Penkowka-Kultur

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Archäologische Kulturen Osteuropas im 7.Jahrhundert
  • Penkowka-Kultur
  • Prag-Kortschak-Kultur
  • Die Penkowka-Kultur (englisch Penkovka culture) war eine archäologische Kultur des 5. bis 8. Jahrhunderts auf dem Gebiet der heutigen Ukraine und Moldawiens.

    Ausbreitungsgebiet

    Die Penkowka-Kultur erstreckte sich vom mittleren Dnjepr entlang Sula, Seim, Psel, Sewerski Donez und Oril bis zum mittleren Dnjestr und mittleren Pruth. Im 6. Jahrhundert dehnte sie sich über den Dnjepr nach Osten aus und im Westen bis zur unteren Donau, wo sie als Ipotești-Cândești-Kultur bezeichnet wird.

    Die Kultur ist benannt nach dem Fundort Penkowka bei Winniza. In der Ukraine sind ca. 300 Fundorte bekannt. Befestigte größere Siedlungen bestanden bei Pastyrske (politisches Zentrum [1]) und Seliste.

    Die Penkowka-Kultur grenzte im Osten an die Saltowo-Majaki-Kultur, im Norden an die Kolotschin-Kultur und im Westen an die Kortschak-Kultur.

    Als Träger der Penkowka-Kultur werden meist Anten angesehen, Vorläufer der Slawen[2].

    Entstehung

    Die Penkowka-Kultur entstand im 5. Jahrhundert aus der Kiewer Kultur unter starkem Einfluss der Tschernjachow-Kultur und turkstämmiger Wolga-Bulgaren.

    Wirtschaft

    Ackerbau und Viehzucht, teilweise nomadisch, waren Lebensgrundlagen. Die Metallverarbeitung zeigte chasarische, kaukasische, byzantinische, arabische und baltische Einflüsse. Ein Zentrum der Metallverarbeitung wurde bei Gajworon am Südlichen Bug gefunden.

    Die handgemachte Keramik hatte große Nähe zur Prager Kultur. Verbreitet war auch Keramik der östlichen Saltowo-Majak-Kultur (Chasaren), die als Saltowo- oder Pastyrske-Keramik bezeichnet wird.

    Siedlungen

    Die Siedlungen lagen an Flüssen und waren nicht befestigt. Die Fläche betrug meistens nicht mehr als 2 oder 3 Hektar. Die Siedlungen bestanden aus bis zu 30 Häusern, von denen gleichzeitig nur 12 - 15 genutzt wurden. Nach einiger Zeit wurden sie verlassen, später dann wieder bewohnt.

    Die Häuser waren in die Erde eingetieft (0,6 - 0,8 m), meist rechteckig, selten oval. Die Türen waren nach Süden oder Osten ausgerichtet.

    Bestattungskultur

    In den Waldsteppengebieten gab es Brandbestattungen. Die Bestattungsplätze lagen in Niederungen und waren 0,5 bis 1 km von den Siedlungen entfernt. Die Toten wurden an den Bestattungsstellen verbrannt und mit oder ohne Urnen in Gräbern bestattet. Die Grabbeigaben waren spärlich (Schmuck).

    In der offenen Steppenzone gab es auch Körperbestattungen mit reicheren Grabbeigaben (Waffen, Repräsentationsobjekte). Diese entsprachen den Gebräuchen der östlich gelegenen Kulturen (Chasaren, Alanen, Bulgaren, Utriguren), es ist daher nicht klar, ob sie der Penkowka-Kultur zuzuordnen sind.

    Änderungen

    Anfang des 8. Jahrhunderts trat an die Stelle der verschwindenden Penkowka-Kultur die archäologische Kultur der frühen ostslawischen Gruppen.

    Weblinks

    Literatur

    • Frank Kämpfer: Ostslaven. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1546 f.
    • Florin Curta: The Making of the Slavs: History and Archaeology of the Lower Danube Region, Cambridge 2001

    Anmerkungen

    1. Szmoniewski 2012, S.74-76
    2. W. W. Sedow, Slawjane w rannem srednewekowe, Moskau 1996 online; ders., Etnogenes rannych slawjan, in:Westnik RAN, Bd. 73/7, 2003, S. 594ff. online