„Pädophilie“ – Versionsunterschied

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{| class="prettytable"
! width="250" |Pädophilie''''' <br />
<div style="float:left">'''[[ICD-10]]'''-Code:</div> <div style="float:right"> F65.4 </div> <br />
<div style="float:left">'''[[DSM-IV]]'''-Code:</div> <div style="float:right"> 302.2 </div>
|}
</div>
Der Begriff '''Pädophilie''' (von [[Altgriechische Sprache|griechisch]] παῖς ''pais'' „[[Knabe]], [[Kind]]“ und φιλία ''philia'' „Freundschaft“) bezeichnet das primäre sexuelle Interesse an Personen, die noch nicht die [[Pubertät]] erreicht haben. Sofern es dauerhaft ist und der Betroffene darunter leidet oder wenn die Person reale Sexualkontakte mit Kindern auslebt, wird Pädophilie als [[psychische Störung]] angesehen, und zwar als Störung der [[Sexualpräferenz]] ([[Paraphilie]]). Der Begriff '''Pädosexualität''' wird teilweise synonym zum Begriff Pädophilie benutzt. Teilweise wird er auch gezielt verwendet, um zwischen sexueller Präferenz (Pädophilie) und sexuellem Verhalten (Pädosexualität) abzugrenzen.

== Eingrenzung des Begriffes ==
=== Grundlagen ===
Eingeführt wurde der Begriff als „''Paedophilia erotica''“ 1886 durch den Wiener Psychiater [[Richard von Krafft-Ebing]] in dessen Schrift ''[[Psychopathia sexualis (Krafft-Ebing)|Psychopathia sexualis]]''.<ref>Richard von Krafft-Ebing: ''Psychopathia sexualis''. Neuauflage 1997, Matthes & Seitz Berlin, ISBN 3-88221-351-5</ref> Im Wesentlichen ist es bei seiner Definition geblieben. Für Pädophilie werden folgende Merkmale aufgeführt:

* Das sexuelle Interesse gilt Kindern, die sich vor der Pubertät im Sinne der [[Geschlechtsreife#Geschlechtsreifung des Menschen|Geschlechtsreifung]] befinden.
* Das sexuelle Interesse ist dabei primär, das heißt ausschließlich bzw. überwiegend und ursprünglich auf Kinder ausgerichtet.
* Das sexuelle Interesse ist zeitlich überdauernd.

Grundlage für die Diagnosestellung einer pädophilen Sexualpräferenz sind heute die im [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme]] (ICD) sowie die im amerikanischen [[DSM-IV|Diagnostic and Statistical Manual]] (DSM-IV) festgelegten Diagnosekriterien. Teilweise widersprechen sich die dort genannten Diagnosekriterien. Zudem gibt es weitere Pädophiliedefinitionen, die seltener verwendet werden und ebenfalls nicht einheitlich sind.

Im ICD 10, 2002, ist die Diagnose ''Pädophilie'' unter den Code F&nbsp;65.4 im Kapitel der ''Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen'' (F&nbsp;60 bis F&nbsp;69) als ''Störung der Sexualpräferenz'' verortet. Definiert wird sie als ''„Sexuelle Präferenz für Kinder, Jungen oder Mädchen oder Kinder beiderlei Geschlechts, die sich meist in der Vorpubertät oder in einem frühen Stadium der Pubertät befinden''.<ref>Horst Dilling, Werner Mombour, Martin H. Schmidt: ''Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien.'' 5.&nbsp;Auflage. Huber, Bern 2002, ISBN 3-456-84124-8</ref>
Pädophilie wird damit ausschließlich als „sexuelle Präferenz“ beschrieben. Maßgeblich sind hier die gedanklichen Vorlieben, die sich (in Anlehnung an Krafft-Ebing) vorrangig auf vorpubertäre Kinder richten müssen. Ob diese Fantasien ausgelebt werden oder nicht, bleibt offen und ist für die Diagnosestellung zweitrangig.

Im [[DSM-IV]] ist Pädophilie unter 302.2 als [[Paraphilie]] klassifiziert und setzt ein Mindestalter von 16 Jahren voraus. Ebenso muss der Betroffene mindestens fünf Jahre älter sein als das Kind. Zu unterscheiden ist außerdem zwischen ''gleichgeschlechtlicher Pädophilie'', ''gegengeschlechtlicher'' und ''bisexueller Pädophilie'', weiterhin zwischen ''ausschließlicher'' und ''nicht-ausschließlicher Pädophilie'', sowie ''inzestuöser'' bzw. ''nicht-inzestuöser Pädophilie''. Nicht einzuschließen ist ein/-e Spätadoleszente(r), der oder die in eine Liebesbeziehung mit einem oder einer 12- oder 13-Jährigen involviert ist.<ref>H. Saß, H.-U. Wittchen, M. Zaudig und I. Houben: ''Diagnostische Kriterien DSM-IV'', 1998, ISBN 978-3-8017-0915-0</ref> Die Diagnosemerkmale nach DSM-IV-TR sind sowohl präferenz- als auch verhaltensorientiert. Das heißt, die Diagnose ''Pädophilie'' kann sich sowohl auf sexuelle Fantasien oder Präferenzen beziehen, als auch auf drängende Triebimpulse und konkrete sexuelle Handlungen mit Kindern. Nach der verhaltensorientierten Definition können sämtliche Missbrauchstäter als pädophil eingestuft werden, auch wenn sie – anders als nach Krafft-Ebing – in ihrer Sexualität nicht primär auf Kinder ausgerichtet sind.

Von den Psychologen der Berliner [[Charité]] wird Pädophilie als die ''„ausschließliche oder überwiegende sexuelle Ansprechbarkeit durch vorpubertäre Kinderkörper“'' bezeichnet.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer" /> Über das sexuelle Verhalten einer Person sage der Begriff nichts aus, sondern lediglich über die sexuelle Ausrichtung auf das vorpubertäre Alter. [[Gunter Schmidt (Sexualforscher)|Schmidt]] bezeichnet Pädophile als ''„Männer, deren sexuelle Wünsche und deren Wünsche nach Beziehung und Liebe vorrangig oder ausschließlich auf vorpubertäre Kinder gerichtet sind, wobei diese drei Bereiche – Sexualität, Beziehung, Liebe – wie bei anderen Menschen auch unterschiedlich gewichtet sein können“''.<ref name="Schmidt">Gunter Schmidt: ''Über die Tragik pädophiler Männer'', Zeitschrift für Sexualforschung Nr.2/99, S.&nbsp;133–139</ref> Im Unterschied zu den diagnostischen Kriterien des ICD und des DSM betont Schmidt damit den emotionalen Aspekt der pädophilen Sexualpräferenz. Davison und Neale legen in ihrem Lehrbuch „Klinische Psychologie“ hingegen eine primär verhaltensorientierte Definition zugrunde, wenn sie Pädophile als ''Menschen, die durch körperlichen und oft auch sexuellen Kontakt mit präpubertären Kindern, mit denen sie nicht verwandt sind, sexuelle Befriedigung erlangen'' beschreiben.<ref name="Davison/Neale">Gerald C. Davison und John M. Neale: ''Klinische Psychologie.'' 7.&nbsp;Aufl., Beltz PVU, Weinheim 2007, ISBN 3-621-27614-9, S.&nbsp;505–508</ref>

Pädophilie liegt dann nicht vor, wenn zwar eine sexuelle Erregbarkeit durch Kinder besteht, diese aber nicht primär ist. In mehreren phallometrischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass ein hoher Prozentsatz erwachsener Männer durch präpubertäre Stimuli sexuell erregt wurde. So kam Wolfgang Berner in entsprechenden Studien auf einen Anteil von 25 %.<ref>Wolfgang Berner: ''Pedophilic Sexual Orientation: A Fuzzy Expression. Archivies of Sexual Behavior'', 31</ref> Im Unterschied zu Pädophilen jedoch interessieren sie sich sexuell in erster Linie für Erwachsene. Ebenso sind Pädophile teils auch durch Erwachsene stimulierbar, interessieren sich aber in erster Linie für Kinder. Im Fall der nicht primär durch Kinder stimulierbaren Erwachsenen spricht man bisweilen auch von ''Pseudopädophilie''. Originäre Pädophile werden zur besseren Abgrenzung auch als ''strukturiert pädophil'' bezeichnet, da ihre sexuelle Orientierung fest in der Persönlichkeitsstruktur verankert ist. Teilweise spricht man auch von ''Kernpädophilen'' oder ''Primärpädophilen''.

Es besteht der Vorschlag den [[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders|DSM]]-Eintrag für Pädophilie zu splitten in Pädophilie für unter 11 Jahre und [[Hebephilie]] für annähernd 11 bis 14 Jahre.<ref>James M. Cantor: [ftp://individual.utoronto.ca/page21.html 100 Texts that Include Hebephilia], 21. Mai 2011</ref>

Das sexuelle Interesse an Jugendlichen ist von der Pädophilie abzugrenzen. Handelt es sich um die Zuneigung zu männlichen Jugendlichen, spricht man von [[Ephebophilie]]. Das sexuelle Interesse an weiblichen Jugendlichen wird demgegenüber als [[Parthenophilie]] bezeichnet.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer" /> Beide Begriffe wurden erstmals 1906 von [[Magnus Hirschfeld]] eingeführt.<ref>M. Hirschfeld: „Vom Wesen der Liebe. Zugleich ein Beitrag zur Lösung der Frage der Bisexualität“, Verlag Max Spohr, Leipzig 1906</ref>

Richtet sich das primäre sexuelle Interesse des Pädophilen auf Kleinkinder im Alter unter drei Jahren, spricht man nicht mehr von Pädophilie, sondern von Infantophilie.<ref>Laws D. Richard: ''Sexual Deviance: Theory, Assessment and Treatment.'' Guilford Press, 2008, ISBN 1-59385-605-9, S.&nbsp;176</ref> Dieser Begriff ist in der Fachterminologie nicht offiziell anerkannt und wird nach ICD-10 als „Sonstige Störungen der Sexualpräferenz“ unter F&nbsp;65.8 klassifiziert.

Mit dem Begriff [[Päderastie]] werden sexuelle Beziehungen erwachsener Männer zu geschlechtsreifen männlichen Jugendlichen bezeichnet, wie sie kulturbedingt z.&nbsp;B. im antiken Griechenland toleriert wurden. Dieser Begriff gilt heute als veraltet und taucht in neueren sexualmedizinischen Klassifikationen nicht mehr auf.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer">Ch. J. Ahlers, G. A. Schaefer, K. M. Beier (2005): „Das Spektrum der Sexualstörungen und ihre Klassifizierbarkeit in DSM-IV und ICD-10.“, Sexuologie 12 (3/4)</ref>

Der Begriff '''Korophilie''' (von gr. ''[[Kore (Skulptur)|korē]]'' κόρη ‚Mädchen‘) wurde 1914 von Hirschfeld eingeführt, um eine Präferenz von erwachsenen Frauen für junge Mädchen zu bezeichnen, und er setzte ihm den Begriff ''Pädophilie'' für vergleichbare männliche Beziehungen gegenüber.<ref name="hirschfeld1914">Magnus Hirschfeld: ''Die Homosexualität des Mannes und des Weibes'', S.&nbsp;280–281 ({{IA|DieHomosexualittDesMannesUndDesWeibes1914/Die_Homosexualitt_des_Mannes_und_des_Weibes|n302}})</ref> Mit dieser Bedeutung ist Korophilie auch heute in einigen Fachbüchern zu finden.<ref>Uwe Henrik Peters: ''Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie'', Elsevier, Urban & Fischer Verlag, 2007, ISBN 3-437-15061-8, S.&nbsp;304 ({{Google Buch|BuchID=w5Rd6NFbMiAC|Seite=304|Hervorhebung=Korophilie}})</ref> Wie bei den meisten der Begriffe aus [[Sexualpräferenzen mit implizierter Altersangabe#System nach Magnus Hirschfeld|seinem System]] werden heute die weiblichen Begriffe sehr selten verwendet, und es besteht die starke Tendenz, dass das Geschlecht der begehrenden Person für viele irrelevant wird, also Beziehungen sowohl von Frauen, als auch von Männern zu Mädchen gemeint sind.<ref>„Korophilie“ in: ''Duden – Das große Fremdwörterbuch.'' 4., aktualisierte Auflage. Dudenverlag, Mannheim-Leipzig-Wien-Zürich 2007</ref> Auf Englisch gibt es die Schreibweisen ''corophilia'' und ''korophilia''. Erstere wird wie der deutsche Begriff manchmal fälschlicherweise für [[Koprophilie]] verwendet.<ref>American Psychiatric Association. Joint Commission on Public Affairs: ''The American Psychiatric Association's Psychiatric glossary'', Distributed by the American Psychiatric Press, 1984, ISBN 0-88048-027-0, S.&nbsp;24 „corophilia: Excessive or morbid interest in filth or feces ot their symbolic repräsentation.“</ref> Da das altgriechische ''[[Kouros|kóros]]'' κόρος ‚Jüngling‘ bedeutet, wird ''korophilia'' seit spätestens 1997 von manchen als Anziehung zu Buben oder jungen Männern beschrieben,<ref>Charles Harringto Elster: ''There's a Word for It!: A Grandiloquent Guide to Life'', Simon & Schuster, 1997, ISBN 0-671-77858-7, S.&nbsp;73</ref><ref>Adrian Powell: ''Paedophiles, child abuse and the Internet: a practical guide to identification, action and prevention'', Radcliffe Publishing, 2007, ISBN 1-85775-774-2, S.&nbsp;169 ({{Google Buch|BuchID=w2NFpGQciSQC|Seite=169|Hervorhebung=Korophilia}})</ref> eine Entwicklung, die auf Deutsch noch nicht gesichtet wurde.

=== Weitere Verwendungen des Begriffes in der Öffentlichkeit und in den Medien ===
In gesellschaftlichen Debatten und in der Berichterstattung in den Medien wird die Bezeichnung ''Pädophilie'' oft nicht im sexualwissenschaftlichen Sinne verwendet, wenn grundsätzlich alle [[Täter (Strafrecht)|Täter]], die [[Sexueller Missbrauch von Kindern|Kinder sexuell missbrauchen]], als Pädophile bezeichnet werden. Vor allem sexueller Missbrauch innerhalb der Familie wird nicht im sexualwissenschaftlichen Sinne eingeordnet, da es sich hierbei meist um Täter handelt, deren Sexualität primär auf Erwachsene ausgerichtet ist.

Die von der sexualmedizinischen Definition abweichende Verwendung des Begriffes Pädophilie in den Medien wurde u.&nbsp;a. in der Berichterstattung zu den Verbrechen von [[Marc Dutroux]] deutlich. Da dieser in den Medien weltweit als Pädophiler dargestellt wurde,<ref>[http://www.crimelibrary.com/serial_killers/predators/dutroux/lost_2.html ''Marc Dutroux, A Pedophile and Child-Killer'']</ref><ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/3829075.stm ''Belgium’s Dutroux jailed for life''], BBC News, 22. Juni 2004</ref> sah sich das abschließende Gutachten, das unüblicherweise von insgesamt vier Psychiatern und einem Psychologen einstimmig verfasst wurde, veranlasst, mit Nachdruck festzustellen, dass er nicht den diagnostischen Kriterien der Pädophilie entspreche, sondern vielmehr ein gegenüber Gewalt empfindungsloser Psychopath, der aus Machtstreben und Geldgier gehandelt habe, allerdings voll schuldfähig sei.<ref>[http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/archiv/.bin/dump.fcgi/1998/0321/nachrichten/0141/index.html ''Dutroux schuldfähig''], Berliner Kurier, 21. März 1998</ref><br />

Auch in der Berichterstattung über Übergriffe von Priestern auf minderjährige Jungen werden diese meistens als pädophile Taten bezeichnet, obwohl eine Studie aufzeigte, dass nur eine Minderheit der Priester, die sexuelle Übergriffe begingen, den diagnostischen Kriterien der Pädophilie entsprechen.<ref>[http://www.usccb.org/nrb/index.htm Studie] des [[John Jay College of Criminal Justice]] im Auftrag der katholischen Bischofskonferenz in den USA über die sexuellen Übergriffe von Priestern auf minderjährige Jungen, eingesehen am 27. November 2010</ref>

Personen, deren sexuelles Interesse Jugendlichen gilt, werden in der Öffentlichkeit ebenfalls oft als Pädophile bezeichnet, obwohl es sich aus sexualmedizinischer Sicht hierbei um [[Parthenophilie|parthenophile]] bzw. [[Ephebophilie|ephebophile]] Neigungen handelt.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer" />

=== Pädosexualität ===
Der Begriff „Pädosexualität“ wird einerseits als Unterscheidung, andererseits als [[Synonym]] für den Begriff Pädophilie verwendet und von einigen Interessengruppen aus unterschiedlichen Motiven klar bevorzugt.

Eine sehr frühe Erwähnung des Begriffs erfolgte in einem 1968 von Spijker veröffentlichten Buch mit dem Titel ''Die gleichgeschlechtliche Zuneigung. Homotropie: Homosexualität, Homoerotik, Homophilie, und die katholische Moraltheologie''. In Analogie zu diesen Begrifflichkeiten verwendete er die Unterscheidung zwischen ''Pädosexualität/pädosexuell – Pädoerotik/pädoerotisch – Pädophilie/pädophil'' und benutzte auch das bei ihm übergeordnete Adjektiv ''pädotrop'' („Anziehung zu Kindern“), welches schon davor in anderer Bedeutung manchmal in der [[Pädagogik]] vorkam, eindeutiger als ''pädagotrop'' bezeichnet.<ref>''Die gleichgeschlechtliche Zuneigung. Homotropie: Homosexualität, Homoerotik, Homophilie, und die katholische Moraltheologie'' (Geleitworte von Hans Giese und Alois Müller), Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau 1968, S.&nbsp;39–40, 234–236</ref> Auch bei einer Literaturanalyse über Homotropie von Ott aus dem Jahre 1979 tauchte diese Unterscheidung auf und er verwendete ebenfalls explizit den Begriff ''Pädotropie''.<ref>Volker Ott: ''Homotropie und die Figur des Homotropen in der Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts'', Band 324 von Europäische Hochschulschriften, Lang, 1979, ISBN 3-8204-6635-5</ref> Im selben Jahr wird in einem niederländischen Pädophilen-Magazin postuliert, dass eine Befreiung der Homosexualität nur mit einer Befreiung der ''pedoseksualiteit'' einhergehen könne.<ref>Artikel: ''Jongensdroom'' in: ''NIKS (Naar Integratie KinderSeksualiteit)'', 4.&nbsp;Jg., Nr.&nbsp;2, Februar 1980; erstveröffentlicht in: ''De Rooie Vlinder'', Nr.&nbsp;3, 1979; [http://www.martijn.org/blog/?p=148 Kopie] im Martijn-Blog, 25. April 2008; Zitat: „Zonder de bevrijding van de pedoseksualiteit is er ook geen bevrijding van de homoseksualiteit mogelijk.“ dt: „Ohne die Befreiung der Pädosexualität ist auch keine Befreiung der Homosexualität möglich.“</ref> In der chronologischen Übersicht von Martijn taucht der Begriff ab diesem Zeitpunkt immer wieder auf.<ref>[http://www.martijn.org/page.php?id=1170000 Historisch nieuwsoverzicht]</ref> Im Jahr darauf bemerkten auch die deutschen Zeitschriften [[Der Spiegel|Spiegel]]<ref>{{Der Spiegel|ID=14316199|Titel=Sexualität – Mächtiges Tabu|Jahr=1980|Nr=30|Seiten=148|Kommentar=21. Juli 1980}}</ref> und [[Emma (Zeitschrift)|Emma]]<ref>''Emma: das Magazin von Frauen für Menschen. 1980'', Emma-Verlag, 1980, S.&nbsp;5, 41</ref> die Verwendung als Selbstbezeichnung. In der deutschen und englischen Sexualwissenschaft stieg die Häufigkeit der Verwendung aus Gründen der Differenzierung ab etwa 1987 langsam an.

Heute stehen bei der Verwendung des Begriffs folgende Aspekte zur Diskussion:
* Menschen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, empfinden den Begriff „Pädophilie“ oft als verschleiernd und verharmlosend, da er eine gegenseitige Liebe vortäusche, wo es in Wahrheit um einen rücksichtslosen Machtmissbrauch durch den Erwachsenen gehe. Viele Opferverbände fordern deshalb, den Begriff „Pädophilie“ generell durch „Pädosexualität“ zu ersetzen, denn damit werde unzweifelhaft benannt, worum es gehe; nämlich um eine sexuelle Begierde, die mit Liebe nichts zu tun habe.<ref name="Bundschuh" />
* Genau andersherum beläuft sich die Argumentation der pädophilen Interessenvertreter. Für sie passt der Terminus von der „Pädosexualität“ gut in das sprachliche Schema der Begriffe „Heterosexualität – Bisexualität – Homosexualität“. Der Ausdruck „Pädosexualität“ sei deshalb gut geeignet, die vermeintliche Gleichwertigkeit mit anderen Sexualformen zu betonen (→[[#Seelische Störung oder sexuelle Orientierung?|Seelische Störung oder sexuelle Orientierung?]]).
* Andere Ansätze legen wert auf die Unterscheidung zwischen „Pädophilie“ als reiner Präferenz (auf Gedankenebene) und dem Verhalten in Form sexueller Übergriffe auf Kinder.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer" /> Der Begriff „Pädophilie“ bezeichnet demnach nur die sexuelle Präferenz, aus der sich Handlungsimpulse ergeben können, aber nicht müssen. Kommt es jedoch zu strafbaren Handlungen – also zu real ausgelebter Sexualität mit Kindern – spricht man nicht mehr von „Pädophilie“, sondern von „Pädosexualität“. Von pädosexuellem Verhalten kann man nach diesem Begriffsmodell auch dann sprechen, wenn ein sexueller Kindesmissbrauch nicht auf eine primär-pädophile Präferenz zurückzuführen ist, sondern der Täter aus anderen Beweggründen handelt (z.&nbsp;B. als sog. Ersatzobjekttäter oder als sadistischer Gewalttäter). Auf dieses Modell greift auch die Charité zurück und will damit zwei verschiedenen Aspekten Rechnung tragen: Zum einen soll darauf hingewiesen werden, dass eine pädophile Präferenz nicht zwangsläufig zum sexuellen Missbrauch eines Kindes führen muss, gleichzeitig soll deutlich gemacht werden, dass ein sexueller Kindesmissbrauch unterschiedliche Motivlagen haben kann.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer" />
* Pädophile selbst unterscheiden mit den beiden Begriffen manchmal zwischen Personen, die rein sexuelle Kontakte haben, und jenen, die eine Beziehung auch oder nur auf anderen Ebenen unterhalten.

== Phänomenologie ==
=== Prävalenz und sexuelle Orientierung ===
Über die Zahl pädophiler Menschen gibt es keine zuverlässigen Angaben. Vorsichtige Schätzungen gehen von 50.000 bis 200.000 pädophilen Männern in [[Deutschland]] aus.<ref name="Vogt"/> Internationale Studien gehen davon aus, dass bei etwa 1 % aller erwachsenen Männer eine primärpädophile Ausrichtung vorliegt.<ref>Briere, J., & Runtz, M. (1989). ''University males’ sexual interest in children: Predicting potential indices of „pedophilia“ in a non-forensic sample''. Child Abuse & Neglect: The international Journal, 13, 65–75</ref>

Es gibt [[Homosexualität|homo-]], [[Heterosexualität|hetero-]] und [[Bisexualität|bisexuelle]] Pädophile.<ref name="Bundschuh"/> Anhand einer statistischen Auswertung zum Präventionsprojekt Dunkelfeld der [[Charité]] zeigte sich, dass der Anteil bisexueller Pädophiler gering ist. Die meisten sind entweder auf Mädchen oder auf Jungen orientiert, wobei der Anteil der homosexuellen Pädophilen geringfügig größer war. Bei den nicht-ausschließlich Pädophilen zeigte sich eine Verteilung von jeweils etwa einem Drittel homosexuell, heterosexuell und bisexuell orientierter Patienten.<ref>[http://www.kein-taeter-werden.de/_inc/pdf/Projektstatus3.Q_08.pdf Das Präventionsprojekt Dunkelfeld des Universitätsklinikums Charité Campus Mitte] (abgerufen am 2. Mai 2009)</ref>

=== Alter des Kindes ===
Nach sexualmedizinischer Definition richtet sich das sexuelle Interesse der Pädophilen auf Kinder vor Beginn der [[Pubertät]] im Sinne der biologischen [[Geschlechtsreife#Geschlechtsreifung des Menschen|Geschlechtsreifung]].<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer"/><ref name="Becker"/> Da die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale bei Kindern individuell sehr verschieden einsetzen kann, sind exakte Altersangaben nicht möglich. Im Allgemeinen ist das primäre Interesse der Pädophilen auf Kinder von etwa 4–14 Jahren ausgerichtet, wobei es zwei Gipfel in der Alterspräferenz gibt: Der eine Gipfel liegt bei fünf bis sechs Jahren, der andere bei elf bis zwölf Jahren.<ref name="Becker">[http://www.werkblatt.at./archiv/38becker.html Pädophilie zwischen Dämonisierung und Verharmlosung, Sophinette Becker im Werkblatt – Zeitschrift für Psychoanalyse und Gesellschaftskritik Nr. 38, 1/1997: 5–21]</ref> Das sexuelle Begehren ist beim konkreten Pädophilen in der Regel auf einen dieser beiden Abschnitte beschränkt, erlischt in der Regel aber spätestens bei der Ausprägung sekundärer Geschlechtsmerkmale beim Kind.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer"/>

=== Pädophilie bei Frauen ===
Primärpädophile Neigungen sind auch bei Frauen nachgewiesen, über die genaue Häufigkeit gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Die wenigen Veröffentlichungen zu diesem Thema gehen mehrheitlich davon aus, dass es sich hierbei nur um Einzelfälle handelt.<ref name="avinus">[http://www.avinus-magazin.eu/html/beier__klaus_-_jimenez_verlind.html Interview in dem Magazin „Avinus“ mit Klaus Beier]</ref><ref>Eberhard Schorsch Sexuelle Perversionen in Mensch, Medien, Gesellschaft 10, 1985, S.&nbsp;253–260</ref><ref name="Bundschuh">Claudia Bundschuh – ''Pädosexualität'', Leske + Budrich, 2001, ISBN 3-8100-2930-0</ref>
[[Peter Fiedler (Psychologe)|Peter Fiedler]] vom psychologischen Institut in Heidelberg vertritt die Ansicht, dass von den Frauen, die sexuelle Übergriffe an Kindern begangen haben, „anteilmäßig ein mehr oder weniger großer Prozentsatz immer auch die Kriterien der Pädophilie-Diagnose erfüllt.“<ref name="Fiedler">[[Peter Fiedler (Psychologe)|Peter Fiedler]]: ''Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung''. Beltz-PVU Weinheim, 2004. ISBN 3-621-27517-7 S. 295</ref>
Im März 2012 sendete der NDR einen 45-minütigen Dokumentationsfilm.<ref>spiegel.de: [http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,822115,00.html Wenn Mütter missbrauchen]</ref>
Autoren sind Alexander Tieg und Florian Weiner, beide Jahrgang 1986.<ref>ndr.de: [http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/hintergrund/kindesmissbrauch163.html]</ref>

=== Komorbidität ===

Oft tritt die Störung [[Komorbidität|komorbid]] mit [[Affektive Störungen|affektiven Störungen]] (als Folge der Pädophilie), [[Angststörung]]en, [[Abhängigkeit (Medizin)|Substanzmittelmissbrauch]] oder anderen Paraphilien auf.<ref name="Davison/Neale"/>

=== Aspekte der pädophilen Sexualpräferenz ===
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht bei der Pädophilie die primäre sexuelle Ausrichtung auf Kinder. Diese ist nicht zwingend [[Koitus|koital]] ausgeprägt; Pädophile können bereits durch Situationen erregt und befriedigt werden, in denen kein Körperkontakt zu einem Kind besteht. Bei Situationen mit Körperkontakt kann bereits das Berühren des Kindes allein als erregend empfunden werden, ohne dass diese Berührungen im [[Genitalbereich]] stattfinden müssen. Der Wunsch nach dem Vollzug des [[Geschlechtsverkehr|Koitus]] mit dem Kind scheint bei Pädophilen seltener anzutreffen zu sein.<ref name="Vogt"/>

Neben dem sexuellen Interesse ist bei Pädophilen ein Bedürfnis nach emotionaler Nähe zu Kindern festzustellen. Viele Pädophile verlieben sich in Kinder und wünschen sich echte wechselseitige Liebesbeziehungen zu Kindern.<ref name="Becker"/><ref name="avinus"/> Manche Pädophile empfinden ihr Leben als unvollständig und emotional destabilisierend, wenn ihr Wunsch nach emotionaler Nähe keine Erfüllung findet. Überproportional viele Pädophile arbeiten in entsprechenden Berufen, z.&nbsp;B. als Erzieher oder in der Jugendbetreuung, um Umgang mit Kindern zu haben.<ref>Erwin Heaberle ''dtv-Atlas Sexualität'', München 2005, ISBN 3-423-03235-9</ref> Es wird ferner vermutet, dass manche der primär pädophil orientierten Männer alleinstehende Frauen mit vorpubertären Kindern heiraten, um ihr Bedürfnis nach Nähe zu befriedigen.

Das Bedürfnis nach körperlicher und emotionaler Nähe ist individuell sehr verschieden ausgeprägt und gewichtet. Die Bedürfnislagen können sowohl einzeln als auch zusammen im Vorder- oder Hintergrund stehen.

=== Auswirkungen auf Betroffene ===
Welche Auswirkungen die pädophile Sexualpräferenz für den Pädophilen selber hat, ist von zahlreichen Faktoren abhängig und in seiner Gesamtheit kaum erforscht. Für Pädophile, die sexuell [[Sexuelle Abstinenz|abstinent]] leben, sei es aus Angst vor juristischen Konsequenzen oder aufgrund einer generellen Ablehnung pädosexueller Kontakte, bedeutet dies in erster Linie den Verzicht auf die Erfüllung sexueller und emotionaler Bedürfnisse.<ref name="Schmidt"/>
Da Pädophile eine der geächtetsten [[Randgruppe]]n der Gesellschaft darstellen, sind sie zudem meist gezwungen, ihre Neigungen selbst vor Freunden und der Familie zu verheimlichen, da ein Bekanntwerden oft eine völlige gesellschaftliche Isolation bis hin zur Scheidung, Job- und Wohnungsverlust nach sich zieht.<ref name="Vogt"/> Viele Pädophile empfinden zudem die sexuellen Impulse an sich als extrem belastend und verurteilen sich selbst für ihre Neigung oder leiden unter der Angst, den Impulsen nachzugeben und einen sexuellen Übergriff zu begehen.<ref name="Bundschuh"/><ref name="Ahlers">[http://www.zeit.de/2005/22/Sexualmedizin Interview in der Wochenzeitung »Die Zeit« mit Christoph Ahlers]</ref><ref name="spiegel"/> Als Folge der beschriebenen Problematiken kommt es bei vielen Pädophilen zu Folgeerkrankungen, wie z.&nbsp;B. Depressionen oder Substanzmittelmissbrauch.<ref name="spiegel">[http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,440934,00.html Artikel auf Spiegel-Online über das Präventionsprojekt an der Berliner Charite]</ref><ref name="Bundschuh"/>

=== Nutzung legaler und illegaler Medien zur sexuellen Stimulation ===
Viele Pädophile nutzen Darstellungen von Kindern zur sexuellen [[Stimulation]]. Die Bandbreite reicht hierbei von Kinderbildern aus Versandhauskatalogen über legale erotische Darstellungen von Kindern, z.&nbsp;B. Bilder des Fotografen [[Jock Sturges]], bis hin zur Nutzung illegaler [[Kinderpornographie|kinderpornographischer]] Medien.<ref name="Bundschuh"/> In einer Studie gaben 86,1 % der Teilnehmer an, Bildmaterial aus dem legalen und/oder illegalen Bereich zu nutzen.<ref name="Vogt"/>

Neben Film- und Bildmaterial spielt in jüngster Zeit auch die sogenannte virtuelle Kinderpornographie, d.&nbsp;h. sexuelle Darstellungen nicht realer, sondern animierter „Kinder“, eine zunehmend größere Rolle.<ref>[http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F9EACD163751D4CFD/Doc~E913EB856E93A406EA844923660A74CE8~ATpl~Ecommon~Scontent.html Interview mit Klaus Baier in der Online-Ausgabe der „FAZ“]</ref><ref>[http://www.welt.de/vermischtes/article857400/Die_Paedophilen_von_Second_Life.html 'Die Pädophilen von "Second Life"'] - Bericht auf welt.de</ref> Davison und Neale betonen, dass zur sexuellen Stimulation nicht zwangsläufig illegales Material nötig sei, vielmehr konstruieren Pädophile ''ihr eigenes sexuell erregendes Material aus Quellen, die allgemein als harmlos angesehen werden'',<ref name="Davison/Neale"/> wie z.&nbsp;B. Kinderbildern aus Versandhauskatalogen. Ob der Konsum von Kinderpornographie, wie von vielen Pädophilen behauptet, dem Abbau von Spannungen dient und damit realen Übergriffen entgegenwirkt, oder ob diese durch die zusätzliche Stimulation begünstigt werden, ist wissenschaftlich umstritten.

== Therapeutischer Aspekt ==
Sexualmediziner gehen heutzutage davon aus, dass die Entwicklung der Sexualität im Wesentlichen mit dem Ende der Pubertät abgeschlossen ist und eine grundsätzliche Änderung der pädophilen Sexualpräferenz nicht möglich ist.<ref name="Vogt">Horst Vogt: ''Pädophilie. Leipziger Studie zur gesellschaftlichen und psychischen Situation pädophiler Männer''. Pabst Science Publishers, 2006, ISBN 978-3-89967-323-4</ref>

Das primäre Ziel einer Therapie besteht deshalb meist darin, sexuelle Handlungen an Kindern zu verhindern.<ref name="Becker"/> In Einzel- und Gruppentherapien sollen die Patienten lernen, ihre [[Impuls]]e zu kontrollieren und Verhaltensmuster, die den sexuellen Missbrauch begünstigen, zu vermeiden. Weitere Ziele können die Aufdeckung von Wahrnehmungs- und Interpretationsfehlern des Verhaltens von Kindern sowie die Stärkung der [[Empathie]]fähigkeit sein.<ref>[http://www.sexualmedizin.charite.de/dunkelfeld/dietherapieform.php Website des Projektes „Kein Täter werden“ an der Berliner Charité]</ref>

Weiterhin sind Therapien auch dann nötig, wenn der Patient mit den schwerwiegenden sozialen Folgen, die ein Bekanntwerden seiner Pädophilie meist zur Folge hat, konfrontiert wird. Nicht zuletzt müssen möglicherweise bestehende Folgestörungen wie zum Beispiel [[Depression]]en und [[Alkoholkrankheit|Alkoholismus]] behandelt werden.

Weiterhin werden – in schweren Fällen und bei Zustimmung des Patienten – [[Testosteron]]-[[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonisten]] sowie [[Serotonin-Wiederaufnahmehemmer|SSRIs]] (''Selective Serotonin Reuptake Inhibitors'' – selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer) verwendet, die den Sexualtrieb hemmen, die Impulskontrolle verbessern und somit die Gefahr von Übergriffen, teilweise auch von [[Intrusion (Psychologie)|Intrusionen]] (Gedankeneinbrüchen, die vom Patienten nicht willentlich verhindert werden können) eindämmen können. In den letzten Jahren gab es auch Versuche, das unerwünschte Verhalten mit anderen Medikamenten zu bekämpfen. Hier kann vor allem [[Medroxyprogesteron]] (MPA) genannt werden, welches den [[Testosteron]]spiegel von Männern senkt.<ref name="Davison/Neale"/>

Neuere Studien zeigen auf, dass Therapien straffällig gewordener Pädophiler die Rückfallwahrscheinlichkeit um etwa 12 bis 17 Prozent zu senken vermögen. Doch bleibt die Rückfallquote vergleichsweise hoch.<ref>[http://www.buergerimstaat.de/1_03/grund.htm Rudolf Egg in der Zeitschrift „Der Bürger im Staat“]</ref>

== Sexuelle Übergriffe von Pädophilen auf Kinder ==
=== Strafrechtliche Einordnung und Häufigkeit ===
Das Ausleben der Orientierung durch sexuelle Kontakte mit Kindern steht in den meisten Ländern als [[sexueller Missbrauch von Kindern]] unter Strafe.

Genaue Zahlen über den Anteil an Sexualstraftätern unter den Pädophilen sind nicht bekannt. Ein nennenswerter Teil der Pädophilen vermeidet jedoch sexuelle Kontakte zu Kindern. Ursachen hierfür können zum einen die Befürchtung juristischer und sozialer Konsequenzen sein, zum anderen sind viele Pädophile sich der ethischen und moralischen Problematik ihrer sexuellen Wünsche bewusst und lehnen sexuelle Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen grundsätzlich ab.

Einmal einschlägig straffällig gewordene Pädophile unterliegen allerdings einer hohen Rückfallgefahr. Internationale Studien haben ergeben, dass die Rückfallquote bei ihnen mit etwa 40 bis 50 Prozent etwa doppelt so hoch ist wie die durchschnittliche Quote für Sexualstraftäter von 22 Prozent.<ref>Egg u.&nbsp;a. (2001). ''Evaluation von Straftäterbehandlungsprogrammen in Deutschland. Überblick und Meta-Analyse.Behandlung gefährlicher Straftäter''. Herbolzheim: Centaurus (2001)</ref> Die Rückfallwahrscheinlichkeit ist bei Pädophilen, die auf Jungen orientiert sind, deutlich höher als bei solchen, die auf Mädchen orientiert sind.

Studien zeigen auch, dass der Anteil pädophiler Täter mit 12 bis 20 % nicht den Hauptteil am sexuellen Kindesmissbrauch darstellt.<ref>H. Zonana, G. Abel (1999): ''Dangerous sex offenders. A task force report of the American Psychiatric Association'' – Washington, DC: American Psychiatric Association</ref><ref name="Fiedler"/> Die restlichen Taten werden also von Personen begangen, deren Sexualität überwiegend auf Erwachsene ausgerichtet ist.

=== Sexuelle Handlungen ===
Sexuelle Übergriffe können eine unterschiedliche Schwere haben. Hier reicht die Spannweite vom „Haarestreicheln“ über die Manipulation der Genitalien, oder der Ermunterung des Kindes, dasselbe mit seinen Genitalien zu tun, bis hin zur eher selteneren [[Geschlechtsverkehr|Penetration]].<ref name="Becker"/> Wenn es zu sexuellen Handlungen kommt, findet in der Regel eine schrittweise Entwicklung von Intensität und/oder Nähe statt. Die pädophilen Kontakte können Wochen, Monate oder Jahre andauern, wenn sie nicht von anderen Erwachsenen entdeckt werden.<ref name="Davison/Neale"/>

Zahlreiche Studien sprechen von einer Nicht-Aggressivität und Zuneigung der Pädophilen zu Kindern.<ref>K. Howells, „Some meanings of children for paedophiles“. Vortrag auf der International Conference on Love and Attraction, Swansea 1977</ref> Dem entspricht auch die Beobachtung, dass sexuell aktive pädophile Erwachsene den Kindern in stärkerem Maße emotional zugewandt zu sein scheinen als andere Sexualstraftäter ihren Opfern. Ein Pädophiler wird meist versuchen, die Zuneigung der Kinder zu erlangen. Dementsprechend ist Gewalt selten Teil der Belästigung. Manchmal werden die Kinder verängstigt, indem z.&nbsp;B. Gewalt angedroht wird, oder auch mit der Androhung von Liebesverlust gefügig gemacht. Es werden nicht selten subtile Formen der Beeinflussung des Kindes gewählt. Ob Pädophile gewalttätig werden, hängt von ihren allgemeinen Persönlichkeitsmerkmalen, wie z.&nbsp;B. Gewaltbereitschaft und Frustrationstoleranz, ab. Ähnlich wie bei Menschen mit primärer sexueller Ausrichtung auf Erwachsene gibt es auch einen vergleichbar geringen Anteil Pädophiler mit sadistischer Fixierung. Eine Minderheit der Pädophilen, welche auch als sexuelle Sadisten oder antisoziale Persönlichkeiten diagnostiziert werden, fügen den Objekten ihrer Begierde schwere körperliche Verletzungen zu.<ref name="Davison/Neale"/> Solch ein Fall scheint der Serienmörder [[Jürgen Bartsch]] gewesen zu sein. Außerdem gibt es Fälle von Kindesentführung mit Todesfolge, die hierzu zu rechnen sind.

=== Auswirkungen auf die Opfer sexuellen Missbrauchs ===

→ ''Hauptartikel:'' [[Sexueller Missbrauch von Kindern]]

Sexuelle Kontakte mit Erwachsenen können bei den betroffenen Kindern zu einer psychosexuellen Traumatisierung führen, die häufig ursächlich für langanhaltende [[Psychische Störung|psychische Störungen]] ist. Die Auswirkungen auf die Opfer sexuellen Missbrauchs sind von verschiedenen Faktoren abhängig, unter anderem ob körperliche Gewalt angewendet wurde, in welcher Beziehung das Opfer zum Täter stand, vom Alter des Opfers und von der Dauer der sexuellen Übergriffe. Sie reichen von der [[Posttraumatische Belastungsstörung|Posttraumatischen Belastungsstörung]] über [[Psychosozialer Kleinwuchs|nichtorganische Gedeihstörungen]], [[Depression]]en und [[Borderline-Persönlichkeitsstörung]] sowie [[Dissoziative Störung|Dissoziativen Störungen]] bis hin zur [[Dissoziative Identitätsstörung|Multiplen Persönlichkeitsstörung]]. Die drei letztgenannten Störungen stehen besonders oft in engem Zusammenhang mit dem Erleiden von sexuellem Missbrauch im Kindheits- und Jugendalter.<ref name="KP">Ronald J. Comer: Klinische Psychologie. Spektrum ISBN 3-8274-0592-0</ref><ref name="MultPer">Michaela Huber: Multiple Persönlichkeiten, Überlebende extremer Gewalt. Fischer ISBN 3-596-12160-4</ref> Die traumatischen Erfahrungen prägen auch Bindungen, Beziehungen und Partnerschaften, die Missbrauchsopfer als Erwachsene eingehen.<ref name="MiTra">Linder/Thießenhusen: "Missbrauchs-Traumata gemeinsam überwinden". Tectum-Verlag ISBN 978-3-8288-9267-5 </ref>

=== Präventive Maßnahmen zum Schutz vor sexuellen Missbrauch durch Pädophile ===

Als Prävention von Sexualdelikten durch Pädophile wird heute vorwiegend die Verbreitung von Informationen über sexuellen Kindesmissbrauch betrachtet. Diese Informationen sollen Kinder, Eltern und Pädagogen erreichen sowie die Gesellschaft für das Problem sensibilisieren.<ref name="Presseinfo Charite">http://www.sexualmedizin.charite.de/doc-pdf/Presseinfo.pdf Presseinformationen des Projektes „Kein Täter werden“ an der Berliner Charite</ref>

Eine Präventionsarbeit mit potentiellen Sexualstraftätern existiert bislang kaum. Hilfesuchende Pädophile können sich mit ihren Schwierigkeiten und Ängsten bislang nur an wenige ausgebildete Psychiater, Psychotherapeuten und private Berater wenden. Ursächlich ist hier u.&nbsp;a., dass die Behandlung sexueller Präferenzstörungen kein Bestandteil der Psychotherapeutenausbildung ist und entsprechende Therapien nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören.<ref name="Ahlers"/>

Psychotherapeutische Intervention, die speziell auf pädophile Menschen ausgerichtet ist, die noch keine Straftat begangen haben, bietet das Projekt [[Kein Täter werden]] an der Berliner [[Charité]] an.<ref> [http://www.kein-taeter-werden.de/ Website des Projektes „Kein Täter werden“ an der Berliner Charité]</ref> Seit 2009 existiert in Kiel ein ähnliches Projekt, ein weiteres ist für Frühjahr 2010 in Regensburg angekündigt.<ref>[http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/Artikel,-Erste-bayerische-Ambulanz-fuer-Paedophile-geplant-_arid,1791324_regid,2_puid,2_pageid,4289.html Artikel in der ''Augsburger Allgemeinen'']</ref>

=== Zehn Tätertypen ===
Der Sexualwissenschaftler [[Volkmar Sigusch]] benennt zehn Tätertypen, die Kinder sexuell missbrauchen: <ref>[http://www.zeit.de/2010/20/Interview-Sigusch Die Zeit 20/2010 vom 12. Mai 2010]</ref>
# [[Inzest]]täter (z. B. Vater, Mutter, Onkel, Tante oder Bruder bzw. Schwester)
# Nachbar, oft in gestörten sozialen Verhältnissen lebend, oft alkoholisiert; ist häufig nicht tatsächlich pädophil
# pubertierender Junge, der erste sexuelle Erfahrungen an kleineren Kindern macht
# in der Entwicklung zurückgebliebener und/oder dauerhaft behinderter Jugendlicher oder Erwachsener, der in Kindern „angemessenere“ Sexualpartner als in Gleichaltrigen sieht
# sexuell unreifer Erwachsener, der die ihm fehlenden „[[Doktorspiel]]e“ bewusst oder unbewusst nachholen will.
# psychisch kranker Erwachsener, zum Beispiel durch eine Geisteskrankheit enthemmt
# [[Sextourismus|Sextourist]]
# altersabgebauter (=dementer) Mensch, der in seinem bisherigen Leben sexuell unauffällig war und sich jetzt enthemmt an Kindern vergreift
# [[Pervers|„Perverser“]], der die Neigung, andere Menschen zu schlagen und zu quälen, z. B. an abhängigen Kindern auslebt (weil er beispielsweise keine anderen Opfer findet)
# Pädosexueller, der ausschließlich Kinder begehrt, die noch nicht in die Phase der Pubertät eingetreten sind, Ephebophiler, der männliche Jugendliche begehrt, oder Parthenophiler, der weibliche Jugendliche begehrt

== Kontroversen ==
=== Seelische Störung oder sexuelle Orientierung? ===
Um die sexualmedizinische Einordnung der Pädophilie gibt es seit jeher heftige Kontroversen. Dies zeigt sich schon daran, dass es bis heute keinen einheitlichen Sprachgebrauch gibt – weder in der Fachwelt, noch in der Öffentlichkeit. Umgangssprachlich spricht man zumeist von einer „pädophilen Neigung“, es sind aber auch andere Benennungen in Gebrauch, die oft eine bestimmte Wertung widerspiegeln. So spricht man z.&nbsp;B. von einer „pädophilen Orientierung“, einer „pädophilen Veranlagung“ oder einer „pädophilen Prägung“.

Viele Pädophile setzen sich dafür ein, Pädophile als eigenständige sexuelle Orientierung (neben Hetero- und Homosexualität) anzuerkennen. Damit möchte man einerseits die vermeintliche Gleichwertigkeit mit anderen Sexualformen betonen, andererseits darauf hinweisen, dass eine pädophile Ausrichtung als fester Bestandteil der Persönlichkeit anzuerkennen ist.

Kritiker halten dem entgegen, der Begriff der sexuellen Orientierung beziehe sich ausschließlich auf das Geschlecht des bevorzugten Sexualobjekts. Demnach könne es nur Hetero-, Homo- und Bisexualität als sexuelle Orientierungen geben. Außerdem sei die Gleichsetzung mit anderen sexuellen Vorlieben abzulehnen, weil damit die besondere Problematik der Pädophilie – die extrem ungleiche Objektkonstellation – ausgeblendet und verharmlost werde.

Um der Schwierigkeit der Einordnung zu begegnen haben die Sexualtherapeuten der Charité eine Unterteilung in Sexuelle Orientierung (Geschlecht) - Sexuelle Ausrichtung (Alter) - Sexuelle Neigung (Praktiken, Vorlieben) vorgeschlagen. Die Frage nach Orientierung, Veranlagung oder Prägung bleibt dabei offen, die Altersfrage wird als eigene Ebene angesehen und es kommt zu keinen Überschneidungen.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer"/>

Sowohl in der [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme]] (ICD) als auch im einflussreichen amerikanischen [[DSM-IV|Diagnostic and Statistical Manual]] (DSM-IV) wird Pädophilie als psychische Störung aufgeführt. Um diese Tatsache und um die Details der DSM-Definition hat sich eine Diskussion entwickelt<ref>Archives of Sexual Behavior: ''Special Section on Pedophilia'', Vol. 31, No. 6 (Dec. 2002), S. 465–510 {{ISSN|0004-0002}}</ref>:
* Es wurde vorgeschlagen, alle [[Paraphilie]]n (zu denen auch die Pädophilie zählt) aus dem Verzeichnis (DSM) zu streichen. Dafür machen sich jene stark, die den betreffenden Störungen keinen eigentlichen Krankheitswert zuweisen, sondern glauben, dass die Paraphilien nur aufgrund eines gesellschaftlichen Konflikts als psychische Störung aufgefasst würden (solche Konflikte werden (im Prinzip) zur Zeit ausdrücklich nicht als DSM-relevante Störungen angesehen).
* Über die Frage, unter welcher Störung Pädophile leiden könnten, gibt es keinen Konsens. Beispielsweise wird vorgeschlagen, Pädophilie als ''[[Impulskontrollstörung]]'' (ICD: F63) zu kategorisieren. Dies ist für die gegenwärtige DSM-Definition von Pädophilie möglich, nicht aber für andere (z.&nbsp;B. ICD). In jedem Fall wird damit das Hauptaugenmerk von der primären sexuellen Ausrichtung auf Kinder weggenommen und auf das Verhalten des Pädophilen gelenkt.
* Andere Bestrebungen legen Wert auf die Unterscheidung zwischen ''sexueller Präferenz'' und ''sexuellem Verhalten''. Danach bezieht sich die Bezeichnung Paraphilie allein auf die sexuellen Wünsche, nicht aber darauf, in welcher Form sie möglicherweise ausgelebt werden. Demnach wären Paraphilien nur dann als krankhaft anzusehen, wenn der Betroffene seine Sexualität in einer Art und Weise auslebt, dass er Andere in ihrer sexuellen Selbstbestimmung verletzt. In diesem Fall würde man nicht mehr von einer sexuellen Präferenzstörung (Paraphilie) sprechen, sondern von einer sexuellen Verhaltensstörung (''Dissexualität'').<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer"/> Diese Sichtweise bemisst den Krankheitswert einer Paraphilie in erster Linie nach den Folgen, die sich aus deren Ausleben ergeben. Die Behandlungsbedürftigkeit wäre auch dann gegeben, wenn der Betroffene selbst unter seinen sexuellen Wünschen leidet, so dass er in seiner seelischen Gesundheit beeinträchtigt ist. Für die Pädophilie würde das bedeuten: Solange der Betroffene seine sexuellen Impulse unter Kontrolle halten kann (keinen sexuellen Kontakt mit Kindern sucht) und seine sexuelle Präferenz für sich selbst akzeptieren kann, liegt keine Behandlungsbedürftigkeit vor. Damit einher ginge die Unterscheidung zwischen ''Pädophilie'' (als reiner Präferenzstörung) und ''Pädosexualität'' (als sexueller Verhaltensstörung in Form real ausgelebter Sexualität mit Kindern).

Diese Diskussionen betreffen lediglich die psychologische Einordnung der Pädophilie, nicht die Bewertung pädosexueller Kontakte, die aufgrund pädophiler Veranlagungen begangen werden.

=== Veranlagung oder Prägung? ===
Ungeklärt ist bis heute auch die Frage, ob eine pädophile Ausrichtung angeboren ist oder im Laufe der [[Adoleszenz]] erworben wird. Man geht heute von einem individuellen Zusammenspiel biologischer, psychologischer und psychosozialer Faktoren aus. Eine mögliche genetische Disposition soll ebenso eine Rolle spielen wie biographische Faktoren (z.&nbsp;B. traumatische Kindheitserfahrungen) im Zusammenspiel mit bestimmten Charakterstrukturen. Die begriffliche Zuordnung als „pädophile Veranlagung“ oder als „pädophile Prägung“ bleibt problematisch, denn in beiden Fällen wird eine Bewertung vorweggenommen, die wissenschaftlich nicht abgesichert ist.

=== Zur Frage der Freiwilligkeit ===
Auch freiwillige sexuelle Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen sind in den meisten Ländern strafbar. Die Strafbarkeit gründete sich ursprünglich auf [[Sexualmoral|sittlich-moralische]] Vorstellungen, wird aber auch von der modernen Sexualwissenschaft mitgetragen, wobei man sich auf folgende Hauptbegründungen stützt:

* Nach dem Modell der „Disparität der Wünsche“' bzw. der „Ungleichzeitigkeit'“ liegen bei Kindern und Erwachsenen unterschiedliche Ausgangsbedingungen vor, die eine Beziehung zu gleichen Voraussetzungen unmöglich machen. Die sexuellen Bedürfnisse des Erwachsenen korrelieren entwicklungspsychologisch nicht mit den Wünschen des Kindes. Kinder sind zwar zu sexuellen Gefühlen fähig, diese unterscheiden sich aber fundamental von der Sexualität eines Erwachsenen, dessen sexuelle Entwicklung bereits abgeschlossen ist. Da das Kind die Sexualität des Erwachsenen nicht kennt, kann es auch dessen Perspektive nicht einnehmen. Es kann nicht erfassen, aus welchen Beweggründen ein sexuell motivierter Erwachsener seine Nähe sucht. Kinder können deshalb zwar „willentlich'“ (fachlich „simple consent“), aber nicht „wissentlich“' (fachlich ''[[informed consent]]'') in sexuelle Handlungen einwilligen.<ref>[[David Finkelhor]] ''Child Sexual Abuse: New Theory and Research'' ISBN 978-0-02-910020-2</ref><ref name=Dannecker>Martin Dannecker in ''Sexuelle Störungen und ihre Behandlung'' hg. von Volkmar Sigusch Thieme 2007, ISBN 978-3-13-103944-6</ref>

* Die [[Sexuelle Selbstbestimmung#Besonderer Schutz für Kinder|sexuelle Selbstbestimmung des Kindes]] soll nicht nur vor gewalttätigen Übergriffen, sondern auch vor subtilen Manipulationen geschützt werden. Zwischen Erwachsenen und Kindern besteht ein naturgegebenes Machtgefälle hinsichtlich Faktoren wie Lebenserfahrung, geistig-seelischer Reife oder der Fähigkeit, den eigenen Standpunkt zu verbalisieren. Zusätzlich befinden sich Kinder gegenüber ihren näheren Bezugspersonen in einem Zustand emotionaler Abhängigkeit, da sie auf deren Zuwendung existenziell angewiesen sind. Diese komplexen Abhängigkeitsverhältnisse bergen die Gefahr, dass der Erwachsene seine Überlegenheit bewusst oder unbewusst ausnutzt, um das Kind zu sexuellen Handlungen zu bewegen, die nicht dem wirklichen Willen des Kindes entsprechen.

* Sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern bergen immer das Risiko einer nachhaltigen Traumatisierung beim Kind. Dies gilt selbst dann, wenn die Kontakte gewaltlos verlaufen.<ref name="Schmidt">Gunter Schmidt: „Über die Tragik pädophiler Männer“, Zeitschrift für Sexualforschung Nr.2/99, S.&nbsp;133–139</ref> Auch wenn nicht davon ausgegangen werden kann, dass sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen zwangsläufig zu psychotraumatischen Schäden führen, ist das Gefährdungspotential für das Kind so groß, dass eine Legalisierung solcher Kontakte grundsätzlich unverantwortbar erscheint.<ref name="Ahlers/Baier/Schaefer"/>

== Pädophilenbewegung ==
→ ''Hauptartikel:'' [[Pädophilenbewegung]]

In den 1970er Jahren gründeten sich weltweit Gruppierungen, die für die Rechte von Pädophilen eintraten und zum Teil eine Legalisierung pädosexueller Kontakte anstrebten. Genossen diese Gruppen in ihrer Entstehung noch Unterstützung aus dem links-alternativen politischen Spektrum und gab es eine enge Verbindung zur homosexuellen [[Emanzipation]]sbewegung, wurden diese Gruppierungen in den 1980er und 1990er Jahren weitgehend isoliert und lösten sich auf.<ref name="Schulte">Florian Mildenberger ''Beispiel: Peter Schult: Pädophilie im öffentlichen Diskurs''. Männerschwarm, Hamburg 2006. ISBN 3-935596-40-5</ref>

Seit Ende der 1970er Jahre existieren zudem in zahlreichen deutschen Städten [[Selbsthilfegruppe]]n für Pädophile. Von Kritikern wurden diesen in der Vergangenheit wiederholt vorgeworfen, die Folgen sexuellen Missbrauchs zu verharmlosen und ihre Treffen zum Austausch kinderpornographischer Medien zu nutzen.<ref>Manfred Karremann ''Es geschieht am helllichten Tag: die verborgene Welt der Pädophilen und wie wir unsere Kinder vor Missbrauch schützen''. DuMont, Köln 2007 ISBN 978-3-8321-8040-9</ref>
Von 2004 bis 2006 existierte mit der Online-Initiative „Verantwortung für Kinder“ erstmals ein Projekt, in dem Pädophile sich zu ihrer Neigung bekannten, pädosexuelle Kontakte aber grundsätzlich ablehnten. Ziele waren es eine Anlaufstelle für Pädophile zu schaffen, die sich der ethischen Problematik ihrer Neigungen bewusst waren und Aufklärungsarbeit zu leisten.<ref>[http://www.schicksal-und-herausforderung.de/ueber-mich.html Website schicksal-und-herausforderung.de]</ref><ref name="Ahlers/Baier/Schaefer"/>

Es gibt eine Reihe von Selbstbezeichnungen, die von Pädophilen verwendet werden. Geläufig sind hier vor allem die [[Anglizismus|Anglizismen]] „Boylover“ für homosexuell orientierte pädophile Männer und „Girllover“ für heterosexuell orientierte. Hinzu kommen weitere Bezeichnungen wie „Littleboylover“ oder „Babyboylover“, die eine genauere Bezeichnung der präferierten Altersgruppe beinhalten. Von Kritikern werden diese Bezeichnungen als verharmlosend bewertet, da sie die Möglichkeit einer sexuellen Gleichstellung von Kindern und Erwachsenen suggerieren sollen.

== Literatur ==
* Volkmar Sigusch: ''Sexuelle Störungen und ihre Behandlung''. Thieme 2007, ISBN 978-3-13-103944-6
* Matthias Stöckel: ''Pädophilie. Befreiung oder sexuelle Ausbeutung von Kindern''. Campus-Verlag, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-593-35944-8
* Karl M. Beier, Hartmut A. G. Bosinski, Udo Hartmann und Kurt Loewit: ''Sexualmedizin''. Urban & Fischer 2001, ISBN 3-437-51086-X
* Günther Deegener: ''Sexueller Missbrauch: Die Täter''. Beltz 1995, ISBN 3-621-27251-8
* Gerald C. Davison und John M. Neale: ''Klinische Psychologie'', dt. Ausgabe hg. von M. Hautzinger. Beltz PVU, 7. Aufl., Weinheim 2007, ISBN 3-621-27614-9
* Gisela Braun, Marianne Hasebrink, Martina Huxoll: ''Pädosexualität ist Gewalt'', Beltz Votum, ISBN 3-7799-1810-2
* Horst Vogt: ''Pädophilie''. Leipziger Studie zur gesellschaftlichen und psychischen Situation pädophiler Männer. Pabst Science Publishers, 2006, ISBN 978-3-89967-323-4

== Siehe auch ==
* [[Pädophilenbewegung]]
* [[Pädokriminalität]]
* [[Kinderprostitution]]
* [[Kinderpornografie]]
* [[Hebephilie]]

== Weblinks ==
* [http://www.kein-taeter-werden.de/ Website des Projektes „Kein Täter werden“ an der Berliner Charité]

== Fußnoten ==
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<references/>

{{DEFAULTSORT:Padophilie}}

[[Kategorie:Pädophilie| ]]
[[Kategorie:Sexualpräferenz]]

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[[tr:Pedofili]]
[[uk:Педофілія]]
[[vi:Ái nhi]]
[[yi:פעדעפיליע]]
[[zh:恋童]]

Version vom 24. Mai 2012, 12:01 Uhr

Kendo is super tol einde