefmütterlich behandelt und wenig beachtet wurde“[12].

  • 1929: Es war einmal ein treuer Husar (von der Zensur geprüft 18.1.1929, Arbeitstitel des Films: Freud und Leid aus der Karnevalszeit, Max Walden in der Rolle des „Amor“), Deutschland, Drama, Albö-Film GmbH in Berlin, Drehbuch: Marie-Louise Droop, Regie: Carl Heinz Wolff[13]

Werkverzeichnis als Librettist

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  • 1893: Libretto Der Amazonenkönig, Posse 4, Uraufführung in Halle an der Saale 1893, gesungen von C. Schüler[14]
  • 1913: Libretto Nu schlägt’s 13!!, Posse 3, Hannover 1913, gesungen von H. Busse[15]

Werkverzeichnis als Schlagersänger

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Veröffentlichte Schellackplatten[16]

  • Behüt' dich Gott: a. d. Oper "Trompeter v. Säckingen" / Nessler, Interpret: Max Walden, Apollo-Theater Berlin mit Beka-Orchester, Berlin (Signatur: T 2009 HB 04124)
  • Das Lied vom dummen Reitersmann: aus "Die lustige Witwe" / Lehár, Interpreten: Többhangu énekek, Brunhilde Ellis, Max Walden (Matritzennummer: 9801-III)
  • Der kleine Finkenhahn, Le petit pinson, The little finch, Interpret: Max Walden, Berlin (Signatur: T 2011 HB 00476)
  • Der Vorschuss auf die Seligkeit: aus der Revue "Auf in's Metropol" / Holländer, Interpret: Max Walden, Apollo-Theater Berlin mit Beka-Orchester, Berlin (Signatur: T 2010 HB 09763)
  • Flüsterndes Silber, rauschende Welle: Duett (E-Dur) / von Melchert, Interpreten: August Böckmann, Tenor, u. Max Walden, Bariton, Berlin (Signatur: T 2011 HB 00972)
  • Mägdelein, hör' meine Mahnung / Böhme, Interpret: Max Walden, Apollo-Theater, Berlin, mit Beka-Orchester, Berlin (Signaturen: T 2010 HB 15904, T 2011 HB 03874)
  • Max und Moritz: Duett / v. E. Neumann, Interpreten: August Böckmann, Tenor, u. Max Walden, Bariton, Berlin (Signatur: T 2011 HB 00972)
  • O Dirndl mein: Duett, (D-dur), Interpreten: August Böckmann, Tenor und Max Walden, Bariton, Berlin (Signatur: T 2010 HB 05717)
  • Schaukellied: aus der Revue "Auf in's Metropol" / Holländer, Interpret: Max Walden, Apollo-Theater Berlin mit Beka-Orchester, Berlin (Signatur: T 2010 HB 09763)
  • Stille Liebe: Duett, (F-dur), Interpreten: August Böckmann, Tenor und Max Walden, Bariton, Berlin (Signatur: T 2010 HB 05717)
  • Tirili: Intermezzo / Kollo, Interpret: Max Walden, Apollo-Theater, Berlin, mit Beka-Orchester, Berlin (Signatur: T 2010 HB 15904)
  • Viljalied: a. d. Operette "Lustige Witwe" / Lehár, Interpret: Max Walden, Apollo-Theater Berlin mit Beka-Orchester, Berlin (Signatur: T 2009 HB 04124)
  • Willst Du mein Cousinchen sein?: aus "Der Teufel lacht dazu" / Hollaender, Interpreten: Többhangu énekek, Brunhilde Ellis, Max Walden (Matritzennummer: 9802-II)

Er war mit der Sängerin und Schauspielerin Anna von Wegern in New York und Hannover verheiratet, die nach Trennung von ihm unter dem Pseudonym Anna Jordan in US-amerikanischen Stummfilmen auftrat.[17] Ein Schwager seiner Frau war der Bayreuther Wagner-Sänger Benno Hirsch, später Schauspieler in den USA, und eine Schwester seiner Frau die marokkanisch-deutsche Opernsängerin Matilde Mercedes Kuhl von Henning de Abella, die in Mogador lebte. Eine Nichte war Ruth Smidt geb. Kühl (1910-2008), die mit dem bundesdeutschen Admiral Karl E. Smidt (1903-1984) verheiratet war.[17]

  • Richard Wrede und Hans von Reinfeld (Hrsg.): Das geistige Berlin, Eine Enzyklopädie des geistigen Lebens Berlins, Bd. 1, Berlin: Hugo Storm 1897, S. 554-555 (Kurzbiographie von Max Walden = Deutsches Biographisches Archiv, Mikro-Fiche Nr. 1327, 39-40)
  • Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898 – 1945, Göttingen 1991 (mit Foto)
  • Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im 19. Jahrhundert. 1903. (Dt. Biogr. Archiv, Mikro-Fiche Nr. 1327, 41)
  • Kurzbiographie in: Wolbert G. C. Smidt in Zusammenarbeit mit Ruth Kühl: Die Familie Kühl – Kuehl – Kuhl aus Stakendorf, Eine Probsteier Auswandererfamilie zwischen Russland, Amerika und Orient [Teil I.], in: Familienkundliches Jahrbuch Schleswig-Holstein (ISSN: 0430-0440), Jg. 50, 2011, 69-103; (Teil 2), in: Familienkundliches Jahrbuch Schleswig-Holstein (ISSN: 0430-0440), Jg. 52, 2013, 68-115 (mit Szenenfoto)
  • Wolbert G. C. Smidt: "Der Sänger und Schauspieler Max Walden aus der jüdischen Familie Simonsohn, Berlin", in: Nachträge zur Chronik der Familie Kühl – Kuehl – Kuhl: Die unmittelbare Familie des Schleswiger Hardesvogten und Publizisten Claus Kühl, in: Familienkundliches Jahrbuch Schleswig-Holstein (ISSN: 0430-0440), Jg. 59, 2020, 5-26 (mit Foto)

Einzelnachweise

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  1. a b c Richard Wrede und Hans von Reinfels (Hrsg.): Das geistige Berlin, Eine Enzyklopädie des geistigen Lebens Berlins, Berlin: Hugo Storm 1897, S. 554; Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898 – 1945, Göttingen 1991; Wolbert G. C. Smidt: Nachträge zur Chronik der Familie Kühl – Kuehl – Kuhl: Die unmittelbare Familie des Schleswiger Hardesvogten und Publizisten Claus Kühl, in: Familienkundliches Jahrbuch Schleswig-Holstein (ISSN: 0430-0440), Jg. 59, 2020, 5-26
  2. Richard Wrede und Hans von Reinfels (Hrsg.): Das geistige Berlin, Eine Enzyklopädie des geistigen Lebens Berlins, Berlin: Hugo Storm 1897, S. 554–555
  3. „Emil Thomas, the German actor and manager who made so good an impression in New-York at his former visit, is back again at the Amberg Theatre with a group of comedians from whom much may be expected. The medium of his re-entrance is a musical ... called ‚Unsere Don Juans’ ... by Leon Treptow; ... all the faces and names are new. Richard Georg and Max Walden are from the Residenz Theatre at Berlin, where they played the roles of men of the world and youthful character parts. ... The repertory promised is a long one ...“.
  4. Richard Wrede und Hans von Reinfels (Hrsg.): Das geistige Berlin, Eine Enzyklopädie des geistigen Lebens Berlins, Berlin: Hugo Storm 1897, S. 555
  5. Siehe die Kurzbiographie der Schauspielerin Elsa von Freytag-Loringhoven (zur Zeit Waldens noch „Elsa Plötz“), später bekannte Dada-Künstlerin in New York, wo sie malt, dichtet, schauspielert, Kostüme schneidert, Modell steht: http://www.dieterwunderlich.de/Elsa_Freytag-Loringhoven.htm (abgerufen am 14. Juli 2010). Vgl. Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen, 18 Porträts, München: Piper 2009
  6. Dazu die Theaterkritik (Hannoverscher Courier vom 19. Okt. 1902): "... Nicht minder gefielen Frl. Eschborn und Herr Walden. Direktor Reusch hat „Im bunten Rock”, dem wohl eine lange Reihe von Wiederholungen gesichert ist, ausgezeichnet inszenirt." In der Kritik vom 20. Oktober heißt es in der gleichen Zeitung: "Herr Walden vermied im ersten Akte mit großem Geschick die Gefahr, die vollständig verzeichnete Figur des Fabrikanten Wiedebrecht durch possenhafte Zuthaten noch unerquicklicher zu gestalten, und beobachtete auch in den folgenden Szenen bei aller Komik seines Spiels das Benehmen eines Mannes der guten Gesellschaft, soweit nicht die Verfasser durch zahlreich eingestreute drastische Situationsscherze eine Abweichung davon erzwangen." Am 13. November schreibt dieselbe Zeitung: "Herr Walden (Wiedebrecht), Frl. Eschborn (Betty v. Hohenegg), Frl. Kühling (Köchin) u.s.w. erhielten ebenfalls im Verein mit dem anwesenden „halben” Dichter Herrn von Schlicht ihren nicht karg bemessenen Antheil von den Jubiläumsehrungen." In einer weiteren Kritik zum selben Stück heißt es in dieser Zeitung: "Dem besonders amüsanten zweiten Akte folgte der übliche Akt des Blumenüberreichens, der diesmal angesichts der erstaunlichen Fülle, mit der Frau Straßmann-Witt, Direktor Reusch und Oberregisseur Walden belohnt wurden, beträchtliche Zeit in Anspruch nahm und vom Publikum mit enthusiastischen Kundgebungen begleitet wurde ... und die ganz schablonenhafte Figur des konventionellen Lustspielvaters erfüllt Max Walden mit echtem Leben; mit der Schilderung seiner Manövererlebnisse im letzten Akte erweckt er Stürme der Heiterkeit. Diese Glanzleistungen, denen sich alle übrigen würdig anschlossen (...) das ungemein lebendige Zusammenspiel und die prächtige Inszenierung verhüllen mit liebevoller Sorgfalt die Schwächen des anspruchslosen Werkchens".
  7. In der Theaterkritik zu diesem Lustspiel von Freiherrn von Schlicht und Walter Turszinsky (Hannoverscher Kurier vom 28. Dezember 1907) heißt es: "Max Walden zeigte sich als umsichtiger, flotter Regisseur und sorgte als Schauspieler mit dem sehr schätzenswerten Paul Paaschen zusammen recht vorzüglich für drastische Komik." (Aus: http://www.karlheinz-everts.de/SeineHoheit/Hoheithannover.htm, abgerufen am 14.7.2010.)
  8. New York Times, 2.10.1908, „The Dancing Hussars were cordially received at the Irving Place Theatre last night, and from the warmth of applause they are likely to dance there all Winter. ... From beginning to end the play went with dash. Otto Gebugh als Gast, as Lieut. von Brentendorpf, Max Walden, as August Nippes, the crusty manufacturer... made the hits of the evening and received many curtain calls“ (The Dancing Hussars, Komödie in vier Akten, von Gustav Kadelburg und Richard Skowronnek).
  9. Berliner Adreßbuch 1925 (Max Walden, Ob. Spielleit., Frohnau, Veltheimpromenade, Walden´sches Haus E.T. Tgl. 3171); 1926 (Max Walden, Theaterdir., Frohnau, Veltheimpromenade, Walden´sches Haus E.T. Tgl. 3171); 1927-29 genauso; bis 1936 (nun genannt als Theaterdirekt. i. R.), danach nicht mehr genannt
  10. Video auf YouTube
  11. Film-Kurier, Berlin Nr. 42, vom 16. Februar 1929; Die Rote Fahne, Berlin Nr. 48, vom 26. Februar 1929; Deutsche Filmzeitung, München Nr. 11, vom 14. März 1930
  12. Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon
  13. Max Walden. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 29. August 2024.
  14. nach Franz Stiegers Opernlexikon (Teil III: Librettisten, 3. Bd.: Q-Z, Tutzing: Schneider 1981, S. 997)
  15. nach Franz Stiegers Opernlexikon, (Teil III: Librettisten, 3. Bd.: Q-Z, Tutzing: Schneider 1981, S. 997)
  16. nach dem Verzeichnis der Gesänge auf Schellackplatten von Max Walden im Deutschen Musikarchiv, Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=showSearchForm)
  17. a b Zur Biographie von Max Walden und Familie siehe: Wolbert K. Smidt - Wolbert G. C. Smidt: Kühl, Claus [Lehrer, Landmesser, Journalist, Hardesvogt] in: Dieter Lohmeier (Hrsg.): Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 10, Kiel 1994, S. 287-291, sowie Wolbert G. C. Smidt in Zusammenarbeit mit Ruth Kühl: Die Familie Kühl – Kuehl – Kuhl aus Stakendorf, Eine Probsteier Auswandererfamilie zwischen Russland, Amerika und Orient [Teil I.], in: Familienkundliches Jahrbuch Schleswig-Holstein (ISSN: 0430-0440), Jg. 50, 2011, 69-103; (Teil 2), in: Familienkundliches Jahrbuch Schleswig-Holstein (ISSN: 0430-0440), Jg. 52, 2013, 68-115