Place de la Contrescarpe

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Die Place de la Contrescarpe ist ein geschichtsträchtiger Platz im 5. Arrondissement von Paris.

Name

Der Name des Platzes ist ein Fachbegriff aus dem Festungsbau. Es handelt sich bei der Kontereskarpe um eine äußere Mauer oder Böschung eines Festungsgrabens, die für den Angreifer das erste Hindernis darstellt. Bei trockenen Gräben verläuft dahinter meist ein Gang (Galerie), von dem aus der Graben unter Feuer genommen werden kann. Er bezieht sich auf die Contrescarpe-Saint-Marcel, der heutigen Rue Blainville.

Lage und Geschichte

Herbst an der Place de la Contrescarpe

Der Platz liegt im Norden der Rue Mouffetard (moufette, altfranz. für „Stinktier“; der unangenehme Geruch kam vom früheren Flusslauf der Bièvre (Seine) in der Nähe, die hier im Untergrund verläuft). Im Norden setzt sie sich als Rue Descartes fort. Ferner münden die Rue du Cardinal-Lemoine, Rue Blainville und die Rue Lacépède in den Platz. Die Place de la Contrescarpe bildet die Achse des ehemaligen Arbeiterdistrikts Faubourg St. Médard. Unter den vielen Kneipen, hier Cabarets genannt, ist die berühmteste die La Pomme de Pin, deren Name noch heute in gotischer Schrift am Haus 1 des Platzes angebracht ist. Hier waren ab 1530 Literaten der Pléiade wie Molière, Jean Racine, Ronsard, Joachim du Bellay oder Pontus de Tyard zu Gast.[1] Diese Gegend gehörte zu jener Zeit noch nicht zu Paris und lag zu abseits von Baron Haussmanns Bauplänen, sodass sie in seinen Umbauplänen unberücksichtigt blieb und deshalb viel von ihrem mittelalterlichen Charme erhalten hat. Erst seit 1724 befindet sich der Platz innerhalb der Pariser Stadtgrenze. Seit 1852 wird er nach seiner Fertigstellung offiziell als Platz bezeichnet.

Weihnachtsbeleuchtung an der Place de la Contrescarpe

Hier verbrachte Ernest Hemingway in den Cafés oft seine Freizeit. Er lebte hier vom 9. Januar 1922, drei Wochen nach seiner Ankunft aus den USA, bis August 1923. Hemingway war angestellter Auslandskorrespondent des Toronto Star. Das Café des Amateurs (Haus 2-4) mied er, denn es war für ihn „the cesspool of the rue Mouffetard“, also die Kloake der Rue Mouffetard: „Das Café des Amateurs war die Senkgrube der Rue Mouffetard, jener wundervollen, engen, wimmelnden Marktstraße, die zur Place Contrescarpe führt.“[2] „Nachts mussten wir die Fenster wegen des Regens schließen, und der kalte Wind blies die Blätter von den Bäumen der Place Contrescarpe.“[3] Heute befindet sich an dieser Stelle das Café Delmas, das von Schülern der nahegelegenen Lyzeen gerne besucht wird. In der Rue du Cardinal-Lemoine 74 wohnte Hemingway auf dem dritten Stock mit seiner jungen Frau Hadley. Später wohnte er in einem Hotel der nahegelegenen Rue Descartes 39, der nördlichen Verlängerung der Rue Mouffetard. Der Dichter Paul Verlaine verstarb im gleichen Haus am 8. Januar 1896.

Heute umrahmen Judasbäume einen Springbrunnen, die das Zentrum des Platzes bilden. Direkt am Platz, aber zur Rue Mouffetard 14 gehörend, wird an einem Haus ein weithin sichtbares Gemälde präsentiert. Dieses erinnert an den ehemaligen Musikklub Au Nègre Joyeux („Zum glücklichen Neger“), den Hemingway ebenfalls erwähnt.

Die Place de la Contrescarpe war kurzzeitiger Drehort des am 13. März 1953 in Deutschland in die Kinos gekommenen Spielfilms Schnee am Kilimandscharo, in dem Gregory Peck die Rolle des Hemingway spielt. Der Film beruht auf der im August 1936 unter dem Titel The Snows of Kilimanjaro im Esquire-Magazin erschienenen Erzählung von Hemingway.

Einzelnachweise

  1. Gabriele Christine Schenk-Sedlmeier, Paris, 2006, S. 118
  2. Rowohlt: Leseprobe aus Hemingway, Paris - ein Fest fürs Leben („Paris: A Moveable Feast“), 1965, S. 9 f.
  3. Hemingway, a.a.O., S. 9

Koordinaten: 48° 50′ 40,1″ N, 2° 20′ 57,8″ O