„Mühle Glashütte“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Armbanduhr Muehle Glashuette.jpg|thumb|Mühle Armbanduhr]]


Die '''Nautische Instrumente Mühle-Glashütte/Sa.''' ist ein deutscher [[Hersteller]] von [[Nautik|nautischen]] [[Messgerät|Instrumenten]], [[Längenuhr|Schiffs]]- und [[Armbanduhr]]en mit Sitz in [[Glashütte (Sachsen)]].


'''Nautische Instrumente Mühle-Glashütte/Sa.''' ist ein deutscher [[Hersteller]] von [[Nautik|nautischen]] [[Messgerät|Instrumenten]], [[Längenuhr|Schiffs]]- und [[Armbanduhr]]en mit Sitz in [[Glashütte (Sachsen)]].
== Geschichte ==
Gegründet wurde das Unternehmen 1869 als „Robert Mühle und Sohn“. Produziert wurden Messinstrumente und feinmechanische Geräte, vorwiegend für die örtliche Uhrenindustrie.


Später wurden auch Mess- und Anzeigeinstrumente für Fahrzeuge entwickelt und produziert, z. B. für Marken wie [[Horch]] (heute [[Audi]]). Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurden vorwiegend Instrumente für [[Panzer]]- und andere motorisierte Einheiten der [[Wehrmacht]] sowie für die [[Kriegsmarine]] hergestellt. Kurz vor Ende des Krieges wurde Glashütte von der [[Luftstreitkräfte der Sowjetunion|sowjetischen Luftwaffe]] bombardiert, dabei wurden auch große Teile der Firma Mühle zerstört.


== Geschichte: 1869-2011 ==
1945 wurde der Familienbetrieb enteignet, da es sich um einen [[Rüstungsbetrieb]] bzw. kriegswichtigen Betrieb gehandelt hatte. Die erneute Gründung wurde 1946 von Hans Mühle, dem Enkel des Gründers, vollzogen. Unter dem neuen Namen „Hans Mühle Glashütte“ erfolgte die Produktion von [[Messgerät]]en, Lauf- und [[Hemmwerk]]en. Als Hans Mühle starb, übernahm sein Sohn Hans Jürgen Mühle im Jahre 1969 die Firma. 1972 wurde das Unternehmen zwangsverstaatlicht und im Jahre 1980 von der Glashütte Uhrenbetrieb (GUB) übernommen. Hans Jürgen Mühle war nach der Wende 1990 erst Abteilungsleiter, später Geschäftsführer der GUB.


Die „Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik“ wurde 1994 von Hans-Jürgen Mühle gegründet, dem Vater des heutigen Geschäftsführers Thilo Mühle. Insgesamt kann die Familie Mühle jedoch auf eine über 140 Jahre dauernde Geschichte in Glashütte zurückblicken. Denn die Wurzeln des Familienunternehmens reichen fünf Generationen zurück – bis ins Jahr 1869 zu Robert Mühle.
1994 kam das Unternehmen wieder in den Besitz der Gründerfamilie. Anfangs wurden nur Schiffsuhren und Schiffsuhrsysteme hergestellt, was sich noch im aktuellen Firmennamen widerspiegelt. Später kam die Produktion von [[Automatikuhr|mechanischen Armbanduhren mit automatischem Aufzug]] auf der Grundlage von verbesserten (veredelten) Schweizer [[Rohwerk|Werken]], überwiegend der Hersteller [[ETA SA|ETA]] und [[Valjoux]] hinzu. Diese bildet heute das Kerngeschäft von Mühle-Glashütte. Die Jahresproduktion liegt bei ca. 15.000 [[Armbanduhr]]en.


==== 1869-1921: Robert Mühle ====
=== Streit um die Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ ===
Nach dem Erscheinen der ersten Mühle-Uhrenkollektion warfen Kritiker aus den Reihen anderer Glashütter Uhrenmanufakturen der Fa. Mühle immer wieder vor, die Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ zu Unrecht zu verwenden, da die in den Mühle-Uhren verwendeten [[Uhrwerk]]e nicht in [[Glashütte (Sachsen)|Glashütte]] hergestellt, sondern zugekauft seien. Hans Jürgen Mühle hielt seinen Kritikern bei solchen Gelegenheiten entgegen, seine Firma sei der einzige Uhrenhersteller im Besitz einer Glashütter Familie; im Gegensatz zu den anderen traditionellen Herstellerfamilien sei seine Familie nach Kriegsende auch nicht in den Westen gegangen. Überdies wären Hersteller wie [[Union Glashütte]], [[Glashütter Uhrenbetrieb]] oder [[A. Lange & Söhne]] ohne das Geld und Know-how ihrer schweizerischen Mutterkonzerne gar nicht in der Lage gewesen, die Tradition Glashütter Uhrmacherkunst wiederauferstehen zu lassen.


Robert Mühle wurde 1841 in Lauenstein bei Glashütte geboren und absolvierte eine Ausbildung als Werkzeugmacher in der Uhrenmanufaktur Moritz Großmann. Wie damals in Glashütte üblich machte er sich nach seiner Lehre selbständig und gründete 1869 ein eigenes Unternehmen. Hier fertigte er Präzisionsmessgeräte für die Glashütter Uhrenindustrie und die Uhrmacherschule. Mit den Messinstrumenten von Mühle konnten Werkteile oder Zahnradstärken im metrischen System, also in Millimetern gemessen werden. Das war für die Glashütter Uhrenmanufakturen von großer Bedeutung, da sie zur Herstellung ihrer Uhrwerke das neue Maßsystem und nicht mehr das für die Schweizer Uhrmacherei typische Pariser Linienmaß nutzten. Mit seinen exakten Messgeräten begründete Robert Mühle eine Tradition, der sich die Familie Mühle bis heute verpflichtet fühlt: dem präzisen Messen.
Zwischen den Streitparteien wurde der Kompromiss geschlossen, dass die Bezeichnung „Made in Glashütte“ durch Nautische Instrumente Mühle nicht verwendet wird, da das Unternehmen Schweizer [[Rohwerk]]e anstelle in Glashütte gefertigter Uhrwerke verwendet. Zugelassen wurde lediglich die Aufbringung des Firmennamens „Nautische Instrumente Mühle-Glashütte/Sa.“ und die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“. Voraussetzung sei, dass mindestens 50 % der Wertschöpfung durch Veredelung des zugekauften Schweizer Uhrwerks in Glashütte erfolge.

==== 1921-1945: Rob. Mühle & Sohn ====

Unter der Führung von Paul, Alfred und Max Mühle, den Söhnen Robert Mühles, konnte das Unternehmen seinen Produktbereich erweitern. So wurden ab 1925 auch Autouhren, Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser bei „Rob. Mühle & Sohn“ gefertigt. Diese kamen nicht nur in Automobilen der Marken Horch, Maybach und DKW zum Einsatz, auch BMW-Motorräder wurden mit Mühle-Tachometern ausgestattet.

Erst der Zweite Weltkrieg verursachte einen tiefen Einschnitt in der Unternehmensgeschichte. Kurz vor dessen Ende wurde Glashütte von der sowjetischen Luftwaffe bombardiert, wobei auch große Teile der Firma Mühle zerstört wurden. Wie die meisten anderen Glashütter Unternehmen wurde der Familienbetrieb nach Kriegsende zudem noch demontiert und enteignet. Denn die Tachometer und Autouhren von „Rob. Mühle & Sohn“ kamen während des Krieges zum Beispiel in Panzern der Deutschen Wehrmacht zum Einsatz. Unter dem Namen „Messtechnik Glashütte“ wurden die verbleibenden Reste des Betriebs abschließend an die Zeiss-Werke Jena angegliedert.

==== 1945-1970: Hans Mühle ====

Während die Namen vieler anderer Unternehmen auf diese Weise verschwanden, blieb der Name „Mühle“ weiterhin mit Glashütte und dem präzisen Messen verbunden. Hans Mühle, Sohn von Paul Mühle, gründete noch im Dezember 1945 ein neues Unternehmen, das weiterhin Messgeräte sowie Zeigerwerke für Druck- und Temperaturmessgeräte herstellte.

==== 1970-2007: Hans-Jürgen Mühle ====

Nach dem Tod des Vaters übernahm Hans-Jürgen Mühle (*1941) die Leitung des Unternehmens. 1972 wurde der Familienbetrieb jedoch ein zweites Mal zwangsverstaatlicht. Dabei wurde er zunächst in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt und 1980 in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) eingegliedert. Hans-Jürgen Mühle war weiterhin im Betrieb tätig und wurde später Vertriebsleiter des VEB Glashütter Uhrenbetriebe. Die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglichte ihm schließlich, das Unternehmen seiner Vorfahren wiederzubeleben. Und so gründete er 1994 die „Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik“.

Zu Beginn fertigte Mühle professionelle Marinechronometer, Schiffsuhren und andere nautische Instrumente wie Baro- oder Hygrometer. Zwei Jahre später wurde die Produktion auf mechanische Armbanduhren erweitert, die schnell zum Hauptgeschäft des Unternehmens wurden. Mühle nutzte im eigenen Haus veredelte Schweizer Uhrwerke zur Produktion seiner Armbanduhren. Im Jahr 2005 kam es mit einem anderen Hersteller zu einem Rechtsstreit darüber, ob die Arbeiten an den Uhrwerken der sogenannten Glashütte-Regel (50 Prozent der Wertschöpfung müssen in Glashütte erzielt werden) genügten. Der Rechtsstreit eskalierte und Mühle musste im Oktober 2007 Insolvenz anmelden.

==== 2007-2011: Thilo Mühle ====

Thilo Mühle (*1968) ist im Jahr 2000 ins Familienunternehmen eingetreten. Im Oktober 2007 übernahm er die Geschäftsführung mit der schweren Aufgabe, das traditionsreiche Unternehmen aus der Insolvenz zu führen. Der mit dem eingesetzten Sachwalter ausgearbeitete Insolvenzplan überzeugte, sodass das Verfahren im März 2008 eingestellt wurde. Zudem konnte Mühle die Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ weiterhin im Unternehmensnamen und auf den Zifferblättern seiner Zeitmesser führen.

Unter der Führung Thilo Mühles hat der Uhrenhersteller seine Fertigungstiefe stetig ausgebaut. Neben der bereits 2003 entwickelten, patentierten Spechthalsregulierung, dem Mühle-Rotor und einer neu entwickelten Glashütter Dreiviertelplatine verfügt das Unternehmen heute über zwei Uhrwerke mit eigener Kaliberbezeichnung: das Chronographenwerk MU 9408 und das eben vorgestellte Handaufzugswerk MU 9411.


2005 kam es zu Meinungsverschiedenheiten über die Definition der "Wertschöpfung". Das Landgericht München stellte durch Urteil fest, dass Mühle der übernommenen Verpflichtung nicht ausreichend nachgekommen sei. In der Folge musste Mühle für die damit verwirkte Vertragsstrafe von 63 Millionen Euro eine bilanzielle Rückstellung bilden, was zur Überschuldung führte.


Im Zuge dieses Rechtsstreits mit dem Konkurrenten [[Nomos Glashütte]] um die Benutzung des Herkunftsnamens wurde Mühle zunächst zu einer Vertragsstrafe von 63 Millionen Euro verurteilt und musste Insolvenz anmelden. Zur Ermittlung der tatsächlichen Höhe der Wertschöpfung wurden zwei Gutachter bestellt<ref>[http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1573006 „Mühle-Glashütte zieht Antrag auf Insolvenz zurück“], [[Sächsische Zeitung]], 13. August 2007</ref>. Am 1. Oktober 2007 wurde das [[Insolvenzverfahren]] vor dem [[Amtsgericht Dresden]] eröffnet. Das Gericht ordnete allerdings die Durchführung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung an, d.h. die Abwicklung erfolgte unter Leitung der Geschäftsführung und die Produktion konnte weitergeführt werden<ref>[http://www.muehle-glashuette.de/index.php?cat=5&news_id=60 „Insolvenz in Eigenverwaltung angeordnet“], Pressemitteilung der Fa. Mühle v. 1. Oktober 2007</ref>. Am 28. Februar 2008 stimmten die knapp 50 Gläubiger vor dem Insolvenzgericht Dresden dem Insolvenzplan zu, den der vom Amtsgericht Dresden eingesetzte Sachwalter, Rechtsanwalt Helgi Heumann vorgelegt hatte. Damit wurde das laufende Verfahren Mitte März aufgehoben. Die Firma darf nach der jüngsten gerichtlichen Entscheidung auch künftig den Ort Glashütte im Namen tragen. Hintergrund ist eine zwischenzeitliche Einigung mit Nomos, nachdem alle von Mühle vertriebenen Uhren inzwischen die Anforderungen an die Herkunftsbezeichnung "Glashütte" erfüllen<ref>[http://www.mdr.de/sachsen/5304417.html „Insolvenz bei Mühle abgewendet“], Meldung auf MDR Regional Sachsen v. 29. Februar 2008</ref>.


== Uhrenmodelle ==
== Uhrenmodelle ==

Die Fa. Mühle bietet im Gegensatz zu Herstellern wie Glashütte Original oder A. Lange & Söhne keine Luxusuhren an, sondern konzentriert sich auf das mittelpreisige Marktsegment mit qualitativ hochwertigen Stahluhren von überwiegend schlichtem, zurückhaltendem Design. Die meisten Modelle sind wahlweise mit [[Stahl]]- oder [[Leder]]bändern, die [[Taucheruhr]]en auch mit [[Kautschuk]]bändern erhältlich.
Die Fa. Mühle bietet im Gegensatz zu Herstellern wie Glashütte Original oder A. Lange & Söhne keine Luxusuhren an, sondern konzentriert sich auf das mittelpreisige Marktsegment mit qualitativ hochwertigen Stahluhren von überwiegend schlichtem, zurückhaltendem Design. Die meisten Modelle sind wahlweise mit [[Stahl]]- oder [[Leder]]bändern, die [[Taucheruhr]]en auch mit [[Kautschuk]]bändern erhältlich.


Die Zeitmesser von Mühle-Glashütte sind in vier Produktlinien unterteilt. Gegenwärtig (Stand 01/2011) sind Modelle in folgenden Linien verfügbar:
Die Zeitmesser von Mühle-Glashütte sind in vier Produktlinien unterteilt. Gegenwärtig (Stand 05/2011) sind Modelle in folgenden Linien verfügbar:


*Nautische Armbanduhren: Marinus, Marinus GMT, Rasmus, S.A.R. Rescue-Timer - die offizielle Dienstuhr der Vorleute (= Kapitäne) der [[Seenotkreuzer]] der [[Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger|Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)]], S.A.R. Flieger-Chronograph.
*Nautische Armbanduhren: Marinus, Marinus GMT, Rasmus, S.A.R. Rescue-Timer - die offizielle Dienstuhr der Vorleute (= Kapitäne) der [[Seenotkreuzer]] der [[Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger|Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)]], S.A.R. Flieger-Chronograph.
*Klassische Zeitmesser: Teutonia III Handaufzug (mit neuem Uhrwerk MU 9411), Teutonia II Chronograph, Teutonia II Kleine Sekunde, Teutonia II Chronometer, Teutonia II Quadrant Chronograph, Teutonia II Quadrant, Teutonia II Quadrant Medium, Teutonia II Medium, Antaria Chronograph, Antaria Kleine Sekunde, Antaria Datum, Antaria Medium, Germanika I bis IV
*Klassische Zeitmesser: Teutonia III Handaufzug (mit neuem Uhrwerk MU 9411), Teutonia II Chronograph, Teutonia II Kleine Sekunde, Teutonia II Chronometer, Teutonia II Quadrant Chronograph, Teutonia II Quadrant, Teutonia II Quadrant Medium, Teutonia II Medium, Antaria Chronograph, Antaria Kleine Sekunde, Antaria Datum, Antaria Medium, Germanika I bis IV
*Sportliche Instrumentenuhren: Terranaut I bis III, Terrasport I bis III, 29er Chronograph, 29er Big, 29er, City 99, Lady 99
*Sportliche Instrumentenuhren: Terranaut I bis III, Terrasport I bis III, 29er Chronograph, 29er Big, 29er, City 99, Lady 99
*Limitierte Sondereditionen: Teutonia SC, Teutonia SCEdition 2009, Robert Mühle 1869 - 2009
*Limitierte Sondereditionen: Teutonia SC, Teutonia SC Edition 2009, Robert Mühle 1869 - 2009


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 10. Mai 2011, 16:00 Uhr

Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1994
Sitz Glashütte (Sachsen)
Branche Uhrenmanufaktur
Website http://www.muehle-glashuette.de


Nautische Instrumente Mühle-Glashütte/Sa. ist ein deutscher Hersteller von nautischen Instrumenten, Schiffs- und Armbanduhren mit Sitz in Glashütte (Sachsen).


Geschichte: 1869-2011

Die „Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik“ wurde 1994 von Hans-Jürgen Mühle gegründet, dem Vater des heutigen Geschäftsführers Thilo Mühle. Insgesamt kann die Familie Mühle jedoch auf eine über 140 Jahre dauernde Geschichte in Glashütte zurückblicken. Denn die Wurzeln des Familienunternehmens reichen fünf Generationen zurück – bis ins Jahr 1869 zu Robert Mühle.

1869-1921: Robert Mühle

Robert Mühle wurde 1841 in Lauenstein bei Glashütte geboren und absolvierte eine Ausbildung als Werkzeugmacher in der Uhrenmanufaktur Moritz Großmann. Wie damals in Glashütte üblich machte er sich nach seiner Lehre selbständig und gründete 1869 ein eigenes Unternehmen. Hier fertigte er Präzisionsmessgeräte für die Glashütter Uhrenindustrie und die Uhrmacherschule. Mit den Messinstrumenten von Mühle konnten Werkteile oder Zahnradstärken im metrischen System, also in Millimetern gemessen werden. Das war für die Glashütter Uhrenmanufakturen von großer Bedeutung, da sie zur Herstellung ihrer Uhrwerke das neue Maßsystem und nicht mehr das für die Schweizer Uhrmacherei typische Pariser Linienmaß nutzten. Mit seinen exakten Messgeräten begründete Robert Mühle eine Tradition, der sich die Familie Mühle bis heute verpflichtet fühlt: dem präzisen Messen.

1921-1945: Rob. Mühle & Sohn

Unter der Führung von Paul, Alfred und Max Mühle, den Söhnen Robert Mühles, konnte das Unternehmen seinen Produktbereich erweitern. So wurden ab 1925 auch Autouhren, Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser bei „Rob. Mühle & Sohn“ gefertigt. Diese kamen nicht nur in Automobilen der Marken Horch, Maybach und DKW zum Einsatz, auch BMW-Motorräder wurden mit Mühle-Tachometern ausgestattet.

Erst der Zweite Weltkrieg verursachte einen tiefen Einschnitt in der Unternehmensgeschichte. Kurz vor dessen Ende wurde Glashütte von der sowjetischen Luftwaffe bombardiert, wobei auch große Teile der Firma Mühle zerstört wurden. Wie die meisten anderen Glashütter Unternehmen wurde der Familienbetrieb nach Kriegsende zudem noch demontiert und enteignet. Denn die Tachometer und Autouhren von „Rob. Mühle & Sohn“ kamen während des Krieges zum Beispiel in Panzern der Deutschen Wehrmacht zum Einsatz. Unter dem Namen „Messtechnik Glashütte“ wurden die verbleibenden Reste des Betriebs abschließend an die Zeiss-Werke Jena angegliedert.

1945-1970: Hans Mühle

Während die Namen vieler anderer Unternehmen auf diese Weise verschwanden, blieb der Name „Mühle“ weiterhin mit Glashütte und dem präzisen Messen verbunden. Hans Mühle, Sohn von Paul Mühle, gründete noch im Dezember 1945 ein neues Unternehmen, das weiterhin Messgeräte sowie Zeigerwerke für Druck- und Temperaturmessgeräte herstellte.

1970-2007: Hans-Jürgen Mühle

Nach dem Tod des Vaters übernahm Hans-Jürgen Mühle (*1941) die Leitung des Unternehmens. 1972 wurde der Familienbetrieb jedoch ein zweites Mal zwangsverstaatlicht. Dabei wurde er zunächst in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt und 1980 in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) eingegliedert. Hans-Jürgen Mühle war weiterhin im Betrieb tätig und wurde später Vertriebsleiter des VEB Glashütter Uhrenbetriebe. Die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglichte ihm schließlich, das Unternehmen seiner Vorfahren wiederzubeleben. Und so gründete er 1994 die „Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik“.

Zu Beginn fertigte Mühle professionelle Marinechronometer, Schiffsuhren und andere nautische Instrumente wie Baro- oder Hygrometer. Zwei Jahre später wurde die Produktion auf mechanische Armbanduhren erweitert, die schnell zum Hauptgeschäft des Unternehmens wurden. Mühle nutzte im eigenen Haus veredelte Schweizer Uhrwerke zur Produktion seiner Armbanduhren. Im Jahr 2005 kam es mit einem anderen Hersteller zu einem Rechtsstreit darüber, ob die Arbeiten an den Uhrwerken der sogenannten Glashütte-Regel (50 Prozent der Wertschöpfung müssen in Glashütte erzielt werden) genügten. Der Rechtsstreit eskalierte und Mühle musste im Oktober 2007 Insolvenz anmelden.

2007-2011: Thilo Mühle

Thilo Mühle (*1968) ist im Jahr 2000 ins Familienunternehmen eingetreten. Im Oktober 2007 übernahm er die Geschäftsführung mit der schweren Aufgabe, das traditionsreiche Unternehmen aus der Insolvenz zu führen. Der mit dem eingesetzten Sachwalter ausgearbeitete Insolvenzplan überzeugte, sodass das Verfahren im März 2008 eingestellt wurde. Zudem konnte Mühle die Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ weiterhin im Unternehmensnamen und auf den Zifferblättern seiner Zeitmesser führen.

Unter der Führung Thilo Mühles hat der Uhrenhersteller seine Fertigungstiefe stetig ausgebaut. Neben der bereits 2003 entwickelten, patentierten Spechthalsregulierung, dem Mühle-Rotor und einer neu entwickelten Glashütter Dreiviertelplatine verfügt das Unternehmen heute über zwei Uhrwerke mit eigener Kaliberbezeichnung: das Chronographenwerk MU 9408 und das eben vorgestellte Handaufzugswerk MU 9411.


Uhrenmodelle

Die Fa. Mühle bietet im Gegensatz zu Herstellern wie Glashütte Original oder A. Lange & Söhne keine Luxusuhren an, sondern konzentriert sich auf das mittelpreisige Marktsegment mit qualitativ hochwertigen Stahluhren von überwiegend schlichtem, zurückhaltendem Design. Die meisten Modelle sind wahlweise mit Stahl- oder Lederbändern, die Taucheruhren auch mit Kautschukbändern erhältlich.

Die Zeitmesser von Mühle-Glashütte sind in vier Produktlinien unterteilt. Gegenwärtig (Stand 05/2011) sind Modelle in folgenden Linien verfügbar:

  • Nautische Armbanduhren: Marinus, Marinus GMT, Rasmus, S.A.R. Rescue-Timer - die offizielle Dienstuhr der Vorleute (= Kapitäne) der Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), S.A.R. Flieger-Chronograph.
  • Klassische Zeitmesser: Teutonia III Handaufzug (mit neuem Uhrwerk MU 9411), Teutonia II Chronograph, Teutonia II Kleine Sekunde, Teutonia II Chronometer, Teutonia II Quadrant Chronograph, Teutonia II Quadrant, Teutonia II Quadrant Medium, Teutonia II Medium, Antaria Chronograph, Antaria Kleine Sekunde, Antaria Datum, Antaria Medium, Germanika I bis IV
  • Sportliche Instrumentenuhren: Terranaut I bis III, Terrasport I bis III, 29er Chronograph, 29er Big, 29er, City 99, Lady 99
  • Limitierte Sondereditionen: Teutonia SC, Teutonia SC Edition 2009, Robert Mühle 1869 - 2009

Literatur

  • Hans Heinrich Schmid: Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850-1980. Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V., Villingen-Schwenningen 2005, ISBN 978-3927987913. S. 491.

Einzelnachweise