Puszta-Hütte

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Frontseite der Puszta-Hütte
Puszta-Hütte, 2015

Die Puszta-Hütte ist eine Gaststätte im Kölner Stadtteil Altstadt-Süd. Sie wurde im Jahr 1948 als typische „Trümmerbude“ der Nachkriegszeit eröffnet und verkaufte ein ungarisches Gulaschgericht nach überliefertem Rezept. Auch nach dem Bezug einer festen Bleibe in den 1950er Jahren wird in dem Schnellrestaurant bis in die Gegenwart ausschließlich dieser Gulasch serviert.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historienwand

Die Eröffnung der Puszta-Hütte erfolgte kurz nach der Einführung der Deutschen Mark. Im weitgehend zerstörten Köln der frühen Nachkriegszeit gehörte sie zu den Pionieren einer aufkommenden Imbisskultur, in der sich eine bis dahin kaum verbreitete „schnelle Mahlzeit“ auf der Straße etablierte. Das Essen an und auf der Straße war damals in Deutschland wenig verbreitet und kam mit den Besatzungssoldaten aus den USA und England auf, deren Essgewohnheiten schließlich Nachahmung fanden. In einfach gezimmerten Trümmerbuden wurden beispielsweise Frikabrötchen (Hackfleischbällchen), Backwaren und gelegentlich auch Reibekuchen zu vergleichsweise hohen Preisen zum sofortigen Verzehr verkauft.[1]

Auch der Gründer der Puszta-Hütte, Max Lippert, verkaufte seinen Gulasch ab dem Jahr 1948 aus einer improvisierten Hütte nahe dem Kölner Neumarkt an Straßenkundschaft. Bei dem Gericht handelt es sich nach Angaben des Restaurants um das überlassene Rezept einer ungarischen Bäuerin, bei der Lippert nach seiner Kriegsgefangenschaft in Ungarn Unterschlupf gefunden habe. Diese Suppe habe er in Deutschland nachgekocht und in den Verkauf gebracht.[2]

Der scharf gewürzte Gulasch der Puszta-Hütte wurde für den damals stolzen Preis von einer Mark pro Portion verkauft und fand dennoch großen Zuspruch. Der Kulturanthropologe Gunther Hirschfelder stuft die Puszta-Hütte als frühes Beispiel der „Pluralisierung des Geschmacks“ ein, die in den 1950er Jahren der Bundesrepublik zu beobachten war.[3][1]

Zu Beginn der 1950er Jahre wurde der Betrieb in ein etwa 30 Meter entferntes Gebäude der Fleischmengergasse, der traditionellen Kölner Straße des Fleischer-Gewerbes, verlegt und dort als Schnellrestaurant mit Sitzplätzen betrieben. Dort befindet sich auch heute noch das Stammhaus der Puszta-Hütte, die ab 1992 von Nikolas Sardis betrieben wurde, seit 2019 von dessen Sohn Günter Sardis.[4][5][6]

Die Puszta-Hütte heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standardportion: Gulasch mit „Rot“ und Brötchen, dazu Mühlen-Kölsch vom Fass

Unter dem WerbesloganUnser Gulasch hebt den ältesten Jahrgang auf’s Fahrrad“ wird im Stammhaus der Puszta-Hütte am Neumarkt der ungarische Gulasch nach dem „überlieferten Rezept der Bäuerin“ hergestellt und vermarktet. Der Gulasch wird in einer Edelstahlschale serviert; im Preis eingeschlossen sind ein Brötchen und, wenn gewünscht, ein Nachschlag Gulaschsauce. Für die Herstellung der Gulaschsuppe werden Rindfleisch, Wasser, Paprika, tierisches Fett, Zwiebeln, Kochsalz, Knoblauch und Gewürze verwendet. Der in der Fleischmengergasse zubereitete ungarische Gulasch wird neben dem Sofortverzehr im Restaurant auch in Konservendosen abgefüllt, die auch im Versand vertrieben werden. „Original Ungarischer Gulasch aus der Puszta-Hütte“ ist ein registriertes Warenzeichen. In den Orten Hürth und Wesseling wurden von Familie Sardis Zweigstellen der Puszta-Hütte eröffnet; zusätzlich gibt es mobile Verkaufsstände.[7]

Bei einem Gulasch-Test in der Doku-Soap Mein Lokal, Dein Lokal setzte sich die Puszta-Hütte Ende 2015 mit ihrem Gulasch gegen zwei andere Kölner Restaurants durch.[8]

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gulaschgericht ist die einzige im Restaurant erhältliche Speise. Eine Speisekarte gibt es daher nicht.

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Puszta-Hütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Gunther Hirschfelder: Kölner Fast Food zwischen Rievkooche und McDonald's; Zur Entwicklung einer Kulturform seit 1945 in: KulTour: Mitteilungsblatt des Volkskundlichen Seminars der Universität Bonn, Jg. 1995, S. 24–37
  2. Puszta-Hütte. In: puszta-hütte.de. Günter Sardis, abgerufen am 15. Juli 2022.
  3. Michael Wildt: Abschied von der "Freßwelle" oder: die Pluralisierung des Geschmacks. In: Alois Wierlacher, Eva Barlösius (Hrsg.): Kulturthema Essen : Ansichten und Problemfelder. Akademie-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-05-002367-8, S. 211–225.
  4. Puszta-Hütte | Köln | Über uns. Abgerufen am 15. Juli 2022.
  5. Fotoalbum. In: puszta-hütte.de. Abgerufen am 15. Juli 2022.
  6. Geschichte. In: puszta-hütte.de. Abgerufen am 15. Juli 2022.
  7. Ungarische Gaststätte Puszta Hütte in Köln am Rhein. In: ungarntipps.de. Peter Schräpler, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Januar 2020; abgerufen am 15. Juli 2022.
  8. Mein Lokal, Dein Lokal, Folge 13 Staffel 1: Gulasch in Köln (Memento vom 17. Januar 2016 im Internet Archive)

Koordinaten: 50° 56′ 5,7″ N, 6° 56′ 55,4″ O