Okiya

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Okiya

Eine Okiya (jap. おきや oder 置屋) bezeichnet das Wohnhaus einer Gemeinschaft von Geishas bzw. Geikos. Das Wort okiya wird auch synonym zur darin lebenden Geisha-“Familie” verwendet.

In einer Okiya leben die „Mutter“ der Okiya (o-kāsan(お)母さん), Geishas, Maikos (in der Ausbildung befindliche Geishas) und Dienstpersonal zusammen. Männern ist der Zutritt zur Okiya in der Regel verwehrt. Ausnahmen von dieser Regel gibt es dennoch: Kimono-Ankleidern (otokushi), Mitgliedern des Kemban-sho (Gewerkschafts- bzw. Registrierungsamt eines Hanamachi), Kalligrafie- und Musik-Lehrern, Perückenmachern sowie Friseuren und Kimono-Schneidern ist das Betreten einer Okiya erlaubt.

Okiyas befinden sich in Hanamachis, traditionellen Geisha-Vierteln in vielen japanischen Städten wie Kyoto, Tokio oder Osaka.

Die Okasan nimmt für die Geishas und Maikos, die sie betreut, eine Art Mutterrolle ein, auch wenn sie nicht mit ihnen verwandt ist.

Bauart

Garten in einer Okiya

Okiyas sind immer im Stil eines traditionellen japanischen Holzhauses gebaut und haben eine ganz besondere Bauweise. In Hanamachis sind Okiyas generell platztechnisch etwas eingeengt und erscheinen deshalb von außen oft wie dicht aneinander gedrängt. Allerdings ermöglicht die besondere (oft ringförmige) Bauweise die effektive Ausnutzung des wenigen Platzes (ein für japanische Großstädte typisches Phänomen) und die Anlage eines kleinen Gartens inmitten dieses Rings. Natürlich gibt es auch andere Bauweisen, die hier genannte ist dabei jedoch die am häufigsten vorkommende.

Okiyas verfügen wie jedes andere traditionell japanische Haus über Fusuma (traditionelle japanische Schiebewände), die zum Beispiel als Raumteiler verwendet werden können. Außerdem finden sich in einer Okiya Byobu (faltbare Wandschirme) und Shoji die ebenfalls als Raumteiler oder als Wand- und Fensterverkleidung eingesetzt werden.

In Okiyas gibt es eine Küche, Wohnräume, Schlafräume, einen Salon, Badezimmer (oder ein externes Badehaus), ein Esszimmer, Ankleidezimmer, Räume zur Aufbewahrung der wertvollen Kimonos und ein oder mehrere Gästezimmer. Außerdem gibt es in einer Okiya oft ein Kotatsu (ein beheizter Tisch als Alternative zur meist fehlenden Zentralheizung). Im Salon oder im Esszimmer findet sich meist eine Tokonoma-Nische.

Tokonoma mit Ikebana und einem hängenden Bildbogen

Der Eingang einer Okiya unterscheidet sich meist erheblich von dem eines modernen japanischen Hauses. Es gibt einen kleinen Flur mit Steinboden (Genkan), in dem kleine Bänke für Besucher, Schuhregale und Schränke stehen. Dann folgt meist eine kleine Stufe, vor der Besucher ihre Schuhe ausziehen, und in bereitgestellte Hauspantoffeln schlüpfen können. Erst dann folgt der eigentliche Wohnbereich mit Holzfußboden und die einzelnen Zimmer die mit Tatami ausgelegt sind und nur in Socken oder Barfuß betreten werden dürfen.

Trotz der traditionellen Bauweise sind Okiyas alles andere als rückständig. Die meisten verfügen über einen Internet-Anschluss und moderne Kücheneinrichtung.

Okiyas haben zwei Stockwerke wobei sich in der unteren Etage der Wohn- und in der oberen Etage der Schlafbereich befindet. Außerdem besitzen Okiyas oft Dachterassen, die aber weniger zum Sitzen als vielmehr zum Lagern von Gegenständen oder Aufhängen von Wäsche geeignet sind.

Kulturelle Bedeutung

Eine von Okiyas gesäumte Gasse

Die Okiya bietet der Geisha eine Wohn- Lern- und Arbeitsstätte, in der sie sich während ihrer Ausbildung aufhalten muss und nach dem Ende ihrer Ausbildung aufhalten kann. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Hanamachis aufzublühen begannen und der Beruf der Geisha populärer wurde und nicht länger einer exklusiven Klientel vorbehalten war, bestand eine Okiya-Gemeinschaft meist aus miteinander verwandten Frauen (Müttern, Schwestern, Cousinen und Töchtern), die durch Frauen, die von außerhalb der Familie kamen, ergänzt wurden. Gelegentlich heirateten diese in die Familie ein und wurden dann Teil der Hausgemeinschaft, oder aber sie wurden von einer der Besitzerinnen adoptiert.

Heute sind verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern einer Okiya selten, weil es (schon allein wegen der sinkenden Geburtenrate in Japan) kaum noch Geisha-Nachwuchs gibt. Da sich nur wenige junge Frauen die äußerst beschwerliche Ausbildung zur Geisha zumuten wollen, sinkt die Zahl der Okiyas kontinuierlich. Die meisten Okiyas gibt es in Kioto, der Hauptstadt der traditionellen Künste Japans.

Gesellschaftliche Struktur in der Okiya

Der gesellschaftlichen Struktur innerhalb einer Okiya wird sehr viel Bedeutung beigemessen. An der Spitze der Hierarchie steht die Okāsan, dann folgen die dienstältesten Geishas und dann die Maikos. Jeder Maiko wird zu Beginn ihrer Ausbildung eine ältere und erfahrenere Maiko oder Geisha zur Seite gestellt, die die Rolle der Ausbilderin übernimmt. So steht die Maiko zu Beginn ihrer Ausbildung an unterster Stelle der Hierarchie und muss allen über ihr stehenden Mitgliedern Ehrerbietung zollen.

Okiyas in den Hanamachi

Eine genaue Einhaltung der Regeln zum Umgang unter den Mitgliedern einer Okiya ist extrem wichtig. Auch die verschiedenen Okiyas pflegen die Beziehungen untereinander und zu den verschiedenen Teehäusern sehr sorgfältig und sorgen damit für die Anerkennung und die standesgemäße Einführung der Maikos (die das letzte Glied in der Kette der Hanamachis ausmachen) in die Gesellschaft.

Die Okiya übernimmt für die Ausbildung der Geisha alle Kosten (Schulgeld, Kleidungsgeld, Abgaben an das Kemban-sho etc.), die ihr aber im Laufe der Zeit nach der Ausbildung zurückgezahlt werden müssen. Deshalb ist es unerlässlich, dass die Geisha nach der Ausbildung noch einige Jahre in der Okiya-Gemeinschaft lebt und ihre Schulden bei der Besitzerin der Okiya abbezahlt, bevor sie sich auf eigene Füße begeben kann.

Literatur

Sachbücher

Romane

Dokumentationen

  • Geisha Geheimnisvolles Leben 2006, BBC Documentation
  • Geisha Girl, 2008, BBC Documentation