Murkens Hof

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eingangsbereich

Murkens Hof gehört zusammen mit der alten Klosterkirche St. Marien und dem Amtshaus des Astronomen Johann Hieronymus Schroeter zum historischen Ortskern Lilienthals.[1] Das Gebäude-Ensemble ist die kulturelle Begegnungsstätte in der Gemeinde Lilienthal.[2]

Die 29-jährige verwitwete Landgräfin Eleonora Chatharina von Hessen-Eschwege – eine Cousine der schwedischen Königin Christine – entdeckte am 24. September 1655 die reizvolle Lage des ehemaligen Äbtissinnenhauses.[3] Ihr Mann Friedrich, Landgraf von Hessen-Eschwege, der als Generalmajor im Dienste des schwedischen Königs Gustav Adolf gestanden hatte, erhielt nach dem Westfälischen Frieden für seine Verdienste von der Königin Christine 1649 das Kloster Osterholz und 1651 das Kloster Lilienthal. Die Gräfin wohnte 15 Jahre in der alten Klosterresidenz, holte schwedische Beamte zur Bewirtschaftung des Klosterbetriebes ins Land, ließ den Fischteich und Wasserspiele, einen Ziergarten und das Butendieker Gehölz anlegen und teilte schließlich den Klosterstaat an siedlungswillige Einwohner auf.

Mit ihrem Rückzug am 1. Januar 1670 nach Osterholz, wo sie am 1. März 1692 starb, bekam ihr Diener Conrad Demme für seine Dienste das Äbtissinnenhaus pachtfrei mit lebenslanger Concession als Krug und Wirtschaft zum Liliendahle zugesprochen, alle anderen Krüger (Gastwirte) Lilienthals hatten ihre Einkäufe bei ihm zu tätigen. Dafür musste er „einige land- und deichpflegerische Aufgaben“ erfüllen.[4]

Kern der Ansiedlung ist ein Zisterzienserinnenkloster[5] Vallis liliorum (Tal der Lilien) Anfang des 13. Jahrhunderts in Northusen[6] zu nennen. Das Kloster hat dem späteren Dorf seinen Namen gegeben.

Auf dem früheren Klosterareal erinnert noch heute die Klosterkirche St. Marien und das Äbtissinnenhaus. Der Wirtschaftshof des so genannten Vorwerks mit dem Äbtissinnenhaus lag südöstlich außerhalb des ummauerten Klosterbezirks, jenseits des Wörpegrabens. Trotz des nach dem Westfälischen Frieden einsetzende Zerfalls des Klosters, blieb das Äbtissinnenhaus Sommerresidenz von Landgräfin Eleonore Chatarina von Hessen-Eschwege. Ab 1730 wurde das Haupthaus mit Nebengebäuden durch die Familie Murken, nach der der Hof 1965 umbenannt wurde, als Gasthof geführt.

Heutige Nutzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem August 1993 dient Murkens Hof als Begegnungszentrum der Gemeinde. Es werden dort Tagungen und andere Veranstaltungen, wie Lesungen, Ausstellungen und Konzerte durchgeführt. Gesellschaften und Vereine können die Räumlichkeiten nutzen. Murkens Hof beherbergt das kommunale Kino des Ortes, die Volkshochschule und die Gemeindebibliothek.

  • Karl Lilienthal: Bilder aus der Geschichte des Klosters und Amtes Lilienthal. Niedersächsischer Heimatschutz. Heft 9 der Schriftenreihe, Gerhard Stalling, Oldenburg 1935.
  • Horst-Rüdiger Jarck: Das Zisterzienserinnenkloster Lilienthal. Gründung, Verfassung und Stellung zum Zisterzienserorden. Selbstverlag des Stader Geschichts- und Heimatvereins, Stade 1969.
  • Herbert Schwarzwälder: Geschichte der freien Hansestadt Bremen, Bd. 1. Von den Anfängen bis zur Franzosenzeit (1810), Friedrich Röver, Bremen 1975.
  • Kurt Brüning, Heinrich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 2: Niedersachsen und Bremen (= Kröners Taschenausgabe. Band 272). 4., verbesserte Auflage. Kröner, Stuttgart 1976, ISBN 3-520-27204-0.
  • (Hrsg.)Wilhelm Dehlwes: Lilienthal gestern und heute, Selbstverlag der Gemeinde Lilienthal, Lilienthal Bd. I, 1977.
  • Wilhelm Dehlwes/ Edda Buchwald: Lilienthal gestern und heute. Bd. I, Selbstverlag der Gemeinde Lilienthal 1977.
  • Heinz Schobeß: 750 Jahre Lilienthal, 1232 – 1982. Lilienthal 1982.
  • (Begr.)Dehio: Bremen Niedersachsen. Bearb. v. Gerd Weiß, Deutscher Kunstverlag, München, 1992, ISBN 978-3-422-03022-0.
  • Dieter Gerdes: Murkens Hof in seiner geschichtlichen Entwicklung. In: Murkens Hof. Kulturelle Begegnungsstätte Lilienthal. Eröffnung 23.August 1993.
  • Urkundenbuch des Klosters Lilienthal 1232–1500. Bearb. V. Horst-Rüdiger Jarck, Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade, Bd. 20, 2002, ISBN 978-3-7752-6011-4.
  • Alberich Martin Altermatt: Zisterzienser/Zisterzienserinnen. In: Theologische Realenzyklopädie, Walter de Gruyter Berlin u. a.Bd. XXXVI 2004, S. 704–715.
  • Peter Richter, Harald Kühn: Zeitreise – 775 Jahre Lilienthal. Heimatverein Lilienthal e. V. (Hrsg.), Verlag M. Simmering, Lilienthal 2007, ISBN 978-3-927723-62-7.
  • Horst Rüdiger Jarck: Lilienthal. In: (Hrsg.) Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld Teil 2, 2012, S. 912–924, ISBN 978-3-89534-959-1.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. (Hrsg.) Wilhelm Dehlwes: Lilienthal gestern und heute, Selbstverlag der Gemeinde Lilienthal, Lilienthal 1977, Bd. I, S. 36–40.
  2. Gerhard Müller-Menkens: Das Planerische Konzept Murkens Hof. Betrachtungen über den Ortsmittelpunkt.In: Murkens Hof. Kulturelle Begegnungsstätte Lilienthal. H. Saade, Lilienthal 2013, S. 11–19.
  3. Dieter Gerdes: Murkens Hof in seiner geschichtlichen Entwicklung. In: Murkens Hof. Kulturelle Begegnungsstätte Lilienthal. Eröffnung 23.August 1993, S. 3.
  4. Murkens Hof. Kulturelle Begegnungsstätte Lilienthal. Eröffnung 23.August 1993, S. 4
  5. Horst-Rüdiger Jarck: Das Zisterzienserinnenkloster Lilienthal. Selbstverlag des Stader Geschichts- und Heimatvereins, Stade 1969. Dehio (Begr.): Bremen Niedersachsen. Bearb. v. Gerd Weiß, Deutscher Kunstverlag, München, 1992, S. 830f. Horst Rüdiger Jarck: Lilienthal. In: (Hrsg.) Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld Tl 2, 2012, S. 912–924.
  6. Urkundenbuch des Klosters Lilienthal 1232–1500. Bearb. v. Horst-Rüdiger Jarck, Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade, Bd. 20,2002, S. 11.

Koordinaten: 53° 8′ 27,2″ N, 8° 54′ 50″ O