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One Click Charity Donation

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Als One Click Charity Donation (Wohltätigkeits-Spendenklick) bezeichnet man das von Sponsoren ermöglichte Angebot, durch einen kostenlosen Mausklick auf eine bestimmte Internetseite (englisch: Free Donation Site oder Click-to-Donate-Website) für einen wohltätigen Zweck zu spenden. Eine allgemein gebräuchliche deutschsprachige Bezeichnung für dieses vor allem in den USA beliebte Phänomen der Internetkultur existiert noch nicht.

Sponsoren zahlen vor allem aus zwei Gründen für jeden Besuch der betreffenden Spendenseite einen kleinen Geldbetrag:

  • Sie bauen darauf, dass wenigstens ein kleiner Teil der Seitenbesucher auf eines ihrer Werbebanner klickt;
  • sie unterstützen karitativ ein Anliegen in einem Ausmaß, das sich quantitativ nach dem Zuspruch der Seitenbesucher bemisst.

Die Nutzer solcher Seiten fasziniert die Möglichkeit, auch ohne Einsatz eigener finanzieller Mittel und ohne Mühe während ihrer Online-Zeit etwas Gutes zu tun. Hinweise auf die „Hungersite“, das bekannteste Angebot dieser Art, und ihre Verwandten werden gern in Usenet- oder Mail-Signaturen untergebracht. Sie werden nicht selten auch von sozial engagierten Internetnutzern als Startseite ihres Browsers gewählt, um täglich automatisch zu spenden. (Meistens wird nur eine Spende pro Tag gewertet.)

Kritiker verweisen dagegen darauf, dass eine eigene Spende wesentlich mehr bewirke und sei es auch nur eine kleine. Solche kostenlosen Seiten seien nur dazu da, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Eine 2002 veröffentlichte US-Magisterarbeit kam zu dem Schluss, dass nur das Motiv Altruismus die Bereitschaft der Nutzer erklären könne, täglich die Spendenseiten zu besuchen.

Der „Marktführer“: Thehungersite.com

Am bekanntesten ist die von dem Computerprogrammierer John Breen 1999 gegründete Website http://www.hungersite.com, die bereits im ersten Jahr einen sensationellen Erfolg hatte. Es handelt sich dabei – entgegen einem wiederholt geäußertem Verdacht – nicht um einen Hoax.

2000 gab die Hungersite ihren Not-for-profit-Status auf. Aufgrund ausbleibender Zahlungen entschloss sich die UNO-Welthungerhilfe (World Food Programme) die Zusammenarbeit zu beenden. Begründet wurde dies damit, dass von den 371.000 Dollar, die von Juli bis September 2000 von der Betreiberfirma GreaterGood.com eingesammelt wurden, nur 200.000 an das UN-Programm abgeführt wurden.

2001 ging GreaterGood.com – wie andere Internetfirmen – bankrott und die Seite für einige Wochen vom Netz. Die ungeheuer populäre Domäne Hungersite.com wurde von den sich als Umweltaktivisten bezeichnenden Tim Kunin und Greg Hesterberg aufgekauft. Seit dem Kauf der Seite geht die Ausschüttung für die Bannerwerbungs-Einkünfte an zwei angesehene US-Hilfsorganisationen, die sich dem Kampf gegen den Hunger verschrieben haben. Die weltweit agierende Organisation Mercy Corps erhält davon 70 Prozent, America's Second Harvest, die US-Bürger unterstützt, 30 Prozent. Zur Hungersite gehören auch weitere von den beiden Eigentümern nach dem gleichen Prinzip betriebene Seiten (z. B. die Breast Cancer Site), als Dachgesellschaft fungiert CharityUSA.com mit Sitz in Seattle. Es handelt sich bei ihr nicht um eine registrierte charity-Organisation, sondern um eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Bei der Hungersite handelt es sich nach eigenen Angaben mit 3,5 Millionen Besuchern im Monat um eine der meistbesuchten Internetseiten. Der Google-PageRank der Hungersite-Homepage liegt mit 8 (von möglichen 10) auf gleicher Höhe wie der der Spiegel-Online-Homepage oder der deutsprachigen Wikipedia-Startseite (Stand: Juni 2005).

Die Hungersite gehört keiner Nonprofit-Organisation, sondern einem kommerziellen Unternehmen. Es ist nicht bekannt, welcher Teil der aktuellen Gesamteinkünfte aus der Hungersite tatsächlich an die wohltätigen Organisationen abgeführt wird. Auf den jeweiligen FAQ-Seiten vermeidet es die Firma, genaue Angaben über die konkreten Summen zu machen, die gespendet werden. Man erfährt nicht, welchen Betrag die Gesellschaft für eine Mahlzeit (cup of food) oder, bei der Literacy Site, für ein Kinderbuch ansetzt.

Der Verdacht liegt nahe, dass ein einträgliches Geschäft mit der Hilfsbereitschaft der Nutzer gemacht wird. Kritiker bemängeln, dass die Geschäfte völlig intransparent seien. Die Firma habe auf keinerlei Nachfrage der Unterstützer (etwa der Förderer der Spendenseite Ecology Fund) reagiert. Gemäß den Gesetzen des Bundesstaats Washington (RCW 19.09), in dem der Firmensitz Washington liegt, muss sich ein gewerblicher fundraiser registrieren lassen. Da der Kontakt des amtlichen Registers mit der Firma ergebnislos blieb, wurde der Fall dem Generalstaatsanwalt zur Durchsetzung übergeben.

Offenbar höchst profitabel ist der Online-Shop GreaterGood.com, für den die Spendenseiten als Werbeplattform fungieren. Hier werden vor allem Dritte-Welt-Waren vermarktet. Die von Privatpersonen via Mail betriebene Werbung für die Spendenseiten ist so effizient, dass die Firma keinen eigenen Werbeaufwand hat. Nach eigenen Angaben handelt es sich um die größte Online-Shopping-Seite, die affiliate shopping commissions wohltätigen Zwecken zukommen lässt. Wer über die Shopping-Seite etwa einen Affen in Kolumbien für 23 Dollar adoptiert oder Nahrungsmittelhilfe der Tsunami-Geschädigten für 60 Dollar kauft, kann dies nicht steuerlich absetzen. Auch hier bleibt unklar, welchen Anteil die Hilfsorganisation erhält. Vergleicht man etwa den Preis für ein Pfund Kaffee der Oromia-Erzeuger-Kooperative in Äthiopien bei GreaterGood mit anderen Angeboten, so zeigt sich, dass das Angebot vergleichsweise teuer ist. Die Spende wird faktisch auf den Preis aufgeschlagen, wahrscheinlich damit der Profit der Firma nicht geschmälert wird.

Einem Interview mit CEO Tim Kunin im Februar 2004, dessen Auskünfte sehr vage gehalten sind, zufolge hat das Unternehmen The Hungersite 15 Prozent seiner Bruttoeinkünfte an Hilfsorganisationen abgeführt. Dies stimmt mit der Angabe auf der Hungersite überein, wonach 15 Prozent der Einkünfte aus GreaterGood.com gespendet werden.

Nach Angaben der Hungersite haben die Besucher 2004 mit 39 Millionen Klicks 45 Millionen Mahlzeiten für Hungernde gespendet. Setzt man 0,02 US-Dollar an (Stand 2000 nach worldlegacy.org), so ergibt dies einen Betrag von 900.000 Dollar. Wenn Mercy Corps 70 Prozent davon erhält und – nach den Zahlen von 2003 – Gesamteinnahmen von über 116 Mio. Dollar jährlich verbucht, so bedeutet das, dass die Hungersite nur ungefähr 0,5 Prozent zu den Einnahmen beisteuert. Dass diese Rechnung bei der Ansetzung der Mahlzeit fehlerhaft ist, zeigt der Jahresbericht 2004 von America's Second Harvest (ASH), wonach CharityUSA zwischen 50.000 und 99.000 Dollar gespendet hat, was bei dem dreißigprozentigen Anteil dieser Organisation auf ein Gesamtaufkommen zwischen 167.000 und 330.000 Dollar führt. Der Durchschnittswert 250.000 würde bedeuten, dass CharityUS 0,05 Prozent zu den Gesamteinnahmen von ASH beiträgt.

Kritiker fragen, wieso die Hungersite, wenn es ihr tatsächlich um die Hilfe für wohltätige Zwecke geht, nicht als Charity mit dem gleichen Geschäftsprinzip betrieben wird. Sie wäre dann steuerbefreit, könnte aber trotzdem dem Management die in den USA üblichen üppigen Gehälter zahlen und auch die Angestellten beschäftigen. Die Hungersite stellt sich somit als geniale Geschäftsidee dar, den Profit durch ständiges Herausstellen der wohltätigen Zwecke (man sieht sich als leader in online activism) zu mehren. -

Weitere Anbieter

Im deutschsprachigen Bereich hat die Waldseite von Pro REGENWALD, die Mitte April 2001 online ging, das Prinzip übernommen. Bis zum 16. Juni 2005 zählte sie 750.176 Klicks, die 41.624,44 Euro für die Erhaltung des Regenwalds einbrachten.

Da ab dem 22. März 2005 die Seite aquaplastics.org bis zum Juni mehr als 2 Millionen mal angeklickt wurde, spendete die Kunststoff-Industrie in Europa der internationalen Hilfsorganisation WaterAid für ein Wasserprojekt in Äthiopien 200.000 Euro.

Verschiedene Portale ermöglichen es, mehreren Spendenseiten durch einen einzigen Klick zu spenden. Es ist allerdings für Besucher nicht ohne weiteres zu erkennen, ob die Spende tatsächlich wirksam wird, da auf solchen Meta-Seiten auch nicht mehr existente Spendenmöglichkeiten erscheinen können. Es gibt auch unseriöse Spendenseiten.

Mit kostenfreien Spendenseiten häufig verbunden sind Seiten, die auf kommerzielle Internetseiten weiterleiten und die Provision für dort getätigte Einkäufe (oder Gratisbestellungen) ganz oder teilweise Wohltätigkeitsorganisationen zukommen lassen.