Paracetamol und Ibuprofen

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Die fixe Kombination der beiden Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen im Verhältnis 5:2 (Handelsname: Synofen) wird zur Behandlung von akuten, leichten bis mittleren starken Schmerzen angewendet. Das Kombinationspräparat soll vor allem bei Schmerzen eingesetzt werden, bei denen eine Linderung unter Behandlung mit den einzelnen Wirkstoffen ausbleibt.[1]

Wirkmechanismus

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Das Hormon Prostaglandin trägt zur Nozizeption, Entzündungsreaktionen, sowie auch Körpertemperaturerhöhung in Form von Fieber bei. Durch die unselektive Inhibition der Cyclooxygenase (COX) 1 und 2 wird die Prostaglandinsynthese gehemmt.[2] Die Wirkung von Ibuprofen beruht auf die Hemmung der COX-2 in der Peripherie. Dadurch wird die analgetische und antiphlogistische Wirkung vermittelt. Ibuprofen gehört zu der Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika (nonsteroidal antiinflammatory drug (NSAID)). Zudem führt die zentrale Hemmung der Prostaglandinsynthese im Hypothalamus zur Fiebersenkung.[1]

Paracetamol gehört zu der Gruppe der Nicht Opioid-Analgetika. Es wirkt antipyretisch und analgetisch, aber nicht antiphlogistisch. Der Wirkmechanismus von Paracetamol ist noch nicht vollständig aufgeklärt.[1] Es wird davon ausgegangen, dass Paracetamol kaum eine periphere, sondern eine zentrale Wirkung hat, welche sowohl die schmerzlindernde und als auch fiebersenkende Eigenschaften von Paracetamol erklären könnte. Wie diese allerdings zustande kommt, ist nach wie vor nicht gesichert. Es wird davon ausgegangen, dass durch Paracetamol das absteigende schmerzhemmende System des Körpers aktiviert wird. Über welchen Signalweg dies allerdings geschieht, ist unklar. Verschiedene Arbeiten glauben an eine Beeinflussung des Serotonin-Systems, andere postulieren eine Aktivierung der endocannabinoiden Signalwege.[1][3]

Paracetamol ist nicht nur das Analgetikum mit den wenigsten Nebenwirkungen, sondern auch das Analgetikum mit den wenigsten Wechselwirkungen.

Synergistische Wirkung

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Paracetamol und Ibuprofen wirken bei gleichzeitiger Einnahme synergistisch. Dieser Effekt kann mit den unterschiedlichen Wirkorten (zentral und peripher), -mechanismen und -qualitäten erklärt werden.[1][4]

Die Fixkombination bewirkt eine effektivere Schmerzlinderung im Vergleich zur Monotherapie mit Ibuprofen oder Paracetamol.[5] Ibuprofen reduziert das Schmerzsignal direkt am Ort der Entstehung, während Paracetamol die Übertragung des Schmerzsignals im zentralen Nervensystem hemmt. Die analgetische Wirkung von Paracetamol setzt bereits nach 15 Minuten ein, Ibuprofen hemmt den Schmerz für mindestens 8 Stunden.[5]

Das Nebenwirkungsprofil der fixen Kombination ist vergleichbar zu den Nebenwirkungen bei Behandlung der Schmerzen in einer Monotherapie mit den jeweiligen Wirkstoffen.[6]

Es werden keine pharmakokinetische Wechselwirkung zwischen Paracetamol und Ibuprofen erwartet. Die beiden Wirkstoffe unterscheiden sich hinsichtlich der Metabolisierung, sodass die Plasmakonzentration der Komponenten nicht durch die Kombination beeinflusst wird.[6]

Zusammensetzung und Anwendung

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Synofen Filmtabletten sind als erstes, deutsches OTC-Präparat mit der Wirkstoffkombination Ibuprofen/Paracetamol zugelassen. Sie setzen sich aus 500 mg Paracetamol und 200 mg Ibuprofen zusammen und sind für Erwachsene ab 18 Jahren zugelassen. Zwischen den einzelnen Dosen sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens sechs Stunden liegen. Um Nebenwirkungen zu minimieren, wird empfohlen, die Wirkstoffkombination zusammen mit einer Mahlzeit einnehmen.[1]

Entlassung aus der Verschreibungspflicht

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Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht hat 2021 die Befreiung von Paracetamol 500 mg/Ibuprofen 200 mg haltigen Präparaten aus der Verschreibungspflicht beantragt. Im Frühjahr 2022 folgte dann die Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung zugunsten dieser Kombination.  Für die rezeptfreie Abgabe dieser Kombipräparate dürfen die Gesamtmengen von Ibuprofen 4g und Paracetamol 10g pro Packung nicht überschritten werden.[7]

  • R Andrew Moore, Sheena Derry, Dominic Aldington, Philip J Wiffen: Single dose oral analgesics for acute postoperative pain in adults ‐ an overview of Cochrane reviews. In: Cochrane Database of Systematic Reviews. September 2015, doi:10.1002/14651858.CD008659.pub3, PMID 26414123.
  • Alessandra Bettiol, Ettore Marconi, Alfredo Vannacci, Monica Simonetti, Alberto Magni, Claudio Cricelli, Francesco Lapi: Effectiveness of ibuprofen plus paracetamol combination on persistence of acute musculoskeletal disorders in primary care patients. In: International Journal of Clinical Pharmacy. Band 43, Juli 2021, S. 1045–1054, doi:10.1007/s11096-020-01215-w, PMID 33411104.
  • Rika Rausch: Wer von der Fixkombination Paracetamol / Ibuprofen profitiert. In: DAZ Online. 26. Januar 2023, abgerufen am 6. Juni 2024.
  • Dina Abushanab, Daoud Al-Badriyeh: Efficacy and Safety of Ibuprofen Plus Paracetamol in a Fixed-Dose Combination for Acute Postoperative Pain in Adults: Meta-Analysis and a Trial Sequential Analysis. In: CNS Drugs. Band 35, Januar 2021, S. 105–120, doi:10.1007/s40263-020-00777-7, PMID 33428176.
  • Andri Marulitua Lubis, Samuel Maruanaya, Aida Rosita Tantri, Ludwig Andribert Powantia Pontoh, Nadia Nastassia Primananda Putri Shah Ifran: The Use of Combination Paracetamol and Ibuprofen in Postoperative Pain after Total Knee Arthroplasty, a Randomized Controlled Trial. In: Pain Physician. Band 24, 2021, ISSN 2150-1149, S. 1199–1204, PMID 34793640.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Fachinformation Synofen, (ratiopharm GmbH, Ulm). Stand: Juni 2023 (PDF)
  2. Eva-Maria Hierl: Wirkstoff-Lexikon Ibuprofen. DAZ Online, abgerufen am 6. Juni 2024.
  3. Brian J. Anderson: Paracetamol (Acetaminophen): mechanisms of action. In: Pediatric Anesthesia. Band 18, Nr. 10, 2. September 2008, S. 915–921, doi:10.1111/j.1460-9592.2008.02764.x, PMID 18811827.
  4. Hugo F. Miranda, Margarita M. Puig, Juan Carlos Prieto, Gianni Pinardi: Synergism between paracetamol and nonsteroidal anti-inflammatory drugs in experimental acute pain. In: PAIN. Band 121, Nr. 1, März 2006, S. 22–28, doi:10.1016/j.pain.2005.11.012, PMID 16480830.
  5. a b Donald R Mehlisch, Sue Aspley, Stephen E Daniels, Kristin A Southerden, Kyle S Christensen: A single-tablet fixed-dose combination of racemic ibuprofen/paracetamol in the management of moderate to severe postoperative dental pain in adult and adolescent patients: a multicenter, two-stage, randomized, double-blind, parallel-group, placebo-controlled, factorial study. In: Clinical Therapeutics. Band 32, Nr. 6, Juni 2010, S. 1033–1049, doi:10.1016/j.clinthera.2010.06.002, PMID 20637958.
  6. a b Jiangfeng Su, Rina Leyva, David Kellstein, Mario Cruz-Rivera, Suzanne Meeves: Safety and tolerability of fixed-dose combinations of ibuprofen and acetaminophen: pooled analysis of phase 1-3 clinical trials. In: Postgraduate Medicine. Band 131, Nr. 5, April 2021, S. 565–571, doi:10.1080/00325481.2021.1912466, PMID 33821768.
  7. Janina Seiffert: Kombination Ibuprofen und Paracetamol künftig rezeptfrei. In: Gelbe Liste. Abgerufen am 6. Juni 2024.