Myawaddy
မြဝတီမြို့ Myawaddy | ||
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Koordinaten | 16° 41′ N, 98° 30′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Myanmar | |
Staat | Kayin-Staat | |
ISO 3166-2 | MM-13 | |
Einwohner | 113.155 (Zensus 2014) | |
Myawaddy (birmanisch မြဝတီမြို့, BGN/PCGN: myawadimyo) ist eine Stadt in Myanmar.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Myawaddy liegt im Osten des Landes an der Grenze zu Thailand (Mae Sot).[1] Die Stadt liegt am Moei-Fluss und wird im Westen durch hohe Berge begrenzt. Myawaddy ist Standort von zwei wichtigen Grenzübergangen zwischen Thailand und Myanmar. Beide befinden sich an Brücken über den Fluss. Die Brücken werden Thai Myanmarische Freundschaftsbrücke I und II genannt. Die Stadt wird vom Asia Highway 1 durchquert. Die Freundschaftsbrücke I dient primär dem Personenverkehr und dem Zugang zum Flughafen Mae Sot, die zweite Brücke primär dem Warenaustausch. Myawaddy liegt 110 Kilometer östlich von Mawlamyaing im Karen-Staat und 426 Kilometer Nord-Westlich von Bangkok. Myawaddy gilt als zweitwichtigster Grenzübergang zwischen Thailand und Myanmar.[2] Myawaddy ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Bezirks (Township) Myawaddy.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1997 wurde die Erste Freundschaftsbrücke zwischen Thailand und Myanmar eröffnet. Es handelt sich um den ersten Brückenbau zwischen den Ländern, deren Grenze oftmals Flüsse bilden. Der Bau einer zweiten Brücke wurde am 21. Januar 2015 begonnen. Der Bau verzögerte sich aufgrund von ungeklärten Landverhältnissen für die vier Kilometer lange Zufahrtsstraße. Am 20. März 2019 wurde die Brücke eröffnet. Der Bau hatte 8 Milliarden Thai Baht gekostet. Vor dem Bau der Brücken war Myawaddy ein kleines, unbedeutendes Dorf gewesen.
Am 8. November 2010 kam es in der Stadt, einen Tag nach den Wahlen in Myanmar 2010, zu heftigen Gefechten des Militärs mit Aufständischen der Karen-Minorität.[1] Eine 1000 Mann starke Abteilung der Democratic Karen Benevolent Army DKBA-5 besetzte mit Unterstützung der Karen National Liberation Army (KNLA) die Stadt.[3]
Kurz vor der Eröffnung des neuen Asia Highway 1 im Jahr 2015 kam es zu Gefechten zwischen der Democratic Karen Benevolent Army DKBA-5 und dem Militär. Der Highway führt durch Gebiete, welche die DKBA-5 2015 kontrollierte und die der DKBA-5 in einem Waffenstillstandsabkommen zugesprochen worden waren. Zusammen mit der Karen National Liberation Army KNLA wurde eine Zahlstelle am Highway eingerichtet, um Gebühren für die Nutzung der Straße nach Myawaddy zu erheben. Nach heftigen Gefechten zogen sich die bewaffneten ethnischen Organisationen vom Highway zurück.[4]
Am 11. März 2022 wurde die zweite Freundschaftsbrücke durch eine Explosion teilweise zerstört. Eine Behelfsbrücke wurde errichtet.[5]
Am 24. April 2022 wurde der Grenzübergang auf myanmarischer Seite an der ersten Freundschaftsbrücke durch eine Autobombe zerstört.[6]
Am 5. September 2023 wurde der Gouverneur der Stadt durch einen Drohnenangriff zusammen mit sechs weiteren Personen getötet. Der Angriff wurde von der Kobra-Einheit der Karen National Union (KNU) mithilfe von zwei Drohnen ausgeführt, die Sprengstoff über dem nur einen Kilometer von Thailand entfernten Gemeindezentrum abwarfen. Weitere zehn Personen wurden verletzt.[7]
Anfang April 2024 wurde die Stadt großteils von der Widerstandsbewegung Karen National Liberation Army (KNLA) kontrolliert.[8] Die Einnahme wurde ermöglicht, nachdem die Karen (Kayin) Border Guard Force BGF mit der Militärregierung gebrochen hatte, und ihre Truppen aus der Umgebung westlich der Stadt zurückgezogen hatten.[9] Am 13. April bombardierte die KNLA den Waren-Grenzübergang an der Zweiten Freundschaftsbrücke mit Hilfe von Drohnen. Truppen des 275. Bataillons der Regierungstruppen hatten sich an die Brücke zurückgezogen, nachdem ihre Basis zehn Kilometer westlich der Stadt überrannt worden war.[10] Reuters berichtete am 18. April 2024 das die in Karen National Army KNA unbenannten BGF immer noch Teile der Stadt und deren Umgebung kontrollierten. Die KNLA, die PDF und die KNA versuchten aber sich zu koordinieren und Gefechte untereinander zu vermeiden.[11] Auch die Democratic Karen Benevolent Army DKBA-5, und der KNU/KNLA Peace Council würden Teile der Stadt kontrollieren. Die Truppen der KNLA und der PDF's wären nicht in das Stadtzentrum vorgedrungen und hätten das Stadtzentrum Einheiten anderen Milizen überlassen, welche als (ehemalig) militärnah galten.[12] Dass sich die KNA, die DKBA-5 und die KNU/KNLA-PC der Opposition um die Exilregierung kurz NUG anschließen würden, wurde im April 2024 von Analysten als sehr unwahrscheinlich eingestuft. Die militärnahem Milizen hätten aber auch nichts unternommen um die Erstürmung der Armeebasen von Bataillon 275, 355, 356, 357 und des Regionalkommandos 12 durch die KNLA zu verhindern. Sie hätten sich für neutral erklärt.[13] Am 22. April 2024 meldeten mehrere Nachrichtenquellen starke Luftangriffe auf die Umgebung der Stadt durch die Militärregierung.[14][15] Später gelang es den Truppen des 275 Bataillons unter dem Schutz der KNA in ihre Basis zurückzukehren, nachdem sich die KNLA aus dem Gebiet um die 2. Freundschaftsbrücke zurückgezogen hätten. Laut einem Sprecher der KNLA geschah der Rückzug um einer Falle, ausgeheckt von der Militärregierung und der KNA zu entgehen. Am 25. April kontrollierte die KNLA weiterhin die Stützpunkte des 355, 356, 357 Bataillons in den Bergen um Myawaddy, das Stadtzentrum überließen sie aber der KNA und anderen bewaffneten Organisationen.[16][17][18] Ein Sprecher der KNA erklärte, dass sie in Zukunft Myawaddy gemeinsam mit dem Militär verwalten würden. Myawaddy war immer ein Streitpunkt zwischen der DKBA, der Karen BGF und der Zentralregierung gewesen. Formell befand sich Myawaddy immer auf einem Gebiet, welches die Zentralregierung für sich beanspruchte, während die BGF Gebiete nördlich und südlich der Stadt für sich beanspruchte, aber auch immer versuchte Macht in der Stadt selber auszuüben. Die DKBA-5 und die KNU/KNLA-PC beanspruchten Gebiete westlich der Stadt für sich. Die BGF bzw. KNA hatte immer ein großes wirtschaftliches Interesse an der Stadt und betrieb mehrere Wirtschaftsunternehmen (z. B. Gate 25) in der Stadt.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Myawaddy befinden sich zwei Grenzübergänge zwischen Thailand und Myanmar. Im Jahr 2022 wurden von Thailand Güter im Wert von 3 Milliarden Dollar nach Myanmar exportiert. Güter wurden offiziell beim thailändischen Zoll deklariert, aber in vielen Fällen nicht über die offiziellen Grenzübergänge nach Myanmar eingeführt. Zirka 30 semioffiziele Grenzübergänge (Gates) in der Umgebung von Myawaddy werden von bewaffneten Einheiten betrieben, zumeist von der BGF/KNA. Offiziell wurden nur Waren im Wert von 1.3 Milliarden Dollar über die zwei offiziellen Grenzübergänge importiert, der Rest erfolgte daher über die Grenzübergänge der BGF, welche keine Steuern oder Gebühren an die Zentralregierung entrichteten. Einer der Gründe für den Schmuggel sind die Restriktionen die Myanmar nach dem Putsch im Februar 2021 erlassen hat. Importgenehmigungen waren schwierig zu erhalten. Händler waren gezwungen zu schmuggeln. Besonders Benzin und Diesel, Mobiltelefone und Zubehör, aber auch Softdrinks wurden über die BGF Gates ins Land geschmuggelt. Die Militärregierung ließ die BGF gewähren, benötigte sie doch die Unterstützung dieser gutausgebildeten und gutausgerüsteten Truppe.[19]
Kriminalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt und ihre Umgebung galt 2024 als Zentrum für Fraud Factories.[20] Besonders in von der BGF kontrollierten Gebieten um die Stadt wurden Spielkasinos und Operationszentralen für Online Betrügereien errichtet, wo Tausende von Menschen gegen ihren Willen festgehalten wurden. Die meisten dieser Operationen wurden von chinesischen Triaden betrieben.[21]
Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt war beliebt unter burmesischen Touristen, weil sie von dort aus visafrei für sieben Tage in das benachbarte Mae Sot einreisen dürfen. Auch unter sonstigen Touristen war die Stadt beliebt, da man von Thailand aus ein Visa on Arrival für Myanmar bekommen konnte. Die Möglichkeit, Visa on Arrival zu erhalten, wurde aber wieder abgeschafft. Thailändische Staatsbürger konnten den Grenzübergang auch ohne Visa queren.[22] Beliebt waren auch die vielen nicht offiziellen Grenzübergänge zwischen Thailand und Myanmar, welche oftmals von der BGF betrieben wurden. Besonders thailändische Touristen zog es in die vielen Spielkasinos entlang des Flusses Moei, ohne offiziell auszureisen zu müssen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Gefechte zwischen Armee und Rebellen. In: die tageszeitung. 8. November 2010, abgerufen am 9. November 2010.
- ↑ Yu Yu Naing, Luechai Chulasai, Nisit Panthamit: Characteristics of Cross Border Trade in Myawaddy Township Kayin State, Myanmar
- ↑ Relief Web The breakaway DKBA group, comprised of former junta loyalists who refused to transform into a Border Guard Force, has some 1000 troops in Myawaddy, Na Kham Mwe said. The DKBA now "has control of every location" and police and Burmese troops have withdrawn from the town, he added.
- ↑ Relief Web The DKBA commander said that amid a Karen "unification policy," the DKBA had jointly decided to operate a tollbooth on the highway earlier this month with Kayin state's dominant National Liberation Army (KNLA) and its political organization, the Karen National Union (KNU).
- ↑ The Nation Thai-Myanmar trade hit after border bridge bombed ... A temporary bridge was constructed on Wednesday to facilitate Thai exports, but the weight of vehicles was limited to no more than 50 tonnes.
- ↑ Bangkok Post Car bomb rocks Myawaddy, putting Mae Sot on security alert
- ↑ Pattaya Mail Myawaddy governor killed in drone attack
- ↑ Bangkok Post Exodus to Thailand continues after fall of Myawaddy Anti-junta resistance claims control of Myanmar border town, as residents fear air strikes
- ↑ Radio Free Asia Kayin Border Guard Force cuts ties with Myanmar junta.
- ↑ THai PBS World Rebels in Myanmar launch drone attacks against government troops near 2nd friendship bridge
- ↑ Reuters In a rebel-held Myanmar town, fragile unity pushes junta to the brink
- ↑ The Irrawaddy As Myanmar Junta Counteroffensive Looms, KNU Leaves Myawaddy in Hands of Allies ... Instead, troops from other Karen armed groups that were until recently loyal to the military administration are guarding the town. They are from the Karen National Army (KNA), KNU/KNLA-PC and the Democratic Karen Benevolent Army (DKBA), according to Myawaddy residents.
- ↑ djo so 100 สาเหตุที่กองทัพ KNLA/KNU ยังไม่ประกาศชัยชนะเหนือเมืองเมียวดี เพราะต้องการปกป้องประชาชนจากกองทัพพม่า โดยเฉพาะในเขตเมือง เรายึดผลประโยชน์ของประชาชนเป็นที่ตั้ง ซึ่งในเขตเมืองเมียวดีเรียกว่าระบบราชการล่มไปแล้ว เหลือเพียงที่ด่านพรมแดนเพื่อเปิดให้ประชาชนทั้งสองฝั่งเดินทางได้ โดยตั้งเป้าให้ปฏิบัติการทางทหารแล้วเสร็จภายในเดือนเมษายนนี้ เพื่อให้เข้าสู่การบริหารจัดการทางการเมือง โดยสหภาพแห่งชาติกะเหรี่ยง KNU จะต้องพูดคุยกับกองกำลังชาติพันธ์ุกลุ่มอื่นๆ ทั้ง กองกำลัง KNAหรือBGF และ DKBA ที่คุมพื้นที่ในเมืองเมียวดี โดยขณะนี้วางตัวเป็นกลางและไม่สนับสนุนกองทัพพม่า
- ↑ Deutschlandfunk Schwere Luftangriffe des Militärs auf Myawaddy Nach der Übernahme der Stadt Myawaddy in Myanmar durch Rebellengruppen hat die Militärjunta schwere Luftangriffe geflogen.
- ↑ Handelsblatt „Bomben vom Himmel“ – Myanmars Militär reagiert mit schweren Luftangriffen Die wichtige Handelsstadt Myawaddy an der Grenze zu Thailand ist von Rebellen übernommen worden. Die Reaktion der Militärjunta lässt Tausende ins Nachbarland fliehen.
- ↑ The Irrawaddy KNU Blames Border Militia for Myanmar Junta’s Myawaddy Return
- ↑ Radio Free Asia Junta recaptures key border base, but Karen rebels say fight isn’t over
- ↑ Bangkok Post According to sources, the Karen National Army (KNA), formerly the Border Guard Force (BGF), resumed its support for Myanmar government troops on Wednesday, leading to their reoccupation of the 275th infantry...
- ↑ Frontier Myanmar Junta trade policies spark a smuggling revival at Thai border The military regime’s attempts to restrict imports and ration foreign currency have boosted illicit border trade at Myawaddy in Kayin State, putting its boasts of a trade surplus into question.
- ↑ medium.com The Myawaddy area of Myanmar is the epicentre of the scam ...
- ↑ The New York Times 7 Months Inside an Online Scam Labor Camp ...The Times analyzed satellite images of the area and geolocated the photographs Mr. Lu took on the ground to a known scam compound called Dongmei Zone. ...Myawaddy, in southeastern Myanmar, where Dongmei Zone is, offers the perfect base for scam groups like the one that had abducted Mr. Lu.
- ↑ Abenteuer Globus Einreise über Land von Thailand nach Myanmar