Nordischer Schiffsbohrwurm

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Nordischer Schiffsbohrwurm

Nototeredo norvagica (nach Hanley in Forbes & Hanley, 1853: Taf. 11, Fig. 1–4[1])

Systematik
Ordnung: Myida
Überfamilie: Pholadoidea
Familie: Schiffsbohrmuscheln (Teredinidae)
Unterfamilie: Bankiinae
Gattung: Nototeredo
Art: Nordischer Schiffsbohrwurm
Wissenschaftlicher Name
Nototeredo norvagica
(Spengler, 1792)

Der Nordische Schiffsbohrwurm (Nototeredo norvagica), auch Norwegischer Bohrwurm ist eine Muschel-Art aus der Familie der Schiffsbohrmuscheln (Teredinidae). Er siedelt meist in etwas tieferem Wasser. Größere Schäden durch seine Bohrtätigkeit sind nicht bekannt.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das gleichklappige Gehäuse wird bis 20 mm lang.[2] Es ist etwas höher (1,3 cm) als lang. Es sitzt auf dem vordersten Teil des langen, wurmförmigen Körpers, der ausgestreckt bis 80 cm lang werden kann (Tryon) (bis 1 m[3]), meist jedoch deutlich kleiner ist (etwa 30 bis 40 cm). Das Gehäuse ist im Umriss in drei Bereiche gegliedert: in einen kleinen dreieckigen vorderen Teil, einen großen, hoch-schiefeiförmigen und geblähten mittleren Teil und einen wieder etwas kleineren, halbrunden hinteren Teil (Auriculum). Der dreieckige vordere Teil setzt oben am mittleren Teil an, abgesetzt durch einen Knick. Der vordere Teil ist mit ca. 60, quer zur Längsachse und randparallel verlaufenden, dicht stehenden Rippen versehen, die mit stachel- oder dornartigen Fortsätzen besetzt sind. In dorsalen Bereich des vorderen Gehäuseteils sitzt der Wirbel. Der mittlere Teil ist doppelt so hoch wie lang und ist meist nur schwach mit randparallelen Anwachsstreifen ornamentiert, ebenso der hintere Gehäuseteil. Von den Wirbeln verläuft eine schmale Längsgrube fast senkrecht zur Gehäuselängsachse über den mittleren Gehäuseteil zum Ventralrand. Der hintere, halbrunde, am oberen Rand etwas abgeflachte Gehäuseteil setzt seitlich am Mittelteil an. Das Ligament sitzt intern auf einem Resilifer. Schlosszähne fehlen. Die aragonitische Schale ist dünn und zerbrechlich.

Paletten von drei Schiffsbohrmuscheln: A. Lyrodus pedicellatus; B. Teredo navalis C. Nototeredo norvagica. Deutlich sichtbar in diesem Durchlichtbild sind die nicht verkalkten, oder schwach verkalkten vorderen Randbereiche.

Das Blatt der Paletten ist paddel-artig mit geraden bis nur leicht gewölbtem oberen Ende. Es ist innen konkav, außen konvex gewölbt. Am oberen Ende befindet sich eine daumennagel-artige Vertiefung auf der Außenseite des Blattes. Das Blatt ist aus dicht gepackten, jeweils randparallelen, verkalkten Segmenten, die durch dünne Lagen von Periostracum voneinander getrennt sind. Die gesamte Oberfläche ist von einem hellbraunen Periostracum überzogen. In älteren Exemplaren ist das Periostracum häufig schon abgerieben. Der Stiel ist vergleichsweise kurz. Er ist eiförmig im Querschnitt und hat eine raue Oberfläche. Die Farbe variiert von kreideweiß bis pinkbraun.[4]

Die Siphonen sind (im Vergleich mit anderen Schiffsbohrmuscheln) kurz und getrennt; sie sind ungefähr gleich lang. Die mit Kalziumkarbonat ausgekleideten Bohrlöcher bzw. Wohnröhren sind hinten mit bis zu zwölf Septen unterteilt, die jedoch jeweils mittig eine große, eiförmige Öffnung haben.

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile der europäischen Atlantikküste von Norwegen bis ins Mittelmeer und Schwarze Meer. Er kommt auch auf Island, den Azoren[5] und den Kanarischen Inseln vor. Wahrscheinlich kommt sie auch an der nordamerikanischen Ostküste ursprünglich vor.[6] Eine Verschleppung ist jedoch nicht ganz auszuschließen. 2014 wurde die Art auch an der indischen Küste des Golfes von Bengalen nachgewiesen.[7]

Der Nordische Schiffsbohrwurm scheint etwas größere Tiefen zu bevorzugen (verglichen etwa mit dem Schiffsbohrwurm). Er ist daher kaum eine Gefahr für hölzerne Bauwerke im flachen Wasser. Dafür sind archäologische Objekte wie z. B. gesunkene Holzschiffe gefährdet. Der Nordische Schiffsbohrwurm ist salinitätstolerant (17 bis 39 PSU[8]) und erträgt auch große Temperaturschwankungen (2–30 °C[8]). Die Art brütet die Larven im Oktober und Frühwinter aus.

Fossilbericht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fossilien, die sich nicht von den Paletten von Nototeredo norvagica unterscheiden, wurden schon in obereozänen Schichten in Österreich gefunden.[9]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde von Lorenz Spengler 1792 unter dem ursprünglichen Binomen Teredo norvagica begründet.[10] Die Art ist allgemein anerkannt und wird zur Gattung Nototeredo Bartsch, 1923 gestellt.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ruth D. Turner: A survey and illustrated catalogue of the Teredinidae (Mollusca: Bivalvia). 265 S., Museum of Comparative Zoology, Harvard University, Cambridge, 1966 Online bei www.biodiversitylibrary.org
  • George Tryon: A Monograph of the Order Pholadacea. Contributions to Conchology, 2: Philadelphia 1862 Online bei Google Books (S. 114)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Edward Forbes, Sylvanus Charles Hanley: A history of British Mollusca and their shells. 3 Bände, London, Van Voorst, 1848-1853. Vol. 1: i-lxxx [1853], 1-486 [1848], pl. A-W, AA-ZZ, AAA-ZZZ [dates uncertain]; Vol. 2: 1-480 [1 dec. 1849], 481-557 [1850]; Vol. 3: 1-320 [1850], 321-616 [1851]; Vol. 4: 1-300 [1852], pl. 1-114F (Publikationsdaten ungewiss). Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 66), Taf. 1
  2. Marine Species Identification Portal: Nototeredo norvagica (Spengler, 1792)
  3. Rainer Willmann: Muscheln der Nord- und Ostsee. 310 S., Neumann-Neudamm, Melsungen 1989, ISBN 3-7888-0555-2 (S. 198)
  4. Luísa M. S. Borges: The internal structure of the pallets of Nototeredo norvagica and Psiloteredo megotara (Bivalvia: Teredinidae): implications for subfamilial allocations. Zoomorphology, 135(1): 33-41, 2016 doi:10.1007/s00435-015-0277-4
  5. Luísa M.S. Borges & Filipe O. Costa: New records of marine wood borers (Bivalvia: Teredinidae and Isopoda: Limnoriidae) from São Miguel, Azores, with a discussion of some aspects of their biogeography. Açoreana, Suplemento 10: 109-116, 2014 PDF (ResearchGate)
  6. Hugh J. Porter: The North Carolina Marine and Estuarine Mollusca: An Atlas of Occurrence. 351 S., University of North Carolina, Institute of Marine Sciences, 1974
  7. M. V. Rao, A. V. Pachu, M. Balaji: Interesting shipworm (Mollusca: Bivalvia: Teredinidae) records from India. Check List 10(3): 609–614, 2014 PDF
  8. a b Luísa M. S. Borges, Lucas M. Merckelbach, Íris Sampaio, Simon M. Cragg: Diversity, environmental requirements, and biogeography of bivalve wood-borers (Teredinidae) in European coastal waters. Frontiers in Zoology, 11,13, 13 S., 2014
  9. Alfons Friedrich Tauber: Die fossilen Terediniden der Burgenländischen und Niederösterreichischen Tertiaerablagerungen. In: Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland. Heft 3, Eisenstadt 1954, S. 1–59, zobodat.at [PDF]
  10. Lorenz Spengler: Betragtninger og Anmærkninger ved den Linneiske Slægt Pholas blant de mangeskallede Muskeler, med dens hidindtil bekiendte gamle og nye Arter, samt den dermed i Forbindelse staaende Slægt Teredo Linn. Skrivter af Naturhistorie-Selskabet, 2 (1): 72-106, Kiøbenhavn/Kopenhagen 1792 Göttinger Digitalisierungszentrum (S. 102).
  11. MolluscaBase: Nototeredo norvagica (Spengler, 1792)