Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft

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Stalinpavillon in Chemnitz

Pavillons der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft wurden Anfang der 1950er Jahre in mehreren ostdeutschen Städten als Symbol der freundschaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion und zur Verehrung des sowjetischen Diktators Josef Stalin errichtet und als Ausstellungsgebäude zu propagandistischen Zwecken genutzt. Der Volksmund bezeichnete diese oft als Stalinpavillon,[1] teilweise auch als Sowjetpavillon.

Entstehungsgeschichte

Karl-Marx-Denkmal vorm Dresdner Stalinpavillon am Platz der Einheit, 1953

Die meist in Leichtbauweise errichteten pavillonartigen Bauten entstanden nach Gründung der DDR während Stalins Herrschaft bis kurz nach seinem Tod 1953. Hintergrund war die geforderte Repräsentation der neuen Machtverhältnisse und die politisch gewollte Freundschaft zum „Vorbild“ Sowjetunion. Bereits 1947 war zu diesem Zweck eine Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion gegründet worden, aus der zwei Jahre später die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft hervorging. Der neue politische Geist sollte sich jedoch nicht allein auf Freundschaftsgesellschaften beschränken, sondern sich auch in der Architektur widerspiegeln. Die Prioritäten lagen zunächst im Wiederaufbau der zerstörten Städte, wobei man öffentlichen Neubauten zugleich eine propagandistische Bedeutung zuschrieb. Neben Großprojekten wie dem Bau der Stalinallee in Berlin standen auch die Pavillons der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft in dieser Tradition.[2]

Nachdem die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft zur Aktion „Baut Sowjetpavillons!“ aufgerufen hatte, entstanden diese vor allem in Sachsen. Sie trugen meistens einen roten Stern sowie eine Inschrift, um die Macht des Sozialismus zu demonstrieren. So befand sich in Plauen am Bauwerk die Inschrift „Mit Stalin ist der Sieg“,[3] auf dem Dresdner Bauwerk stand die Losung „Von der Sowjetunion lernen heißt Siegen lernen“.[4] Ausgestattet wurden die Pavillons mit überdimensionierten Stalin- und Lenin-Büsten sowie mit Auslagen sowjetischer Bücher und von Propagandamaterial.[5] Als man Stalin später wegen seiner Verbrechen tabuisierte, versanken die Pavillons in der Bedeutungslosigkeit, wurden umgewidmet oder abgerissen.

Belegte Standorte

Stalinpavillons befanden sich in mehreren ostdeutschen Städten, u. a. in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau.

Chemnitz: Der am Anfang der Augustusburger Straße, Ecke Dresdner Straße befindliche Pavillon war ein „Musterbild“ des Sowjetpavillons und entstand nach zeitgenössischen Aussagen „in Tag- und Nachtarbeit von freiwilligen Helfern aus allen Schichten“ (Bericht des Organs der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Freundschaft in Aktion) in nur 51 Tagen. Auf dem Dach des zweigeschossigen Rundbaus befand sich ein roter Stern, der nachts elektrisch erleuchtet wurde. Das 1953 errichtete Gebäude diente zunächst für wechselnde Ausstellungen. Später wurde es als Berufsberatungszentrum genutzt. Der Abbruch erfolgte im Zusammenhang mit dem Ausbau der Kreuzung 1975.[6][7]

Dresden: Der Dresdner Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft befand sich am Albertplatz (ab 1946 Platz der Einheit) und wurde auch als „Pavillon zu Ehren der ruhmreichen Sowjetarmee“ bezeichnet. Der quadratische Flachbau mit vorgelagertem Säulengang besaß ein treppenartiges Dach, welches von einer langgestreckten Spitze bekrönt wurde. Ein installiertes Glockenspiel spielte stündlich die Melodie des Glockenspiels des Moskauer Kremls.[8] Der Innenraum diente für verschiedene Ausstellungen. So gab es im April 1952 eine Ausstellung zum Monat der Deutsch-Polnischen Freundschaft.[9] Im Rahmen des „Karl-Marx-Jahres“ 1953 fand eine Karl-Marx-Ausstellung statt, bei der mit Schautafeln, Texten und Originaldokumenten Leben und Werk des Begründers des wissenschaftlichen Sozialismus dargestellt wurden.[1] Das Bauwerk wurde vermutlich in den 1960er Jahren abgerissen.

Leipzig: Der Leipziger Stalinpavillon stand in der Innenstadt neben dem Alten Rathaus. Beim Volksaufstand am 17. Juni 1953 wurde der Pavillon in Brand gesteckt und dabei zerstört.[10]

Plauen: Auf dem Albertplatz wurde am 21. Januar 1953 ein Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft eingeweiht. Die Bauzeit war sehr kurz. So wurde der Grundstein am 28. November 1952 gelegt und zu Stalins 74. Geburtstag am 21. Dezember 1952 bereits das Richtfest gefeiert.[11] Vorher gab es schon auf dem Theaterplatz einen Stalinpavillon, der von einer FDJ-Brigade errichtet und im Juni 1951 eingeweiht wurde.[12]

Zwickau: Der Zwickauer Stalinpavillon entstand 1953 am damaligen Karl-Marx-Platz (heute Schumannplatz) und wurde am 8. Mai als „Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ eingeweiht. An dieser Stelle hatte von 1898 bis etwa 1943 ein Bismarck-Denkmal gestanden. Auch dieser Pavillon wurde anfangs für Ausstellungen zur Festigung der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft genutzt. Es handelte sich um einen zweigeschossigen Rundbau mit Turm und rotem Stern auf der Spitze. Später verfiel das Gebäude und wurde deshalb am 4. November 1985 abgerissen. Seit 1986 befindet sich an der Stelle des ehemaligen Stalinpavillons der Brunnen der Freundschaft.[13][14]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Künstlerwerkhof in Stalinstadt. In: Neues Deutschland. 28. März 1953, S. 4 (nd-archiv.de – kostenpflichtig).
  2. Jan C. Behrends: Die erfundene Freundschaft: Propaganda für die Sowjetunion in Polen und in der DDR, S. 254–263. In: Zeithistorische Studien. Band 32. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2006, ISBN 978-3-412-23005-0.
  3. Pavillon der Deutsch-sowjetischen Freundschaft, sog. Stalin-Pavillon in Plauen. in der Deutschen Digitalen Bibliothek abgerufen am 28. Juli 2014
  4. Erich Höhne, Erich Pohl: Dresden, Albertplatz (Platz der Einheit), Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, sogen. Stalin-Pavillon? Bildnisse Wilhelm Piecks, Gedenkstätte am Postplatz. In: Deutsche Fotothek. 21. Dezember 1951, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  5. Peter hat Geburtstag. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1953 (online).
  6. Architektur in Chemnitz. In: chemnitztour.de. Abgerufen am 29. Oktober 2016.
  7. Robert Aßmann, Ilja Kogan: Auf historischen Museumspfaden durchs Reitbahnviertel, S. 9. (PDF) In: reitbahnviertel.de. 2010, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  8. Annette und Jenni Dubbers: Die Innere Neustadt. Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteils, S. 60. Hrsg.: Umweltzentrum Dresden e. V. Dresden 2003, ISBN 3-937199-31-4.
  9. Dresden, Albertplatz (Platz der Einheit), Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, sogen. Stalin-Pavillon, … April 1952 in der Deutschen Digitalen Bibliothek, abgerufen am 29. Juli 2014.
  10. Peter Lange, Sabine Ross (Hrsg.): 17. Juni 1953, Zeitzeugen berichten: Protokoll eines Aufstands, S. 255. LIT Verlag, Münster 2004, ISBN 978-3-8258-7685-2.
  11. Andreas Krone: Am Plauener Albertplatz: Der Stalintempel und seine Vorgänger-Denkmale (Inhaltsverzeichnis mit Abbildung des Pavillons). (PDF) In: Historikus Vogtland – Historisches Geschichtsmagazin, 9. Jg., Heft 1, Jan./Febr. 2014, S. 25. Januar 2014, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  12. Erich Höhne, Erich Pohl: Plauen/Vogtland, Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, sogen. Stalin-Pavillon. Einweihung des von einer [[Freie Deutsche Jugend|FDJ]]-Brigade erbauten Pavillons, die für ihre Arbeit ausgezeichnet wird. In: Deutsche Fotothek. Juni 1951, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  13. Frank Dörfelt: Wahrzeichen am Schumannplatz wieder in Betrieb. In: Wochenspiegel Zwickau. 25. Juni 2014, S. 13.
  14. Erich Höhne, Erich Pohl: Zwickau, Kundgebung am Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, sogen. Stalin-Pavillon. In: Deutsche Fotothek. 27. Juni 1951, abgerufen am 29. Oktober 2016.