Neuerkerode

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Neuerkerode
Gemeinde Sickte
Koordinaten: 52° 13′ N, 10° 39′ OKoordinaten: 52° 12′ 46″ N, 10° 39′ 30″ O
Einwohner: 647 (Dez. 2022)[1]
Postleitzahl: 38173
Vorwahl: 05305
Neuerkerode (Niedersachsen)
Neuerkerode (Niedersachsen)

Lage von Neuerkerode in Niedersachsen

Blick auf die Kirche
Blick auf die Kirche

Neuerkerode ist eine Ortschaft in der Gemeinde Sickte im Landkreis Wolfenbüttel in Niedersachsen, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Hier entstand auf 2,49 km² ein ganzes Dorf für Menschen mit geistigen Behinderungen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neuerkerode liegt gut einen Kilometer östlich von Sickte an der Landesstraße L625 Richtung Schöppenstedt. Nach Süden zweigt eine Straße nach Volzum ab, die westlich des Lithbergs verläuft. Durch die Siedlung fließt nördlich der Hauptstraße und ungefähr parallel zu ihr die Wabe, an der noch im 19. Jahrhundert im Ortsbereich drei Wassermühlen betrieben wurden. Weitere Nachbarorte sind das nordöstlich gelegene Veltheim (Ohe) und das ostsüdöstliche Lucklum.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenkstein

Die Einrichtung geht auf die „Idioten-Anstalt zu Erkerode“ zurück, die 1868 der Pfarrer Gustav Stutzer, der Arzt Oswald Berkhan und die Braunschweiger Bürgerin Luise Löbbecke gründeten, um kranken und behinderten Menschen eine Heimat zu bieten. Wenig später, am 13. September 1868, wurde am heutigen Standort, vier Kilometer vom Gründungsort Erkerode entfernt, die Idioten-Anstalt zu Erkerode gegründet, die sich später zu den Neu-Erkeröder Anstalten, danach zur Evangelischen Stiftung Neuerkerode weiterentwickelte.

In der Zeit des Nationalsozialismus stand auch die Anstalt im Fokus des Euthanasieprogramms. So wurden bereits 1933 mehr als 130 Männer und Frauen zwangssterilisiert. Die Anstaltsleiter Ludwig Beyer und sein Nachfolger Artur Fehr versuchten mit verschiedenen Maßnahmen, die Zwangssterilisationen und Deportationen aufzuhalten oder aufzuschieben, jedoch wurden 1942 der linientreue Anstaltsleiter August Ahlborn eingesetzt und sein Vorgänger Artur Fehr zum Kriegsdienst eingezogen. In Ahlborns Amtszeit bis zum Kriegsende wurden 176 Personen zwangsverlegt, die meisten mit dem Ziel der Ermordung.[2]

Heutige Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutige Evangelische Stiftung Neuerkerode unterhält neben den Wohngruppen mit 840 Bewohnern (Anfang 2007) eine Fachschule für Heilerziehungspflege. Mit 920 Mitarbeitenden ist die Stiftung der größte Arbeitgeber im Landkreis Wolfenbüttel. Die privatrechtliche Stiftung ist Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Comiczeichner Mikael Ross verfasste 2018 die preisgekrönte Graphic Novel Der Umfall, die in Neuerkerode spielt.[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sickte. Abgerufen am 21. Januar 2023.
  2. Neuerkerode in der Zeit des Nationalsozialismus (Dokumentensammlung PDF). Abgerufen am 26. Januar 2016.
  3. Interview mit Mikael Ross über sein Buch „Der Umfall“. jetzt.de, abgerufen am 24. September 2018