Radiofrequenz-Neurotomie

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Die Radiofrequenz-Neurotomie (Syn.: perkutane Radiofrequenz-Denervation) ist eine Behandlungsmethode zur Schmerzlinderung bei spezifischen Rückenschmerzen im Bereich der Halswirbelsäule, der Lendenwirbelsäule und des Iliosakralgelenks. Ziel der Behandlung ist die thermische Zerstörung (Verödung, Koagulation) des schmerzleitenden Nerven (Neurotomie bzw. Denervierung).

Da es nicht einfach ist, zu diagostizieren, ob ein Schmerz von den Wirbelbogengelenken (bzw. dem Iliosakralgelenk) ausgeht, werden vor einer Radiofrequenz-Neurotomie in der Regel Testblockaden des verdächtigten Nervs (gezielte Injektionen eines Lokalanästhetikums) durchgeführt.[1]

Dabei wird mithilfe eines Computertomografen (bildgebende Überwachung) eine Nadel oder Sonde an die zu behandelnden Nerven herangeführt. Über Radiowellen (250 kHz bis 1 MHz) wird Wärme erzeugt (75–90 °C über 60–90 Sekunden),[1] die zu den Nerven strömt und dadurch die schmerzleitenden Nervenbahnen unterbricht.

Die Methode zählt zu den die Nervenleitung blockierenden Methoden. Ihre Ansprechrate (Schmerzreduktion von mindestens 50 % über mindestens 6 Monaten) wird als „gut bis moderat“[2] eingestuft, Langzeitergebnisse fehlen bislang (Stand: 2008). Als Komplikationen sind Infektionen, Hämatome, Verbrennungen oder Beschädigungen umliegender Nervenstrukturen bekannt.[3]

Entwickelt wurde die Radiofrequenz-Neurotomie Anfang der 1970er Jahre mit dem Ziel, die Nervenversorgung der Facettengelenke der Wirbelsäule zu unterbrechen. Sie war weniger mit unerwünschten Nebenwirkungen behaftet, als die bereits kurz vorher (1970) bereits mit identischer Zielsetzung verwendete perkutane Thermokoagulation.[4]

Einer anderen Quelle zufolge entstand die Idee einer gepulsten Radiopfrequenztherapie im Jahr 1993 und wurde 1996 erstmals erfolgreicht durchgeführt.[2]

Einzelnachweise

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  1. a b Stephan Klessinger: Leitlinie Radiofrequenz-Denervation der Facettengelenke und des Iliosakralgelenks für Patientinnen und Patienten, AWMF-Register-Nr. 151/004, Deutsche Wirbelsäulengesellschaft, 1. Auflage Juli 2023, abgerufen am 13. Juli 2024.
  2. a b M. Wewalka: Die gepulste Radiofrequenztherapie in der Behandlung chronischer Schmerzen, Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24-A12, Thieme, DOI:10.1055/s-0034-1389660, abgerufen am 3. Juli 2024.
  3. S. Mohadjer: Diagnose und Therapie des Iliosakralgelenk-Syndroms. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 2008, S. 13–14. Dort wird verwiesen auf die Arbeiten:
    • F. M. Ferrante, L. F. King u. a.: Radiofrequency sacroiliac joint denervation for sacroiliac syndrome. In: Regional anesthesia and pain medicine. Band 26, Nummer 2, 2001 Mar-Apr, S. 137–142, ISSN 1098-7339. doi:10.1053/rapm.2001.21739. PMID 11251137.
    • A. Gevargez, D. Groenemeyer u. a.: CT-guided percutaneous radiofrequency denervation of the sacroiliac joint. In: European radiology. Band 12, Nummer 6, Juni 2002, S. 1360–1365, ISSN 0938-7994. doi:10.1007/s00330-001-1257-2. PMID 12042940.
    • H. C. Hansen, A. M. McKenzie-Brown u. a.: Sacroiliac joint interventions: a systematic review. In: Pain physician. Band 10, Nummer 1, Januar 2007, S. 165–184, ISSN 1533-3159. PMID 17256029. (Review).
    • B. A. Zelle, G. S. Gruen u. a.: Sacroiliac joint dysfunction: evaluation and management. In: The Clinical journal of pain. Band 21, Nummer 5, 2005 Sep-Oct, S. 446–455, ISSN 0749-8047. PMID 16093751. (Review).
  4. J. Jerosch u. a.: Das lumbale Facettensyndrom, Springer eBook collection, Verlag Springer, 2005, S. 6, ISBN 3-540-27709-9, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche