Musaik – Grenzenlos musizieren

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Musaik – Grenzenlos musizieren ist ein soziales Musikprojekt im Stadtteil Prohlis in Dresden. Träger ist der 2017 gegründete Musaik – Grenzenlos musizieren e. V., der musikalisches und gesellschaftliches Miteinander fördert und Instrumentalunterricht mit Kulturvermittlung, Stadtteil- und Sozialarbeit verbindet. Bei Musaik erhalten Schüler zwischen sechs und sechzehn Jahren bis zu dreimal wöchentlich kostenfreien, niedrigschwelligen Instrumentalunterricht im Orchesterverbund. Das Angebot ist wohnortnah, voraussetzungsfrei und unabhängig von Herkunft, Bildung und sozioökonomischem Status des Elternhauses. Es bedarf weder musikalischer Vorbildung noch eines eigenen Instruments, um teilzunehmen.[1] Die Lehrenden sind ausgebildete Instrumentalpädagogen, die von einem Sozialpädagogen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt werden.

Die Lehrmethode von Musaik ist inspiriert von venezolanischen El Sistema. Dazu gehören Orchester- und Ensemblemusik-Aktivitäten als Mittel zur Entwicklung, Inklusion und Integration; ein offener Zugang für alle Kinder und Jugendlichen; die Förderung anregender Lernumgebungen, die es den Kindern ermöglichen, sich rasch zu herausragenden Leistungen zu entwickeln; Gewährleistung eines qualitativ hochwertigen Unterrichts, der intensiv und freudvoll ist, mit Peer Learning und regelmäßigen Aufführungen sowie eine regelmäßige, hochfrequente Programmarbeit mit drei Unterrichtssitzungen pro Woche.[2]

Die Colourstringsmethode und die Relative Solmisation bilden die Grundlagen des Unterrichts. Von Beginn an wird ausschließlich gemeinsam in der Gruppe musiziert. Der Anfängerunterricht findet getrennt nach Bläsern und Streichern statt. Je nach individueller Entwicklung werden die Kinder später Teil des Tutti-Orchesters. Das gemeinsame Musizieren im sinfonischen Orchester ist musikalisches Ziel des Unterrichts. Von Anfang an spielen alle Kinder bei den Konzerten mit, egal ob sie erst zwei Monate oder bereits zwei Jahre bei Musaik dabei sind. Lehrende und ehrenamtliche Instrumentalisten unterstützen die Auftritte ebenso wie Mitglieder der Sächsische Staatskapelle Dresden, der Dresdner Sinfoniker, der Dresdner Philharmonie, des Polizeiorchesters Sachsen, der Banda Communale, Schüler des Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden sowie der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber.[1][3]

Die Sozialarbeit im Rahmen des Projekts wird kontinuierlich erweitert – regelmäßiger Unterricht zur Förderung der sozialen Kompetenz ist ein wichtiger Bestandteil, ebenso wie Unterrichtsbegleitung und Konfliktlösung unter den Teilnehmenden. Im Rahmen des „Sozialen Kompetenztrainings“ werden auf spielerische Art und Weise verbale und nonverbale Kommunikationsfähigkeiten, konstruktive Konfliktlösung und interkultureller Austausch gestärkt. Zusätzlich wurde ein umfassendes Kinderschutzkonzept entwickelt und nach Schulung des Teams in die tägliche musikpädagogische Arbeit implementiert. Dies führte dazu, dass der Verein als freier Träger der Jugendhilfe nach § 75 Abs. 1 SGB VIII offiziell anerkannt wurde.

Offizielles Partnerorchester

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Im Jahr 2024 wurde die Sächsische Staatskapelle Dresden offizielles Partnerorchester von Musaik.[4] Im Rahmen dieser Partnerschaft finden regelmäßig Meisterkurse der Orchestermusiker sowie ein jährliches Kooperationsprojekt statt, bei dem die Musiker während eines Konzerts Seite an Seite mit den Musaik-Kindern auftreten. Im Rahmen der Partnerschaft haben die Kinder auch die Möglichkeit, Aufführungen vom Education-Programm des Orchesters „Kapelle für Kids“ zu sehen.

Musaik wurde 2017 von den Instrumentalpädagoginnen Luise Börner und Deborah Oehler gegründet. Im selben Jahr waren sie aus Peru zurückgekehrt, wo sie nach ihrem künstlerisch-pädagogischen Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden den Aufbau des sozialen Musikprojekts Arpegio[5] begleiteten. Bald darauf initiierten sie Musaik und begannen, zunächst mit wenigen Kindern und anfangs in einem leerstehenden Eiscafé in einem Einkaufszentrum in Dresden-Prohlis außerschulisch Musikunterricht zu geben.[6]

Deborah Oehler gewann 2018 mit Musaik den 1. Preis des Hochschulwettbewerbs Musikpädagogik.[7]

2024 lernen kontinuierlich etwa 100 Kinder aus 17 Herkunftsländern Streich- und Blasinstrumente und bringen ihre Entwicklung in mehreren großen Projektpräsentationen im Jahr als Orchester zu Gehör – ergänzt durch kleinere Aufführungen in Teilgruppen[8].[9]

2022 spendete die Sächsische Staatskapelle Dresden das Preisgeld von 50.000 Euro aus dem ihm verliehenen Herbert-von-Karajan-Preis an das Projekt.[10]

Preise und Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. a b Julian Schunter: Grenzenlos musizieren – Das soziale Musikprojekt MUSAIK will Teilhabe ermöglichen. üben & musizieren/Schott, Mai 2019, abgerufen am 28. Juli 2023.
  2. Sistema Europe's vision, mission & principles. Abgerufen am 23. August 2023 (englisch).
  3. Durch Musik habe ich alles geschafft. Abgerufen am 1. Juli 2024.
  4. [ https://www.staatskapelle-dresden.de/kapelle-fuer-alle-faelle/musaik-grenzenlos-musizieren-ev/ Musaik – Grenzenlos musizieren e. V.] Abgerufen am 18. Oktober 2024.
  5. Musikprojekt Arpegion in Peru. Abgerufen am 31. Juli 2023.
  6. Integration mit Tönen – Projekt setzt auf verbindende Kraft der Musik. Neue Musikzeitung, 18. Juni 2023, abgerufen am 26. Juli 2023.
  7. Preisträgerinnen Köln 2018. Die Deutschen Musikhochschulen, 2018, abgerufen am 31. Juli 2023.
  8. Christian Schmidt: Ein pädagogisches Paradies. concerti, 11. März 2023, abgerufen am 28. Juli 2023.
  9. Jörg Schurig: „Musaik“: Musikpädagogisches Projekt aus Dresden ist den Kinderschuhen entwachsen. Dresdener Neueste Nachrichten, 18. Juni 2023, abgerufen am 26. Juli 2023.
  10. Neue Musikzeitung vom 28. Oktober 2022. Abgerufen am 30. Juli 2023.
  11. „Dresdner Kunstpreis wurde verliehen“. Sächsische Zeitung – Dresden, Seite 7, 14. September 2020
  12. „Bildung als Waffe“. Dresdner Neueste Nachrichten, Seite 9; 10. Februar 2020
  13. "Sie bekommen Geld als „Verein des Jahres 2021“". Sächsische Zeitung – Dresden, Seite 18; 24. Februar 2020
  14. Domokos Szabó: 30.000 Euro Preisgeld: Jubel bei Vereinen in Dresden und Umland. Sächsische.de, 14. Juni 2022, abgerufen am 28. Juli 2023.
  15. Preisträger des Sächsischen Preises für Kulturelle Bildung»Kultur.LEBT.Demokratie« 2023 stehen fest. Pressemitteilung. Landesverband Soziokultur Sachsen, 20. Juni 2023, abgerufen am 31. Juli 2023.
  16. Kultur schafft Teilhabe: Das sind die Preisträger der Ferry Porsche Challenge. Pressemitteilung. Ferry-Porsche-Stiftung, 30. Juni 2023, abgerufen am 28. Juli 2023.