Neugrabenflöße

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Neugrabenflöße
Flájský plavební kanál
Die Neugrabenflöße auf böhmischer Seite oberhalb von Georgendorf (Český Jiřetín) mit neuer Wasserführung

Die Neugrabenflöße auf böhmischer Seite oberhalb von Georgendorf (Český Jiřetín) mit neuer Wasserführung

Daten
Lage Deutschland, Tschechische Republik
Flusssystem Freiberger Mulde
Abfluss über Flöha → Freiberger Mulde
Ursprung bei Fleyh (Fláje)
50° 41′ 28″ N, 13° 34′ 56″ O
Mündung bei Clausnitz in die RachelKoordinaten: 50° 44′ 11″ N, 13° 29′ 43″ O
50° 44′ 11″ N, 13° 29′ 43″ O

Länge 18 km

Die Neugrabenflöße, auch Floßgraben (tschechisch Flájský plavební kanál bzw. Nový plavební kanál), war ein etwa 18 km langer Floßgraben aus dem 17. Jahrhundert im Erzgebirge. Sie diente zum Flößen von Holz für den Bergbau und das Hüttenwesen. Von der Flöha bei Fleyh (Fláje) führte sie bis zur Freiberger Mulde bei Clausnitz.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte des ehemaligen Floßgrabens

Von Fleyh beginnend führte der Graben etwa 3,5 km in nordwestliche Richtung bis zum östlichen Ortsende Böhmisch Georgenthals (Český Jiřetín). Hier änderte er seine Richtung um fast 180° und führte etwa 3 km nach Osten ins Rauschenbachtal. Nach Überquerung des Rauschenbaches und der tschechisch-deutschen-Grenze führte er wieder nach Westen. Nördlich von Cämmerswalde wird die Wasserscheide zwischen Flöha und Freiberger Mulde überquert. Von da an führt der Graben in nördliche Richtung durch Clausnitz und mündet schließlich nach etwa 18 km am südöstlichen Ende von Clausnitz in die Rachel.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neugrabenflöße im Abschnitt zwischen Deutschgeorgenthal und Cämmerswalde

Der Graben wurde in den Jahren 1624–1629 auf Veranlassung der Herren von Lobkowicz in Böhmen und von Schönberg in Sachsen erbaut. Auftraggeber war der sächsische Kurfürst Johann Georg I. Bereits 1569 erfolgten durch den kursächsischen Oberbergmeister Martin Planer erste Planungen für einen Floßgraben vom Quellgebiet der Flöha zur Freiberger Mulde, welcher die Wasserscheide zwischen beiden Flusseinzugsgebieten überwinden musste. Doch erst im 17. Jahrhundert entstand die Neugrabenflöße nach neuen Plänen des Oberhüttenverwalters Friedrich Lingke. Sitz des Floßamtes war Georgenthal, zudem befand sich am Betteleck ein Floßhaus.

Der Floßgraben diente fast 250 Jahre lang der Beförderung von Rohholz vom damaligen Fleyh in das Freiberger Bergbaurevier. Mit der Errichtung der Eisenbahnverbindung von Freiberg nach Brüx (Most) wurde die Flößerei auf dem Graben eingestellt.

Einstellung des Bergbaus und Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Einstellung des Bergbaus versorgte der Graben noch bis in die 1940er-Jahre die Georgendorfer Papierfabrik mit Aufschlagwasser. Der Besitzer der Papierfabrik ließ als Touristenattraktion Ende der 1870er Jahre einen ca. 70 m hohen Wasserfall anlegen. Nach Schließung der Fabrik geriet auch der Kanal in Vergessenheit. Heute sind große Teile des Grabens verfüllt bzw. eingeebnet. Seit dem Jahre 2013 existiert ein grenzüberschreitender Lehrpfad entlang des Grabens, der abschnittsweise auch wieder Wasser führt und den Wasserfall speist.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Felsdurchbruch des Floßgrabens mit neuer Wasserführung

Kurz hinter Fláje ist der Graben in steiler Hanglage angelegt und mitunter in Fels gehauen. Auch überquert der Graben mehrere Wasserläufe auf der Strecke bis Clausnitz, so nach etwa 6,5 km den Rauschenbach und die hier verlaufende tschechisch-deutsche Grenze.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zdeněk Bárta: Plavební kanál Fláje-Clausnitz v Krušných horách / Der Floßgraben Fláje - Clausnitz im Erzgebirge. Verlag Krušnohorská iniciativa / Erzgebirgsinitiative, Mariánské Radčice 1999, (Texte in dt. und tsch.).
  • Vít Joza (übersetzt von Norbert Krutský): Plavební kanál Fláje-Clausnitz v Krušných horách. Stručný průvodce historií a současností významné technické památky (Der Floßgraben Fleyh-Clausnitz im Erzgebirge). Verlag Krušnohorská iniciativa / Erzgebirgsinitiative, Mariánské Radčice 2002, ISBN 80-238-8518-9 (Texte in dt. und tsch.).
  • G. Müller: Zur Forst- und Wirtschafts-Geschichte des Forstbezirkes Marienberg im Erzgebirge. Tharandter Forstliche Jahrbücher, Bd. 86; 1935.
  • J. Siegel: Veränderung des Waldbildes im östlichen Erzgebirge im Wandel der geschichtlichen Jahrhunderte., Tharandter Forstliche Jahrbücher Bd. 78; 1927.
  • H. Wilsdorf, W. Herrmann, W., K. Löffler: Bergbau - Wald - Flöße., Freiberger Forschungshefte, Berlin 1960.
  • J. Winkler: Die Neugrabenflöße zwischen Flöha und der Freiberger Mulde., Mitteilungen des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz, Bd. 24, Hft. 1/4; 1935.
  • Von Flöß- und andern Wassergraben. In: Historischer Schauplatz derer natürlichen Merkwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober-Ertzgebirge. Leipzig 1699, S. 196 (Digitalisat).
  • Neugrabenflöße von Fláje nach Clausnitz in die Freiberger Mulde - das Begleitheft zum Lehrpfad Neugrabenflöße, Lesy České republiky, 2014; ISBN 978-80-86945-98-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Neugrabenflöße (Flöha-Mulde) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien